Duisburg.. Die WAZ war in Duisburg mit einem Team der Wirtschaftsbetriebe unterwegs, das Pappe, Papier und Kartons einsammelt – und stellte schnell fest, dass nicht alle Bürger ihr Altpapier vernünftig am Straßenrand deponieren.
Zum Glück ist es windstill. Schon die sanfteste Brise würde reichen, damit die am Straßenrand abgelegten Zeitungen dies als Aufforderung zum ungebändigten Tanz durch die Lüfte empfinden. Nach Flug und Landung verteilen sie sich dann quer über die Fahrbahn. Stück für Stück muss alles einzeln per Hand wieder aufgelesen werden. Das macht die Arbeit für die Altpapier-Lader Arif Cüccam und Kevin Malzahn sowie ihren Papierwagen-Fahrer Carsten Müller nicht leichter. Das Trio bildet die „PPK-Kolonne 5“ der Wirtschaftsbetriebe. Die drei Großbuchstaben stehen für: Papier, Pappe, Kartons. All das wird in Zeiten der Mülltrennung seit Jahren gesondert gesammelt. Mal mehr, mal deutlich weniger ordentlich vorsortiert.
An den meisten Stellen liegt Sammelgut offen herum
Der Dellplatz. Morgens um kurz vor neun. Vor einigen Haustüren stehen Blaue Tonnen, in die nur Papp- und Papierreste hineingeschüttet werden dürfen. An den meisten Stellen liegt das Sammelgut aber offen herum. Manchmal gebündelt und zu Paketen verschnürt. Manchmal in Plastik-Tüten oder Eimern verstaut. Gelegentlich aber als wilde Haufen auf den Bürgersteig gepfeffert. Letztere sind es, die den PPK-Kolonnen Sorgenfalten auf die Stirn treiben.
„Es gibt schon einige schlimme Ecken“, weiß Carsten Müller. Der 41-Jährige aus Neukirchen-Vluyn arbeitet seit 2003 für die Wirtschaftsbetriebe, im Jahr darauf saß er hinter dem Lenkrad des ersten Papierwagens, der zu einer Sammeltour durch Duisburgs Straßen aufbrach. „Das Schlimmste haben wir im Vorjahr erlebt, als es an mehreren Tagen so sehr stürmte. Damals mussten wir ins Wasserviertel, wo nach dem Orkan fast alle Straßen mit dem Altpapier und Müll übersät waren. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld.“
Blaue Tonne ist kostenlos
Das könnte verhindert werden, wenn mehr Bürger als bisher eine Blaue Tonne bestellen würden. Die gibt’s auf Anfrage bei den Wirtschaftsbetrieben ( 0203/283 3000). Und das kostenlos. „In unseren Bezirken haben nur rund 20 Prozent der Bürger Tonnen oder Kübel“, schätzt Arif Cüccam. Die große Mehrheit entsorge ihr Altpapier in losen Haufen, weiß der Belader, der seit 2004 diesen Beruf ausübt.
Cüccam und sein Kollege Kevin Malzahn stehen hinten auf den für die Belader vorgesehenen Trittflächen des Papierwagens. Hier halten sie sich aber nur auf, wenn es größere Abschnitte zwischen zwei Sammelstellen zurückzulegen gilt. Meistens laufen sie, von Tonne zu Haufen zu Tonne, neben diesem wuchtigen, weißen Fahrzeug her, das ein Fassungsvermögen im zweistelligen Tonnenbereich hat. „Da kommen am Tag schnell einige Kilometer zusammen. Da muss man gut zu Fuß sein“, sagt Cüccam (29). „Und körperlich anstrengend ist es auch, weil wir ja das Meiste heben und hineinwerfen müssen“, ergänzt Malzahn.
Der Wochenrhythmus der Kolonne ist stets derselbe. An jedem Wochentag steht die identische Tour in die identischen Stadtteile an. Diesmal geht es von Neudorf über die Stadtmitte und das Dellviertel nach Kaßlerfeld und Duissern. Morgens um halb sieben rückt das Trio aus. Wenn alles glatt läuft, ist gegen 15 Uhr Feierabend. Gegen 11 Uhr steht die erste Unterbrechung an, weil nach viereinhalb Stunden hinterm Steuer eine Pause für den Papierwagen-Fahrer gesetzlich vorgeschrieben ist.
"Manche Menschen machen leider Ärger"
Und wie sieht es unterwegs mit Kontakt zu den Menschen aus. „Manche sind sehr nett und bedanken sich. Manche sind beim Herausstellen etwas vergesslich oder vertun sich mit dem Tag. Die rennen dann mit ihrem Altpapier sogar hinter uns her, um es noch abzugeben. Manche machen leider auch Ärger“, erzählt Cüccam.
Ärger gibt’s etwa mit jenen, die Hausmüll unter ihr Altpapier gemengt haben. „Diese Tonnen lassen wir dann ungeleert stehen“, sagt Müller. Das wollen oder können manche nicht nachvollziehen. Andere haben Styroporverpackungen oder Plastikfolien in Pappkartons gestopft. „Das gehört nicht ins Altpapier. Wir nehmen nur die Kartons mit und lassen den Rest zurück“, so Malzahn. Ärger gibt’s aber auch durch Falschparker, die verhindern, dass der Papierwagen in kleinere, engere Straßen einbiegen kann. „Dann muss das Altpapier dort eine Woche liegen bleiben. Das kommt aber nicht allzu oft vor“, weiß Müller.
Das Allerwichtigste sei aber, dass es im Stadtgebiet keine öffentlichen Sammelstellen für Altpapier mehr gebe. „Die wurden als Müllabladestellen missbraucht. Wir haben in den Altpapier-Containern nicht nur defekte Mikrowellen oder Teile von Kinderfahrrädern gefunden, sondern sogar verdorbene Speisereste“, so Müller. „Das war echt ekelig.“ Dagegen seien wilde Papierhaufen und verwehte Zeitungsstapel „echt harmlos“.