Duisburg. . Zu seinem zehnten Geburtstag lud das “inHaus1“ in Duisburg zum Tag der offenen Tür. Seit 2001 dient es als Forschungslabor für neue Wohn-Technologien. Einige dort getestete Innovationen wurden bereits realisiert, andere sind noch Zukunftsmusik.

Um in die Zukunft zu reisen braucht es nicht immer eine Zeitmaschine: Im Duisburger inHaus1 ist das bereits seit zehn Jahren möglich. Anlässlich des zehnten Geburtstags hatten Besucher beim Tag der Offenen Tür die Möglichkeit, sich auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. „Heutige Neubauten sind nach unseren Standards schon Altbauten“, so Prof. Dr. Viktor Grinewitschus, Leitung Technik und Innovation des Fraunhofer inHaus-Zentrums.

„Nicht mit einem normalen Gebäude zu vergleichen“

Seit 2001 wird im intelligenten Haus geforscht, getüftelt, vor allem aber programmiert. Das inHaus1 ist ein Projekt für intelligentes Wohnen. Am 3. April 2001 wurde das Doppelhaus am Forsthausweg 1 bei der Uni Duisburg in Betrieb genommen. Von außen ist es ein ganz normaler weißer Klinker-Bau mit schwarzem Dach. Betritt man die linke Haushälfte, sieht es auch aus wie in einem ganz normalen Wohnhaus. Im Wohnzimmer zwei graue Sofas mit bunten Kissen, an den Wänden moderne Gemälde, Bücher in den Regalen.

Die rechte Haushälfte dagegen ist ein Labor. Hier stehen Messgeräte, Schreibtische und Computer. Denn das Haus, an dessen Klingel kein Name steht, ist „nicht mit einem normalen Gebäude zu vergleichen“, weiß Grinewitschus. Das inHaus1 ist unbewohnt, dient der Forschung. Hier wird die Technik von Morgen auf Megahertz und Nieren getestet. Bewohnt war es nur probeweise, Familien zogen für ein paar Wochenenden, eine Gruppe Soziologen zu Forschungszwecken, ein.

Sehen, wie sich Ingenieure die Welt von morgen vorstellen

Die Idee für ein solches Wohnlabor mit Werkstatthaus entstand bereits in den 1990er Jahren. „Uns fiel damals auf, dass sich die Elektronik in unseren Autos stark verändert hatte. Immer mehr Technik wurde verbaut. Aber in unseren Wohnungen hat sich nichts verändert“, so Grinewitschus. Der Unterschied zwischen Auto und Gebäude: Das Auto ist das Produkt eines Herstellers, beim Hausbau sind viele beteiligt: Architekten, Tiefbauer, Fensterbauer, Heizungsbauer. Genau das sollte sich mit dem Bau des inHaus1 ändern. Das Fraunhofer Institut wollte alle unter ein Dach holen. „Die Deutschen sind gut im Erfinden, aber nicht im Anwenden“, diesen Vorwurf bekam Grinewitschus öfter zu hören.

Ingenieure entwerfen seitdem Prototypen, die hier im Originalmaßstab eingebaut werden. Partnerfirmen sind ebenso kleine und mittelständische Unternehmen wie Weltkonzerne. Das inHaus1 ist quasi selbst ein Prototyp. Im inHaus-Zentrum kann man heute schon sehen, wie sich Ingenieure die Zukunft vorstellen. Und die Prognosen stimmten schon einige Male. Das dezentrale Heizungssystem beispielsweise, mit dem man zimmerweise nach Stundenplan heizen kann, ist nach fünf bis sechs Jahren Entwicklungszeit nicht mehr Vision, sondern Realität.

„Duisburg wird als Standort oft unterschätzt“

Noch nicht umgesetzt wurde dagegen die intelligente Vernetzung des Küchensystems „Cuisinale“, die 2002 in Zusammenarbeit mit Miele entwickelt wurde. Jedes Lebensmittel wird mit einem scheckkartengroßen Transponder versehen, dadurch weiß der Küchencomputer immer, was noch vorrätig ist oder nachbestellt werden muss. Wie viele Eier noch im Kühlschrank sind, muss man jedoch selbst wissen, der PC erkennt nur das Signal der Verpackung und geht, ganz automatisch eben, von zehn Eiern aus.

Im Jahr 2008 wurde das inHaus-Zentrum um das inHaus2 erweitert und zum größten Innovationszentrum für intelligente Raum- und Gebäudesysteme in Europa. Auf dem 8000m² großen Gelände forschen sieben von insgesamt 60 Fraunhofer-Instituten gemeinsam. „Interdisziplinär“, das sei das Besondere, so Grinewitschus. In ganz verschiedenen Bereichen wird geforscht, von Bau und Gebäudebetrieb über Hotellerie und Pflege bis Energie. „Duisburg wird als Standort oft unterschätzt“, so Grinewitschus. Uni und Fraunhofer Institut seien nebenan und für internationale Gäste ist Duisburg gut zu erreichen, ob per Flugzeug oder Bahn.