Duisburg. . In Neumühl ließen viele Gläubige ihre Fahrzeuge - Autos, Motorräder, Fahrräder und sogar Kinderwagen - segnen. Und viele kauften sogar Christophorus-Plaketten zu ihrem Schutz.
Die Sonne scheint auf die grüne Oase rund um die Neumühler Herz-Jesu-Kirche mit ihren klaren Formen und den zwei hohen Türmen, die an den Kölner Dom erinnern. Das Kirchenportal öffnet sich und die Kommunionkinder erobern als erstes den Kirchplatz. Messdiener, Pater und Gemeinde folgen. Es ist 12.22 Uhr und einige Gemeindemitglieder haben ihren Autoschlüssel in der Hand. Mit gutem Grund.
Der Gemeindepfarrer Pater Tobias hat angekündigt, nach der Messe die Fahrzeuge zu segnen. Ein Segen, den sich viele gerne abholen, denn 15169 Verkehrsunfälle in Duisburg im letzten Jahr sprechen eine deutliche Sprache.
Bitte um Beistand im Straßenverkehr
Ob Auto, Motorrad, Fahrrad, Kinderwagen oder Rollator, die schützende Hand Gottes ist gefragt. Ebenso wie die des Heiligen Christophorus, des Schutzpatrons der Reisendenden es in unterschiedlichen Formen als Plakette, die man sich ins oder ans Fahrzeug kleben oder klemmen kann. Für die Fotografen sprengt Pater Tobias in vollem Ornat sein Weihwasser über eine Suzuki Vstrom mit 76 Pferdestärken, die dekorativ auf dem Kirchplatz steht und witzelt zum Spaß der Umstehenden, dass das Fahrzeug gleich gewaschen ist. Dabei hat das Gefährt von Thomas Heisterkamp gar keine Wäsche nötig, so blankgewienert wie es ist.
Der Fototermin ist vorbei, die eigentliche Segnung beginnt. Pater Tobias bittet um Beistand im Straßenverkehr, erinnert an die Verantwortung und mahnt seine Scherflein, die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten. Diese Mahnung bezieht er ausdrücklich auch auf sich, denn, raunt eine Dame, die geforderten sieben Stundenkilometer im verkehrsberuhigten Bereich vor der Kirche, sind für den Geistlichen angeblich immer wieder eine Herausforderung.
Die Schutzheiligen des Autofahrens
Derweil ruft Pater Tobias neben Gott noch eine ganze Reihe von Heiligen zum Schutz auf, bevor die umstehenden Fahrzeuge mit Weihwasser sprengt und auch den Autos auf den weiter entfernten Parkplätzen generös die Segnung erteilt. Christine lässt ihren roten kleinen Flitzer segnen und bekreuzigt sich: „Ich bin gläubig und das gehört zum Glauben dazu“, ist die Katholikin überzeugt, die nach eigenem Bekunden noch nie einen Unfall hatte.
Auch Aga Slota vertraut auf die schützende Wirkung der Segnung: „Ich bin ein gläubiger Mensch“, meint die 26-Jährige. „Es hilft, sich im Straßenverkehr sicher zu bewegen.“
Das glaubt auch der Motorrad-Fahrer Thomas Heisterkamp, der sich durch die Segnung gut begleitet fühlt. Spricht’s und verkauft weiter die Christophorus-Plaketten, die an diesem Sonntag in Neumühl eine Menge Abnehmer finden.