Duisburg. . Die Angehörigen der Toten und Verletzten der Loveparade richten eine Petition an den Rat. Sie befürchten, dass der Unglücksort zugeschüttet und überbaut wird. Bahnt sich die nächste krasse Fehlentscheidung an? Ein Kommentar von Alfons Winterseel.

Was wollen wir den Opfern und den Hinterblieben der Loveparade-Katastrophe noch alles zumuten? Bahnt sich hier die nächste krasse Fehlentscheidung an?

Man muss sich doch überlegen, welche fatale Wirkung es hat, wenn in zahlreichen Verhandlungen Verwaltung und Politik erreicht haben, dass Investor Kurt Krieger seine ersten Pläne an die Foster-Ideen angepasst hat, es aber den gleichen Leuten scheinbar nicht möglich ist, eine Fläche von vielleicht 100 Quadratmetern als Gedenkstätte zu erhalten. Kurt Krieger hat schon direkt nach dem Unglück zugesagt, eine Gedenkstätte auf dem Gelände zu schaffen. Doch er hat auch immer wieder betont, dass die Entscheidung bei der Stadt liege.

Nun gibt es einen ersten zaghaften Entwurf, wie sich die Gedenkstätte mit dem Erhalt von Treppe und Stellwerkhäuschen und einer - betonierten - Rampe in die Gestaltung einfügen könnte. Der stammt aber nicht etwa aus der Verwaltung, sondern wurde von den Angehörigen und Opfern vorgestellt. Sie werben für die Gedenkstätte und beschämen die Verantwortlichen, die selbst längst hätten initiativ werden können.

Und so liegt der Verdacht tatsächlich nahe, dass man darauf setzt, mit der Rampe auch das Thema zuzuschütten. Dass ein Mahnmal gerade gebaut und demnächst neben dem Tunneleingang auf der Neudorfer Seite montiert wird, ist für die Angehörigen eine Sache. Den Ort der Tragödie zu erhalten, eine ganz andere. Das sollte respektiert werden.

Ehrlich mit dem Thema umgehen

Ist der Ort des Geschehens erst einmal zugeschüttet und überbaut, wird dies nicht wieder rückgängig gemacht werden können. Zu glauben, dass auf diese Weise die Erinnerung an die Katastrophe verblassen wird, ist ein Trugschluss. Die Stadt muss ehrlich mit dem Thema umgehen. Und dazu gehört es, den Ort in respektabler Weise als Gedenkstätte zu erhalten. Was sollen Besucher des Mahnmals oder einer Gedenkstätte an anderer Stelle auf dem Gelände denken, wenn sie lesen, dass der eigentliche Unglücksort fünfzig Meter weiter war, man ihn aber für einen Parkplatz und ein Möbelhaus überbaut hat?

Stadtdirektor Greulich signalisierte am Freitag, dass man sich m it dem Investor zusammensetzen werde, um nach einer Lösung zu suchen, die beiden Seiten gerecht wird.

Es kann mir auch niemand erzählen, dass es zwar möglich sein soll, den Erweiterungsbau auf die Küppersmühle zu setzen, aber dass es unmöglich ist, den Unglücksort als Gedenkstätte zu erhalten. Rat und Verwaltung sollten beweisen, dass man auch würdig mit diesem Thema umgehen kann. Unwürdiges hatten wir genug.