Duisburg. . Vor allem Frauen arbeiten oftmals in Minijob-Verhältnisen und verdienen maximal 400 Euro im Monat. Gewerkschaften und auch Professor Gerhard Bosch von der Uni Duisburg-Essen kritisieren die stetige Zunahme von Minijobs.

Betten aufschütteln im Hotel, Fenster putzen im Bürohaus. Typische Minijobs. Vor allem Frauen arbeiten oft für maximal 400 Euro im Monat, wobei dann weder Steuern noch Sozialbeiträge zu zahlen sind.

„Eine Falle“, so die Einschätzung von Prof. Gerhard Bosch vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. „Da werden einerseits Milliardensummen in die Ausbildung von Frauen investiert, Betreuungsangebote in Kindergärten verbessert. Auf der anderen Seite bietet der Staat finanzielle Anreize, um Frauen in kleinen Jobs gefangen zu halten.“

In einem aktuellen Gutachten stellt das IAQ fest, dass in den Bereichen Gastronomie und Gebäudereinigung inzwischen schon fast die Hälfte aller Arbeitsplätze Minijobs sind. Fürs Hotel- und Gastgewerbe wurde deutschlandweit zwischen 2000 und 2008 eine Zunahme solcher Jobs von 500 Prozent festgestellt.

Gewerkschaften kritisieren Minijobs

Auch bei den Gewerkschaften stößt das massive Anwachsen der Minijobs auf Kritik. Denn die sind zugleich ein Mekka der Niedriglöhne. Prof. Bosch: „Während unter allen Arbeitsverhältnissen durchschnittlich 20 % mit Niedriglöhnen vergütet werden, beträgt dieser Anteil bei Minijobs 80 %. Hier wird ein Niedriglohnsektor geschaffen.“

Zwar hat die Stadt Duisburg einen nicht ganz so hohen Minijob-Anteil an den Arbeitsplätzen, hier arbeitet jeder Fünfte als Minijobber - bundesweit schon fast jeder Vierte. Aber der Anstieg ist doch rasant. Da können die sozialversicherungspflichtigen Stellen nicht mehr mithalten.

Während in der Stadt zwischen 2003 - Startjahr der Minijob-Regelung - und 2010 7664 neue Minijobs entstanden, gab es bei sozialversicherungspflichtigen Stellen lediglich ein Plus von 3799.

Dabei sollte es eigentlich umgekehrt sein, betonen viele Experten. Gerhard Bosch: „Was wir brauchen, sind mehr normale Beschäftigungsverhältnisse. Eine Gesellschaft kann nicht auf Nebenverdienst-Tätigkeiten aufbauen.“

Er missbilligt die finanzielle Förderung eines Sektors „der das Sozialsystem aushöhlt. 13 Milliarden Euro Bundesmittel fließen so in die Subventionierung schlecht bezahlter Arbeitsverhältnisse.“

Festhalten an Minijobs?

Der Direktor des Instituts Arbeit und Qualifikation: „Es gibt viele Interessengruppen auf Arbeitnehmer- wie Unternehmerseite, die an den Minijobs festhalten wollen.“ Zur Eindämmung einer anhaltend nachteiligen Entwicklung empfiehlt er: „Die Einführung einer Bagatellgrenze von 100 bis 200 € würde Gelegenheitskräften entgegenkommen. Für alles, was darüber liegt, sollte Steuer- und Sozialversicherungspflicht gelten.“