Ganz nah am Original waren die Akteure der ABBA-Show im Theater am Marientor.
Ihr „Waterloo” erlebten rund 1300 Frauen und Männer aus dem ganzen Ruhrgebiet in Duisburg. Doch auf der Bühne des Theaters am Marientor (TAM) wurde nicht die entscheidende Niederlage Napoleons nachgestellt. Rekonstruiert wurde vielmehr der kometenhafte Aufstieg von ABBA alias Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid. Frenetisch feierten die Fans die Premiere von „Thank you for the music - Die ABBA Story”.
ABBA – das war und ist Pop vom Feinsten, in seiner reinsten Form. Das Quartett zelebrierte den schwedischen, nicht den amerikanischen Traum, war ein perfektes Kunstprodukt, das Millionen in aller Welt eine Projektionsfläche für ihre Sehnsüchte bot. Da drückten zwei befreundete schwedische Paare – jung, vital, gut aussehend, glücklich – ihr harmonisches Lebensgefühl aus, das Gefühl der 70er Jahre. Mit unwiderstehlichen, wunderbar arrangierten Songs, die sich immer nur um ein Thema drehten: die Liebe mit all ihren Höhen und Tiefen. Dabei wirkte das Quartett stets natürlich, ehrlich, authentisch, unverstellt. Mehr brauchte guter Pop nicht. Damals, in den 70ern.
Natürlich, parallel lief der Glamrock mit all seinem silbernen Fummel, seinen glitzernden Gewändern. Das färbte auch auf ABBA ab. Superstar Agnetha, der Inbegriff der blonden Schwedin, und die brünette Anni-Frid tanzten und sangen in silbernen Ketten und Kappen, während die blonden, langmähnigen Björn und Benny auf ihren hohen Plateausohlen Gitarre und Keyboards bearbeiteten. Das Outfit wirkt heute so albern, wie es damals selbstverständlich war. Trotzdem: ABBA blieb immer ABBA, musikalisch ein unverwechselbarer, zeitloser Sound.
Den das Ensemble beim Konzert im TAM authentisch reproduzierte. Alles stimmte:
Arrangements, Choreographie, Kostüme, Beleuchtung. Selbst die kleinen Gesten stellten die ABBA-Darsteller mit Liebe fürs Detail glaubwürdig nach. Kein Wunder, dass der Funke schon nach wenigen Sekunden auf das teils graumelierte Publikum übersprang. Von da an ging es Schlag auf Schlag, Hit auf Hit: „Fernando”, „Gimme gimme gimme”, „Take a chance on me”
Dann die Pause: 20 Minuten angekündigt, 25 Minuten realisiert, 30 Minuten gefühlt. Eine Unterbrechung ohne Sinn, die heute bei vielen Konzerten üblich ist. Warum nur? Die Generation ABBA hat doch damals auch zwei, drei Stunden am Stück durchgehalten, wenn es gut war. Es sollte aber auch der einzige Tiefpunkt sein.
Denn mit den ersten Akkorden des elegischen „Flyin high” – vielleicht der beste Song des Schweden-Quartetts – waren solche Gedanken schon wieder verflogen. Hit-Erfolge wie „I had a Dream”, „Voulez vous”, „The Name of the game”, „Money money money”, „Mamma Mia” oder „The winner takes it all” ließen die Leute begeistert klatschen, wippen, schunkeln, sogar tanzen. Spätestens beim großen Finale mit „Dancin' Queen” verwandelte sich das TAM in eine riesige Disco.
Auch die ABBA-Musikvideos, die das britisch-deutsche Ensemble auf einer Leinwand im Hintergrund präsentierte, zeigten: Die Illusion war gelungen. Die Kopie braucht den Vergleich mit dem Original kaum zu scheuen: „Thank you for the music!”
Die sehens- und hörenswerte „ABBA-Story” wird noch am Donnerstag, 29. Oktober, am Freitag, 30. Oktober und am Samstag, 31. Oktober, jeweils 20 Uhr, im TAM gespielt.