Duisburg. . Saubere und ungefährliche Energiegewinnung ist einer der großen Themenschwerpunkte der Universität Duisburg-Essen. Diplom-Ingenieur Othmar Verheyen gibt im Interview Auskunft über Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), eine mögliche Alternative zur Atomkraft.

Am Lehrstuhl für Energietechnik forschen die Experten an Alternativen zu Atomkraftwerken. WAZ-Mitarbeiter Sinan Sat sprach mit Ingenieur Othmar Verheyen über die Kraft-Wärme-Kopplung-Technologie, die „Kraftwerke im Keller“.

Die Diskussionen um erneuerbare und „saubere“ Energien gewinnen angesichts der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk an Fahrt. Welche Rolle kann die Kraft-Wärme-Kopplung in diesem Zusammenhang spielen?

Othmar Verheyen: Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist eine hocheffiziente Form der Energiebereitstellung (Strom und Wärme). Wir bezeichnen sie häufig auch als Brückentechnologie. Diese Brücke ist belastbar, die KWK-Technologie ist CO2-einsparend und wirtschaftlich. In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass die Hälfte des Stroms in Deutschland aus KWK-Anlagen stammen könnte. Die „Brücke“ Atomenergie trägt wie man sieht, nicht. Sie führt ins Abseits und wird uns noch Jahrhunderte beschäftigen.

Wie genau funktioniert eine KWK-Anlage?

Eine Stromerzeugungsanlage kann ein Motor (jeweils mit Generator), eine Brennstoffzelle, eine Gasturbine oder eine Dampfturbine oder sonst etwas sein. All diese Anlagen erzeugen Strom mit einem bestimmten Wirkungsgrad, so dass vom eingesetzten Brennstoff (Kohle, Erdgas, Biogas, Holz uvm.) nur 30 bis 50 % genutzt werden und der Rest als Abwärme weggekühlt werden muss. Bei einer KWK-Anlage wird diese Wärme genutzt. Es können Häuser oder große Liegenschaften beheizt werden, es kann Wärme in Wärmenetze eingespeist werden, es kann Wärme für die Industrie bereitgestellt werden, es kann auch Kälte damit gemacht werden. Der entscheidende Punkt ist also die gleichzeitige Nutzung von Strom und Wärme.

Der Ausbau entsprechender Anlagen kommt bislang nicht richtig voran. Wie effizient und teuer sind KWK-Anlagen?

Die Anlagen sind hocheffizient und markteingeführt, d.h. sie sind eigentlich auch nicht zu teuer. Warum der Ausbau nicht vorankommt, hat andere Gründe. Das beginnt bei der Planung. Auch Ingenieure sind nicht immer vertraut mit den vorhandenen Technologien. Und nicht zuletzt sind für kleine und mittlere Anlagen die Rahmenbedingungen - Gesetze, Vorschriften, Förderungen, Steuerfragen - eigentlich zu kompliziert. Außerdem haben in der Vergangenheit die Energieversorger häufig KWK-Lösungen hintertrieben, auch mit Dumpingpreisen, das ändert sich – glaube ich – gerade und das ist natürlich gut.

Wie viele Haushalte werden in der BRD und in Duisburg momentan von dieser Technologie mit Wärme und Strom beliefert?

In Deutschland werden ca. 12 % des Stromverbrauchs aus KWK-Anlagen bereitgestellt. Das entspricht dem europäischen Durchschnitt. Es gibt Länder mit deutlich höherem KWK-Anteil im Strombereich, z.B. Niederlande, Finnland, Litauen und Dänemark. Im KWK-Gesetz ist eine Verdopplung des KWK-Stromanteils auf 25 % bis 2020 vorgesehen. Zurzeit wird ein Monitoring erstellt, vermutlich wird herauskommen, dass das Ziel nicht erreicht werden wird. In Duisburg werden ca. 40.000 Haushalte aus dem Fernwärmenetz versorgt.

Worin liegen die Vorteile von KWK-Anlagen im Gegensatz zu Atomkraftwerken?

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    Der Gegensatz zu Atomkraftwerken ist so elementar, dass ich nur ungern die Stichworte dazu nenne: Aus KWK-Brennstoffen kann man keine Bombe bauen. Die Ressource KWK-Brennstoff zerstört die Umwelt deutlich weniger als der Uranbergbau. KWK ist dezentral und viele können da investieren. KWK ist hocheffizient, Atomkraftwerke kommen gerade mal über 30 % Wirkungsgrad. Ein Kolbenfresser ist auch schon ein Unfall, aber was kann bei KWK-Anlagen außer Kontrolle geraten? Tatsächlich emittieren KWK-Anlagen CO2, aber keine Radioaktivität. KWK-Anlagen brauchen nicht 10.000 Jahre bewacht zu werden. Sie merken schon, die Liste ist noch viel länger und es fällt mir schwer, den zynischen Ton rauszuhalten.