Duisburg. . In Duisburg gibt es jetzt KipE, ein Projekt für Kinder von psychisch kranken Eltern.

Die Zahlen sind deutlich: Fast 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen weisen Auffälligkeiten oder psychische Störungen auf. Das Risiko zu erkranken, ist für Kinder, die mit einem psychisch kranken Elternteil aufwachsen, ungleich höher. Hier setzt künftig „KipE“ an, will ganz niederschwellig ansprechbar sein.

Der Landschaftsverband Rheinland fördert die nächsten drei Jahren mit 105 000 Euro das Projekt zur Betreuung, Beratung und Versorgung, Träger ist die Psychiatrische Hilfsgemeinschaft Duisburg (PHG). Damit ist die Stadt eine von neun Modellregionen im Rheinland.

Wieder Kind sein dürfen

Als sie erlebte, wie hilflos Kinder psychisch kranker Eltern sind, hatte sie ihre Aufgabe gefunden: Jana Hanitzsch, Diplom-Sozialarbeiterin und Diplom-Sozialpädagogin, füllt künftig KipE aus. Ihr Ziel ist es, dass Kinder Verantwortung für ihre kranken Eltern abgeben können, wieder Kind sein dürfen.

Die 38-Jährige Essenerin arbeitet seit vier Jahren für die Psychiatrische Hilfsgemeinschaft in verschiedenen Projekten. Den Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe hatte sie schon während des Studiums für sich entdeckt. Ihre elfjährige Tochter ist ein weiteres Argument für ihre Affinität zu dieser Zielgruppe.

Als Ausgleich zum Job läuft Hanitzsch, bei der Winterlaufserie des ASV schaffte sie den Halb-Marathon. Die Zeit verrät sie nicht: „Ich bin angekommen und war glücklich, nicht die Letzte zu sein.“ Und immerhin: Es hat offenbar so viel Spaß gemacht, dass das nicht der letzte Wettkampf gewesen sein soll.

Im Büro Meiderich der PHG hat KipE künftig ihren Sitz. Jana Hanitzsch, in deren Stelle die Fördergelder vor allem fließen, ist von dort aus reichlich unterwegs. Sie besucht Kindertagesstätten, Schulen, Krankenhäuser, gibt Sprechstunden in Kliniken, bietet Familiengespräche, begleitet Betroffene zu passenden Hilfsangeboten - von Therapiemaßnahmen über Gruppenangebote bis zum Besuch beim Jugendamt.

Bestehendes Netzwerk ausbauen

Dazu soll Hanitzsch auch eine Anschlussfinanzierung sichern, was nicht leicht sein wird, wie Rolf Mertens vom LVR bekennt. Aber es gehe eben auch um langfristige Netze, die gezogen werden sollen. „Wir machen ja nicht so ein Brimborium wegen einer halben Stelle“, ergänzt Birgit Richterich von der PHG. Es gelte, das bestehende Netzwerk bekannter zu machen, auszubauen, auch stadtteilbezogen zu arbeiten.

Professor Ullrich Bauer von der Universität Duisburg-Essen forscht zum Thema. Bei der Eröffnung von KipE betonte er, dass die Dunkelziffer enorm hoch sei: „Neun von zehn psychischen Erkrankungen bleiben verdeckt.“ Deshalb sei es auch wichtig, Erzieher und Lehrer in der Ausbildung dafür zu sensibilisieren, das Thema zu entstigmatisieren.

Kontakt: KipE - www.phg-du.de, 0203/34859798 jana.hanitzsch@phg-du.de