Signale setzen will der Initiativplan Duisburg aus Wirtschaft und Persönlichkeiten, er will Duisburg nach der Loveparade-Katastrophe wieder nach vorne zu bringen. Doch er steckt auch in einem Dilemma.

„Ich leide wie ein Hund“, beschreibt Haniel-Managerin Jutta Stolle ihre Gefühlslage, wenn Duisburg, ihre Heimatstadt, mal wieder „verrissen“ wird. Nachdem sie einmal Luft holt, ergänzt sie in der ihr typischen klaren Sprache: „Es gibt hier in dieser Stadt verdammt viele gute Sachen, die aber keine Socke weiß“.

Zwei Zitate, die trefflich umschreiben, was den hochkarätigen Kreis, der sich seit dem Herbst 2010, kurz nach der Loveparade-Katastrophe zusammengefunden hat, umtreibt: Duisburg nach dem Desaster aus der Lähmung, aus den Selbstzweifeln herausholen, Akzente der Stärke und des Selbstbewusstseins setzen, nach vorne schauen, ja auch zur Normalität zurückkehren. So werden viele Duisburger denken, die den Schrecken des Juli-Tages nicht vergessen können und zugleich erleben, dass ihre Stadt seitdem weiterhin zerrissen ist.

Haniel, Grillo, ThyssenKrupp und andere, dazu die Bürgerstiftung oder Pro Duisburg, die ohnehin schon bürgerschaftliches Engagement für Duisburg bündeln, bilden den „Initiativplan Duisburg“. Sie eint das Ziel, etwas für Duisburg tun zu wollen, Verantwortung für die geschundene Duisburger Seele zu übernehmen.

Oliver Schmeer, Leiiter der WAZ-Lokalredaktion Duisburg
Oliver Schmeer, Leiiter der WAZ-Lokalredaktion Duisburg © WAZ

Was wollte man daran kritisieren? Nichts. Man muss vielleicht nur mehr erklären, was bislang für die Menschen, die der Kreis doch eigentlich ansprechen und mitnehmen will, noch nicht recht verständlich, noch nicht greifbar ist. Nämlich, dass diese „Wir-sind-Duisburger“-Initiative mehr sein will und sein wird als eine weitere Image-Aktion für Duisburg.

Zeitig Zeichen setzen

Wenn Haniel, ThyssenKrupp und bald auch andere Duisburger Unternehmen, die dazu stoßen (müssen) wie die König-Brauerei oder Duisport, ihre Kraft in die Waagschale werfen, lässt sich etwas bewegen. Der Kreis kann Kräfte bündeln, Kräfte freisetzen.

Der Initiativplan will keine schönen Plakate aufhängen, auch kein buntes Stadtfest bezahlen. Das ist richtig so. Und doch: Auch die Initiatoren selber wissen nur zu gut, dass es eilends mehr braucht als die erste, wenn auch wichtige Botschaft: „Es gibt uns. Wir wollen was tun.“

Zu lange würde es dauern, die Wirkung verpuffen, wenn die Schlag- und Tatkraft sich erst 2012 beim Mercator-Jahr zeigen würde. Duisburg braucht jetzt, gerade in der Zeit des Jahrestages Zeichen des Aufbruchs.

Positionierung zur Stadtspitze ein Dilemma

Wie es gehen kann, was Netzwerke bewegen können, zeigte sich beim Loveparade-Mahnmal. Da war zunächst die Idee, die Initiative, da war dann das Unternehmen, das es fertigte, ein anderes, das es aufstellen will. Und mit hoher Sensibilität wird man in gut zwei Wochen zur Einweihung gemeinsam der Opfer gedenken.

Sensibilität bedarf es auch bei der Frage, wie der Initiativkreis sich zur Stadtspitze stellt. Er steckt dabei in einem verständlichen, aber geradezu unlösbaren Dilemma. Er braucht die Stadt. Doch die Personen, die die Stadt in der Runde vertreten, also die fast vollständige Riege der Beigeordneten (es fehlt nur Sozialdezernent Spaniel) und an ihrer Spitze der Oberbürgermeister, sie stehen in der Kritik, an ihnen entzündet sich oft Verbitterung und Wut.

Zerbricht die Idee, weil etwa mit Rechtsdezernent Rabe einer der staatsanwaltschaftlich Beschuldigten am Tisch sitzt, oder mit Sauerland derjenige, an dessen strittiger Verantwortung und umstrittenen Verhalten sich Duisburgs Stadtleben seit Monaten zerreißt? Die Gefahr ist groß, dass dieser Widerspruch der Initiative Türen und Herzen verschließt, sie auch auf Ablehnung stößt. „Es geht um die Sache“, sagt Jutta Stolle geradezu beschwörend. Vielleicht hilft allen ein Satz aus der Präambel der Initiative: „Wir wollen das Geschehene nicht relativieren.“

Trauer in Duisburg

Was am Ende übrig bleibt: ein rotes Stoffherz, das auf dem Boden liegt. 21 Menschen werden es später sein, die ...
Was am Ende übrig bleibt: ein rotes Stoffherz, das auf dem Boden liegt. 21 Menschen werden es später sein, die ... © ddp
... beim Unglück von Duisbug ihr Leben lassen mussten. Die Parade der Liebe endet ...
... beim Unglück von Duisbug ihr Leben lassen mussten. Die Parade der Liebe endet ... © ddp
... trifft das Unglück bis ins Mark. Die Party hatte die größte sein sollen, ...
... trifft das Unglück bis ins Mark. Die Party hatte die größte sein sollen, ...
... die dort jemals gefeiert wurde. Stattdessen wird sie zur Todesfalle. Das Kopfsteinpflaster des kargen Geländes wird auf ewig verbrannte Erde sein. Am Tag, ...
... die dort jemals gefeiert wurde. Stattdessen wird sie zur Todesfalle. Das Kopfsteinpflaster des kargen Geländes wird auf ewig verbrannte Erde sein. Am Tag, ... © ddp
... nach dem das Unfassbare Wirklichkeit geworden ist, kehren die Menschen zurück an den Ort des Geschehens. Ganz so,...
... nach dem das Unfassbare Wirklichkeit geworden ist, kehren die Menschen zurück an den Ort des Geschehens. Ganz so,... © ddp
... als könne die Unglücksstätte selbst eine Erklärung liefern. Wie nur hatte das passieren können? Der dunkle Karl-Lehr-Tunnel...
... als könne die Unglücksstätte selbst eine Erklärung liefern. Wie nur hatte das passieren können? Der dunkle Karl-Lehr-Tunnel... © Markus Joosten / WAZ FotoPool
... wird zum Sinnbild der allerletzten Loveparade. Am Tag eins danach ...
... wird zum Sinnbild der allerletzten Loveparade. Am Tag eins danach ... © Markus Joosten / WAZ FotoPool
... geben die Behörden den Tunnel für die Trauernden frei. Die Menschen zünden Kerzen an, ...
... geben die Behörden den Tunnel für die Trauernden frei. Die Menschen zünden Kerzen an, ... © APN
... legen Blumen im Gedenken an die Verstorbenen nieder und schreiben ihre Gefühle auf Karten, die sie dazu stecken. Seinen Schrecken kann...
... legen Blumen im Gedenken an die Verstorbenen nieder und schreiben ihre Gefühle auf Karten, die sie dazu stecken. Seinen Schrecken kann... © ddp
... dieser düstere Ort allein durch die Lichter nicht verlieren. Aber vielen hilft es, dort zu sein, sich selbst ein Bild zu machen. Vom Tunnel, von der Rampe und ...
... dieser düstere Ort allein durch die Lichter nicht verlieren. Aber vielen hilft es, dort zu sein, sich selbst ein Bild zu machen. Vom Tunnel, von der Rampe und ... © Markus Joosten / WAZ FotoPool
... von den schmalen rettenden Aufgängen, die manche erst zu spät erreichten. Ihr Tod...
... von den schmalen rettenden Aufgängen, die manche erst zu spät erreichten. Ihr Tod... © ddp
... soll nicht vergessen werden:
... soll nicht vergessen werden: "Wir sind in Gedanken bei euch und bei allen, ... © ddp
... die ihr zurückgelassen habt
... die ihr zurückgelassen habt", sagen die © Markus Joosten / WAZ FotoPool
... Dutzenden von Kerzen, die nach und nach das Gelände des Güterbahnhofs...
... Dutzenden von Kerzen, die nach und nach das Gelände des Güterbahnhofs... © Markus Joosten / WAZ FotoPool
...und den Karl-Lehr-Tunnel in ein warmes Rotlicht tauchen. Ihre Anteilnahme...
...und den Karl-Lehr-Tunnel in ein warmes Rotlicht tauchen. Ihre Anteilnahme... © Markus Joosten / WAZ FotoPool
... schreiben viele -
... schreiben viele - "Rest in Peace", ruhet in Frieden. Was ist mehr zu sagen,... © Markus Joosten / WAZ FotoPool
... wenn junge Menschen ihr Leben lassen, weil Politik und Verwaltung eine Veranstaltung genehmigen, die in der Form niemals hätte in Duisburg stattfinden dürfen? Die Bilder...
... wenn junge Menschen ihr Leben lassen, weil Politik und Verwaltung eine Veranstaltung genehmigen, die in der Form niemals hätte in Duisburg stattfinden dürfen? Die Bilder... © ddp
... der Trauernden von Duisburg berühren ganz Deutschland. Sie ...
... der Trauernden von Duisburg berühren ganz Deutschland. Sie ... © Markus Joosten / WAZ FotoPool
... gehen um die Welt. Nicht nur Deutsche sind gestorben. Weitere Opfer kommen aus Australien, den Niederlanden, ...
... gehen um die Welt. Nicht nur Deutsche sind gestorben. Weitere Opfer kommen aus Australien, den Niederlanden, ... © APN
...gilt das Beleid der Trauernden. Mit Blumen und Grablichtern verleihen sie ihrem Mitgefühl Ausdruck. Eine Skulptur...
...gilt das Beleid der Trauernden. Mit Blumen und Grablichtern verleihen sie ihrem Mitgefühl Ausdruck. Eine Skulptur... © ddp
... aus Eis steht zwei Tage nach dem Umglück vor dem Karl-Lehr-Tunnel.
... aus Eis steht zwei Tage nach dem Umglück vor dem Karl-Lehr-Tunnel. "In tiefer Trauer" ist in den Quader eingraviert. Aus den vereinzelten... © ddp
... Kerzen ist inzwischen ein regelrechtes Lichtermeer geworden. Hunderte Menschen kommen in den Tunnel. Vielen hilft es, nicht allein zu sein. Sie fassen sich an den Händen,...
... Kerzen ist inzwischen ein regelrechtes Lichtermeer geworden. Hunderte Menschen kommen in den Tunnel. Vielen hilft es, nicht allein zu sein. Sie fassen sich an den Händen,... © ddp
....halten einander fest und umarmen sich. Noch immer ist für die meisten kaum fassbar, ...
....halten einander fest und umarmen sich. Noch immer ist für die meisten kaum fassbar, ... © ddp
... dass junge Menschen unter der Last anderer Menschen gestorben sein sollen, dass sie nicht mehr da sind, ...
... dass junge Menschen unter der Last anderer Menschen gestorben sein sollen, dass sie nicht mehr da sind, ... © ddp
... und nicht mehr zurückkehren. Der Schock sitzt tief, nicht nur...
... und nicht mehr zurückkehren. Der Schock sitzt tief, nicht nur... © ddp
... bei den Angehörigen der Opfer und bei den Besuchern der Parade: Ganz Duisburg hat die Katastrophe getroffen. Unbeteiligte fühlen mit den Betroffenen mit. Das Unglück...
... bei den Angehörigen der Opfer und bei den Besuchern der Parade: Ganz Duisburg hat die Katastrophe getroffen. Unbeteiligte fühlen mit den Betroffenen mit. Das Unglück... © ddp
... kann niemanden kalt lassen.
... kann niemanden kalt lassen. "Deutschland... © ddp
... trauert um euch
... trauert um euch" steht auf einem Deutschlandschal, den jemand vor Kerzen und Blumengestecken ausgebreitet hat. In die Trauer der Menschen... © ddp
... dass ihr Kind starb, weil - so nehmen es viele an - das Streben nach Prestige und Profit stärker war als das nach Vernunft und Sicherheit? Die Stadt...
... dass ihr Kind starb, weil - so nehmen es viele an - das Streben nach Prestige und Profit stärker war als das nach Vernunft und Sicherheit? Die Stadt... © ddp
... solle sich schämen, schreibt jemand auf eine Karte.
... solle sich schämen, schreibt jemand auf eine Karte. "Warum habt ihr uns das angetan?" steht... © ddp
... auf einem Stein, der inmitten des Kerzenmeeres liegt. Die Frage ist unterschrieben mit
... auf einem Stein, der inmitten des Kerzenmeeres liegt. Die Frage ist unterschrieben mit "eine Mutter". Noch Tage nach der Katastrophe zünden Trauernde... © ddp
... Lichter an und bringen frische Blumensträuße in den Karl-Lehr-Tunnel. Ein Turnschuh...
... Lichter an und bringen frische Blumensträuße in den Karl-Lehr-Tunnel. Ein Turnschuh... © WAZ Foto Pool
... liegt zwischen den Blumen. Viele Loveparade-Besucher hatten während der Massenpanik an der Rampe ihre Schuhe verloren. Im Karl-Lehr-Tunnel...
... liegt zwischen den Blumen. Viele Loveparade-Besucher hatten während der Massenpanik an der Rampe ihre Schuhe verloren. Im Karl-Lehr-Tunnel... © ddp
... tragen sich hunderte Trauernde in ein Kondolenzbuch ein. Sie schreiben ihre Gefühle nieder...
... tragen sich hunderte Trauernde in ein Kondolenzbuch ein. Sie schreiben ihre Gefühle nieder... © ddp
... und versuchen in Worte zu fassen, was die Loveparade-Katastrophe angerichtet hat. 21 Tote, 500 Verletzte, unzählige Trauernde: Der 24. Juli 2010...
... und versuchen in Worte zu fassen, was die Loveparade-Katastrophe angerichtet hat. 21 Tote, 500 Verletzte, unzählige Trauernde: Der 24. Juli 2010... © ddp
... ist ein schwarzer Tag für Duisburg. Nach ihm, so steht es auf einem Banner über dem Tunneleingang, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. 21 Kreuze, ...
... ist ein schwarzer Tag für Duisburg. Nach ihm, so steht es auf einem Banner über dem Tunneleingang, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. 21 Kreuze, ... © ddp
... die für die 21 Toten stehen - sind an der Unglücksstelle vor dem alten Güterbahnhof angebracht.
... die für die 21 Toten stehen - sind an der Unglücksstelle vor dem alten Güterbahnhof angebracht. "Unschuldig gestorben" ist auf dem Längsbalken des großen Kreuzes zu lesen. Es ist diese unglaubliche Tragödie, die... © ddp
... die Menschen so zahlreich an die Unglücksstelle zieht. Auch Tage nach dem Unglück bleibt die Anteilnahme überwältigend. Es ist eine Frage, die...
... die Menschen so zahlreich an die Unglücksstelle zieht. Auch Tage nach dem Unglück bleibt die Anteilnahme überwältigend. Es ist eine Frage, die... © ddp
... am Ende übrig bleibt und alle Trauernden eint: Warum mussten 21 Menschen sterben?
... am Ende übrig bleibt und alle Trauernden eint: Warum mussten 21 Menschen sterben? © ddp
Warum?
Warum? © WAZ Foto Pool
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