Duisburg. . Bei besten Wind- und Witterungsbedingungen stieg am Sonntag im Hochfelder Rheinpark ein großes Drachen-Treffen. Das Spektakel lockte zahlreiche Besucher an. Besonders beliebt waren Drachen in Tiergestalt.

Was für eine steife Brise! „Das ist bestimmt Windstärke vier, wenn nicht in den Böen sogar fünf“, sagt Klaus Krüger. „Also genau das Richtige für mich.“ Dann kramt der 51-Jährige seinen russischen Kastendrachen aus einer Segeltasche und beginnt mit dem Aufbau. „Es lohnt sich erst, den rauszuholen, wenn es so wie heute weht. Vorher steigt der gar nicht auf“, erklärt der Besitzer der Spezialanfertigung. Diese steht dann Minuten später in der Luft, hoch oben im strahlendblauen Himmel über dem Hochfelder Rheinpark. Der wimmelte beim gestrigen „Drachen-Treffen“ wieder einmal vor traumhaft-schönen, lenkbaren Flugobjekten.

Schon von weitem sind sie zu sehen. Hier die rotierenden, knallbunten Windturbinen. Daneben verbiegen sich kleine, am Boden befestigte Segel im Wind. Doch die Augen fast aller neugierigen Besucher, die vom prächtigen Anblick der majestätisch dahingleitenden Drachen angelockt wurden, richten sich vor allem auf den roten Riesen-Papagei.

Tier-Motive sind sehr beliebt

Der ist, wie fast alle anderen Mitflieger auch, aus Spinnakernylon gefertigt. Dieses Material zeichnet sich durch eine besondere Struktur aus, die nicht nur die nötige Robustheit für Flüge auch bei hohen Windstärken zulässt, sondern bei Regen sogar das Wasser abperlen lässt. In Verbindung mit Kohlefaserstangen ergibt dies ein Konstrukt, das den üppigen Belastungen in den Lüften trotzt.

„Tier-Motive gehören zu den mit Abstand beliebtesten“, sagt Torsten Eickhoff. Er ist Mitarbeiter bei „KeWo ‘91“ – jenem Drachen-Laden, der seinen Sitz neuerdings auf der Blumenstraße in Neudorf hat und der als Gastgeber dieses Treffens fungiert. Und als flatternder Beweis für Eickhoffs tierische These hängt in der Nähe des Papageien noch ein stahlblauer Krake an einem fast fingerdicken Polyesterseil. Die Fangarme des Giganten scheinen im Takt der Böen nach den am Boden staunenden Bewunderern zu greifen. Doch selbst dieser mächtige Drachen lässt sich bändigen.

Teure Sonderanfertigungen

Doch es sind auch Besitzer von Lenkdrachen gekommen, die bevorzugt ihren Zweileinern einen Ritt durch die Lüfte gewähren. „Wer einmal von diesem Bazillus befallen ist, der kommt nicht so schnell davon los“, sagt Klaus Krüger, der mit seinem 14-jährigen Sohn Patrick aus Kaarst angereist ist. Er selbst sei seit 2003 infiziert. Alles habe mit einem Lenkdrachen begonnen, heute hat er 25. „Es ist wie verhext. Drachen haben zwar kein Geschlecht – aber sie vermehren sich dennoch rasend“, sagt Krüger und lacht.

Die Preise für ein Exemplar schwanken laut Fachverkäufer Torsten Eickhoff zwischen zehn und einigen Tausend Euro. „Es gibt Sonderanfertigungen, die sind bis zu 30 Meter breit. Klar, dass das richtig kostet“, sagt er. Solche Riesen würden aber nur bei den so genannten „Drachen-Festen“ zu sehen sein. Die seien mindestens eine Nummer größer als das gestrige Treffen in Hochfeld. Die nächsten in der Nähe steigen in Oberhausen, Kamen und Lünen.

Vom Winde verweht

Auch „KeWo ‘91“-Inhaber Ralf Wolff wollte eigentlich noch etwas zu seiner Leidenschaft für Lenkdrachen erzählen. Doch er muss schleunigst nach Rheinhausen fahren. Einer seiner schneeweißen Schleierdrachen hatte sich selbstständig gemacht und war von Hochfeld ans Ufer der anderen Rheinseite geflogen. Vom Winde verweht. . .