Duisburg.. Am 1. April feiert die Buchhandlung Scheuermann am Sonnenwall in Duisburg ihren 100. Geburtstag. Ein Interview mit Elisabeth Evertz, die seit sieben Jahren Eigentümerin des Geschäfts ist, führte Anne Horstmeier.
Am 1. April feiert die Buchhandlung Scheuermann ihren 100. Geburtstag. Seit sieben Jahren ist Elisabeth Evertz Eigentümerin am Sonnenwall. Mit der Literaturwissenschaftlerin und Buchhändlerin, Chefin von drei fest angestellten Mitarbeiterinnen und „Herrin“ über 30 000 ständig wechselnde Bücher sprach Anne Horstmeier.
Wer gerne liest, hält Buchhändlerin für einen Traumberuf. Ist das so?
Elisabeth Evertz: Für mich ja, absolut. Aber es hat wenig mit den romantischen Vorstellungen der Leser zu tun. Es ist auch ein kaufmännischer Beruf und sehr arbeitsintensiv. Das Schönste ist die Abwechslung. Es ist jeden Tag wie Weihnachten. Ich mache Bücherkisten auf und denke: Wow. Man hat mit Menschen und Inhalten zu tun. Ich habe ja das Motto gewählt „Bücher öffnen Welten“. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen – nur schönere Arbeitszeiten.
Wie schwer machen Ihnen Ketten und Kaufhäuser das Leben?
Evertz: Die Zeiten der Buchhandlungen mit Komplettsortiment sind vorbei. Überleben kann man nur in Vororten oder in Nischen. Ich habe mich spezialisiert auf Belletristik, also die Feinkost. Ich kann nichts anderes. Die Ketten machen aber auch den Verlagen das Leben schwer, sie verlangen Mainstream ohne Ende; das ist schlecht für kleine, unabhängige Verlage.
Haben Sie auch den Eindruck, dass dadurch mehr schlechte Bücher auf den Markt kommen?
Evertz: Erfolgreiches wird tausendfach kopiert. Dadurch entsteht viel Austauschbares.
Wie groß ist die Konkurrenz durch den Internet-Buchhandel?
Evertz: Bücher sind die Top-Artikel beim Online-Shopping. Dabei kosten die Bücher wegen der Preisbindung ja überall dasselbe. Ich bin ja auch Internet-Buchhändlerin, bei mir kann man auch online bestellen. Das große Plus ist der persönliche Kontakt. Unsere Kunden schätzen die persönliche Ansprache und möchten beraten werden.
Wird das E-Book Bücher und Buchhandlungen überflüssig machen?
Evertz: Ich glaube, dass die Buchhandelslandschaft in 50 Jahren ganz anders aussieht. Die Gefahr der direkten Vermarktung ist, dass auf diesem internationalen Markt die Preisbindung ins Bröckeln gerät.
Aber Ihre Kunden wollen doch etwas zum Anfassen.
Evertz: Ja, das ist überwiegend die Generation 50 plus beziehungsweise die Feinschmecker. Nachfolgende Generationen haben ein anderes Medienverhalten. Ein Beispiel: Der Hörbuchmarkt ist in den letzten 15 Jahren gigantisch gewachsen. Das ist die Generation, die mit Kassetten und CDs aufgewachsen ist – Stichwort „3 Fragezeichen“. Seit zwei, drei Jahren geht der Markt rapide zurück. Die Hörer hören weiter – aber es läuft an den Verlagen vorbei.
Wenn Sie einen Geburtstagswunsch äußern dürften...
Evertz: ...dann den, dass die Königsgalerie bald fertig wird. Durch die Baustelle haben wir keine Parkplätze und sind sehr beeinträchtigt. Ich habe hier seit sieben Jahren investiert mit Blick auf die Wiederbelegung des alten Glanzes, den der Sonnenwall hoffentlich bald wieder haben wird.