Duisburg. .

In den meisten deutschen Großstädte bestimmen immer mehr die Ladenketten das Bild der Einkaufsstraßen — nur nicht in Duisburg. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Immobilienmaklers Lührmann. Das Unternehmen aus Osnabrück hat den „Filialisierungsgrad“ der 1A-Lagen in den fünfzehn größten Städten Deutschlands zwischen 2006 und 2011 untersucht.

Während in dieser Zeit der Anteil der Filialen im Einzelhandel in der Nachbarstadt Düsseldorf beispielsweise auf 69 Prozent geklettert ist (Zuwachs um 13,1 Punkte), liegt er in Duisburg unverändert bei 55 Prozent. „Filialisten sind grundsätzlich nichts Schlechtes“, sagt Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelverbands Duisburg-Niederrhein, im Gespräch mit der NRZ über die Studie.

Spitzenreiter Dortmund

„Sie sind durchaus auch ein Wertmaßstab für die Fußgängerzonen. Das heißt aber nicht, dass sie zwangsläufig besser sind als inhabergeführte Geschäfte. Entscheidend für die Attraktivität ist der Branchenmix“, so Bommann.

Laut der Studie liegt Duisburg bei der Filialisierung der 15 größten Städte auf Platz 13. Der Anteil der Ketten ist nur noch in Leipzig und München geringer. Spitzenreiter dagegen ist Dortmund, wo nur noch jedes vierte Geschäft von einem lokalen Einzelhändler geführt wird. Für Bommann steht Duisburg mit dem Wert nicht schlecht da. Denn ein hoher Anteil an Filialen wie Karstadt, Starbucks, H&M, Saturn, Thalia oder Douglas in den besten Einkaufslagen lässt sich unter zwei Aspekten beurteilen.

Zum einen besteht die Befürchtung, dass die Innenstädte austauschbar werden, wenn sich nur große Handelsketten aneinanderreihen. „Ein zu großes einseitiges Angebot führt zu monotonen Innenstädten“, heißt es auch in der Studie. So lässt sich das Ranking auch auf den Kopf stellen: Denn mit dem Anteil an örtlichen Einzelhändlern steht Duisburg weit oben.

Zum anderen sehen die Makler-Analysten den Filialisierungsgrad aber auch als Indikator, wie wettbewerbsfähig ein Einkaufsstandort ist. Die besten Ladenlokale versprechen den höchsten Umsatz, deshalb stehen die wenigen Premiumflächen auch im Fokus der großen Handelsketten. Filialisten würden die Kaufkraft „wie ein Magnet“ halten, davon profitieren auch die lokalen Händler, so die Makler. Dass Duisburg von einer Einkaufsweltstadt weit entfernt ist, zeigt aber auch der Anteil der internationalen Handelsketten wie Zara, H&M, Starbucks oder Gucci: Beim Spitzenreiter Düsseldorf liegt er bei 53%, beim Schlusslicht Duisburg gerade mal bei 28,1%.

Allerdings hadert Wilhelm Bommann in einigen Punkten mit den Zahlen aus der jetzt veröffentlichten Studie. Denn offenbar werden die großen Einkaufshallen, bei denen sich nahezu ausschließlich Filialen unter einem Dach finden, bei der Bewertung gar nicht berücksichtigt. Nach der Makler-Analyse lag der Filialisten-Anteil in den Duisburger 1A-City-Lagen vor drei Jahren bei 56,3 Prozent. Obwohl zwischenzeitlich das Forum eröffnet hat, soll der Grad aber auf heute 55,3 % gesunken sein.

Königsgalerie im Blick

„Wer sich aber im Forum umschaut, sieht fast nur Filialisten“, sagt Bommann. Ein weiteres Beispiel liefert der Limbecker Platz in Essen: Trotz der Neueröffnung dieses riesigen Shopping-Centers mit 200 Ladenlokalen soll der Filialisten-Anteil um sechs Prozentpunkte gesunken sein.

In Duisburg wird der Anteil der Filialisten sicher steigen, wenn im Oktober die Königsgalerie eröffnet, prophezeit der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. Um den Geschäftsbesatz auf den 16 500 Quadratmetern macht der Investor Multi Development derzeit allerdings noch ein Geheimnis. „Ich denke, dass wir dann in der Innenstadt eine gute Mischung haben und gut aufgestellt sind“, sagt Bommann.