Duisburg. .

Das St. Vincenz-Hospital am Dellplatz setzt seine Schwerpunkte in der Medizin für Ältere und in der Beweglichkeit.

Den Standort kann man durchaus als Filetstück bezeichnen: Direkt am Dellplatz steht das St. Vincenz-Hospital, kleinstes Haus des Zweckverbandes des Katholischen Klinikums. Nach den Umbau-Plänen des KKD würde das Haus wegfallen, die Abteilungen verlagert. Allerdings wird noch ein Investor gesucht.

Dass nicht mehr allzu viel in eine zur Disposition stehende Immobilie hineingesteckt wird, ist logisch. Umso überraschender mutet die moderne Optik der Geriatrie an. Der Alterskundler Dr. Ulrich Schäfer hat sich ein Reich geschaffen, in dem Geriatrie und Gerontopsychiatrie an einem Standort vereint sind, daneben ist die Basisdiagnostik der inneren Medizin im Hause gewährleistet, umständliche Transporte fallen also weg.

Laufband und Beinpresse

Mobilität ist dennoch das prägende Thema. Physiotherapeuten haben gut zu tun - und reichlich Raum und Gerät dafür - ob Laufband oder Beinpresse, Fahrrad oder Seilzug. Daneben behandeln Logopäden Sprach- und Schluckstörungen. Die Ergotherapeuten wiederum haben eine kleine Versuchsküche, in der etwa Schlaganfall-Patienten Kaffee kochen und Kartoffeln schälen vor der Rückkehr nach Hause wieder trainieren können. Henriette Klein ist mit einem Wirbelkörperbruch ins St. Vincenz gekommen, jetzt spaziert sie schon wieder am Rollator herum und freut sich auf die Heimkehr. „Sonntags koche ich immer für die ganze Familie“, betont die 88-Jährige stolz. Noch ist der Filter für den Kaffee eine Herausforderung, aber die Fortschritte sind sichtbar. „Die Räume sind so erst seit einem Jahr, das hat uns therapeutisch einen Riesenschritt nach vorne gebracht“, freut sich Schäfer.

Das St. Vincenz Krankenhaus

Fotos zur Krankenhaus - Serie in Duisburg : Das St. Vincenz - Krankenhaus am Dellplatz in Duisburg. Fotos: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool
Fotos zur Krankenhaus - Serie in Duisburg : Das St. Vincenz - Krankenhaus am Dellplatz in Duisburg. Fotos: Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Schwester Menekse Kilinc mit Patientin Marianne Wirtz (84) in einem Patientenzimmer im Bereich der Geronto - Psychiatrie
Schwester Menekse Kilinc mit Patientin Marianne Wirtz (84) in einem Patientenzimmer im Bereich der Geronto - Psychiatrie © WAZ FotoPool
In der Abteilung der Ergotherapie werden die Patienten an den neuesten Geräten trainiert , im Hintergrund v.l. Ergotherapeutin Ariane Goeke und Physiotherapeutin Helma Pisters
In der Abteilung der Ergotherapie werden die Patienten an den neuesten Geräten trainiert , im Hintergrund v.l. Ergotherapeutin Ariane Goeke und Physiotherapeutin Helma Pisters © WAZ FotoPool
Schwester Hildegard , hier im Gespräch mit einem Patienten in der Krankenhaus-Kapelle, ist für die Seelsorge im Krankenhaus zuständig
Schwester Hildegard , hier im Gespräch mit einem Patienten in der Krankenhaus-Kapelle, ist für die Seelsorge im Krankenhaus zuständig © WAZ FotoPool
In der Abteilung der Ergoterapie trainieren meist ältere Patienten wie hier Henriette Klein (88) verschieden Bewegungsabläufe wieder zu erlernen. Dabei schaut Chefarzt Dr. Ulrich Schäfer ganz genau zu
In der Abteilung der Ergoterapie trainieren meist ältere Patienten wie hier Henriette Klein (88) verschieden Bewegungsabläufe wieder zu erlernen. Dabei schaut Chefarzt Dr. Ulrich Schäfer ganz genau zu © WAZ FotoPool
In der Abteilung der Ergotherapie werden die Patienten an den neuesten Geräten trainiert wie hier mit einer Massagematraze
In der Abteilung der Ergotherapie werden die Patienten an den neuesten Geräten trainiert wie hier mit einer Massagematraze © WAZ FotoPool
Therapeutin Gordana Vasic mit dem Bewohner Wolfgang Meidt in dem liebevoll dekorierten Flur der Abteilung
Therapeutin Gordana Vasic mit dem Bewohner Wolfgang Meidt in dem liebevoll dekorierten Flur der Abteilung © WAZ FotoPool
Im Foto das schmucke Treppenhaus des alten Gebäudes
Im Foto das schmucke Treppenhaus des alten Gebäudes © WAZ FotoPool
In der Cafeteria des Hauses bietet Brana Miscevic täglich selbst gebackenen Kuchen an
In der Cafeteria des Hauses bietet Brana Miscevic täglich selbst gebackenen Kuchen an © WAZ FotoPool
Die 75-jährige Gisela Artmann trainiert an den Sportgeräten in der Physikalischen Therapie - Abteilung , rechts neben ihr Dr. Claus Pietsch
Die 75-jährige Gisela Artmann trainiert an den Sportgeräten in der Physikalischen Therapie - Abteilung , rechts neben ihr Dr. Claus Pietsch © WAZ FotoPool
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Von links: Chefarzt Dr. Ulrich Schäfer und Ergotherapeutin Ariane Goeke in der Abteilung der Ergoterapie
Von links: Chefarzt Dr. Ulrich Schäfer und Ergotherapeutin Ariane Goeke in der Abteilung der Ergoterapie © WAZ FotoPool
Der alte Bereich der Physikalischen Therapie
Der alte Bereich der Physikalischen Therapie © WAZ FotoPool
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Seine „Kunden“ haben es mitunter nicht weit. Das Altenheim im vierten Stock wirkt auf den ersten Blick wie ein Schloss: Auf dem Flur hängen große Kronleuchter in lichter Höhe, Standuhren in Eiche, Polstermöbel aus alten Zeiten, Gelsenkirchener Barock. „Therapeutisches Milieu“ nennt sich das, soll ein heimatliches Gefühl erzeugen. Immerhin: Bei einer Qualitätskontrolle des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung wurde die Einrichtung mit 1,2 benotet. Da mag auch der regelmäßige Verwöhntag zu beigetragen haben, wo Gesichtsmassagen und Schminktipps auf der Agenda standen. Für die Bewohner ist der Vorgarten des Krankenhauses das Freiluft-Refugium. Und danach ein Stück selbst gebackenen Kuchen vom Blech in der Cafeteria. Durch gotische Spitzbögen in den Fluren, entlang roter Leitlinien an den Wänden - und eigentlich immer der Nase nach.

Glaubensgesprächskreise

Weniger fitte ältere Herrschaften bewohnen die Gerontopsychiatrie - im offenen oder geschlossenen Bereich, je nach Weglauftendenz. 18 vorwiegend demente Patienten bewohnen die geschlossene Abteilung. Sie sind suizidal, haben Psychosen oder Depressionen. Glaubensgesprächskreise, Depressions-Gruppen, Morgenrunden mit Gymnastik - das gehört zum Programm. Manche der notwendigen Medikamente machen unruhig, mancher schlurft dann nur noch monoton über den Flur. „Sie haben keine Orientierung, weder zeitlich, noch örtlich oder situativ“, beschreibt Stationsleiterin Heike Braam. Einige müssen per Gerichtsbeschluss aus Gründen der Selbst- oder Fremdgefährdung sogar fixiert werden. Sie selbst hat bis auf ein paar blaue Flecken und Kratzer noch nichts abbekommen, „es passiert ja auch nicht absichtlich“, sagt sie versöhnlich.

Etwas ruhiger geht es in der gerontopsychiatrischen Tagesklinik zu mit 13 Patienten, die teils per Taxi kommen, es teils schon allein per Bus und Bahn schaffen. Neben den Therapieangeboten gibt es Kreativgruppen. Radegund Schulte-Vogelheim, die Altentherapeutin, hat zum Basteln geladen. Mit Serviettentechnik werden Schuhkartons aufgehübscht. Die Damen singen die Lieder aus dem Radio mit. Volle Konzentration beim Kleben.

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Von DerWesten

Schwester Hildegard, eine Franziskanerin, ist als Seelsorgerin für alle im Haus da. Ihr Credo: „Ich glaube an eine gute Macht für alle, unabhängig von ihrer Konfession und Religion.“ Neben der unmittelbaren Präsenz für Patienten oder Angehörige ist sie auch Mitglied im Ethik-Komitee des KKD. Aktive Sterbehilfe widerspricht ihrem Verständnis von der Würde der Person. Sie stellt sich aber dieser Frage und sucht mit Betroffenen nach Lösungen in entsprechenden Grenzsituationen. Die Entwicklung der Palliativmedizin, die Möglichkeit, Behandlungen zu begrenzen und zu beenden, die Entwicklung der Schmerztherapie u.a. bieten ihrer Ansicht Möglichkeiten, die den Leidensdruck mindern und es ermöglichen, hilfreiche Lösungen zu finden. „Die Frage ist in solchen Situationen, was dem Menschen am besten hilft, und da möchte ich ihr Anwalt sein und meine Begleitung anbieten.“

Glasbaustein-Wände

Im Spagat befindet sich Dr. Claus Petsch - jedenfalls räumlich. Der Chefarzt leitet sowohl die Physikalische Therapie und Ergotherapie am Vincenz sowie die Klinik für orthopädische Rehabilitation in der Rhein-Klinik in Beeckerwerth. Nebenbei ist er auch noch Mannschaftsarzt der Fußball-Damen des FCR und der Eishockey-Füchse. Den Job beim MSV hat er inzwischen auf Heimspiele begrenzt. Während es in der Rheinklinik hochmodern zugeht, ist es im Vincenz ziemlich retro. Die Behandlungskabinen sind mit Glasbaustein-Wänden voneinander getrennt, die braun gefliesten Wände zieren Blümchen-Dekore, die Fitness-Geräte sind noch recht mechanisch und ohne technische Raffinessen. Aber sie wirken, wie Gisela Artmann betont. Die 75-Jährige arbeitet hier seit Jahren an ihrem körpereigenen Muskelkorsett, wie Petsch beschreibt, ist deshalb deutlich schmerzfreier. Leider kommen in diesen Genuss nur Privatpatienten, bedauert der Mediziner.

Aber auch wer sich täglich mit dem Altern auseinandersetzt, hat kein echtes Rezept für ewige Jugend. „Immer in Bewegung bleiben, körperlich und geistig, den Fernseher auslassen, denn der stumpft ab“, das rät Petsch, wohl wissend, das jeder seine Schwächen hat. Seine? Spannt sich unter dem weißen Kittel. Er kann es nicht lassen, nach Feierabend warm zu essen.

Das St. Vincenz-Hospital im Dellviertel im Überblick

Zimmerausstattung

Die insgesamt 123 Betten sind vorwiegend in Zwei-Bett-Zimmern. Telefonnutzung kostet täglich 1 Euro, plus vertelefonierte Einheiten. TV kostenlos, kein Internet, Privatzimmer gibt es auf den Stationen mit Extras wie Bademantel, Pflegeprodukten, Tageszeitung

Speiseplan

Die Verpflegung ist wie in allen Häusern des KKD: Im Cook-and-chill-Verfahren werden verschiedene Menüs aus Beeckerwerth geliefert.

Gastronomie

Einen Kiosk gibt es nicht, wohl aber eine Cafeteria mit Mittagstisch. 2,60 Euro kosten Kaffee und selbstgebackener Kuchen - was auch eine Einladung an die älteren Menschen in der Umgebung ist. Öffnungszeiten: Mo bis Fr 7.30 bis 15.30 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag geschlossen. In der Zeit von 10.30 bis 11.30 Uhr bleibt die Cafeteria geschlossen.

Parken/ÖPNV-Anbindung

Rund um den Dellplatz gibt es öffentliche Bezahl-Parkplätze (erste Stunde 50 Cent, ab 17 Uhr kostenlos). Mit den Straßenbahnlinien U 79 oder 903 bis zur Haltestelle Steinsche Gasse und dann wenige Meter zu Fuß

Weitere Einrichtungen

Im Vincenz ist die Psychiatrische Institutsambulanz verortet. Die Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Therapie arbeitet multiprofessionell - mit Ärzten, Sozialarbeitern, Krankenschwestern. Im Rahmen der Gerontopsychiatrischen Ambulanz finden die Gedächtnis- , die Parkinson- und die Depressionssprechstunde statt. Im Haus ist eine große Kapelle mit regelmäßigen katholischen und evangelischen Gottesdiensten.

Zahlen & Daten

123 Betten, 2200 Patienten stationär, 2700 Patienten ambulant, 108 Mitarbeiter, davon 15 Ärzte, davon 93 Pflege, Kontakt: Telefon 0203/2829-0, Internet: www.kkd.de

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