Ian „Lemmy” Kilmister im Landschaftspark – ein großartiger Moment. Der Auftritt seiner Band Motörhead war der Höhepunkt des „Devilside”-Festivals am Sonntag.
Und nur wenige besonders coole Typen konnten sich zurücklehnen, abwinken und mit Wissen protzen: „Der hat schon in Duisburg gespielt. 1975, damals noch mit Hawkwind, an der Uni.” Aber vorgestern war's eine Nummer größer, ganz nach dem Motörhead-Motto „Everything louder than everything else” – alles lauter als alles andere. Das waren sie. Als die Band um halb zwölf mit einer glatten Stunde Verspätung auf die Bühne zog und Lemmy die Show mit dem obligatorischen „We are Motörhead, and we play Rock'n'Roll” eröffnete, zeigten die Drei, wozu sie imstande sind: Lärm produzieren, guten, klingenden Krach. Wenn die anderen Bands es nicht schon getan hätten, da hätten sie dann spätestens einpacken können. „Iron Fist” als ersten Song, „Over The Top”, „Rock Out”, „Metropolis”, in der Zugabe „Ace Of Spades”, aaah. Dazu bemerkenswerte Soli von Mikkey Dee am Schlagzeug und Philip Campbell an der Gitarre, in einer Klangqualität, die berauschte.
Die meisten der etwa 10 000 Besucher des Festivals werden aber wohl auch die anderen Bands gut gefunden haben, sonst wären sie nicht da gewesen. Was Sepultura, die Misfits und ein paar andere anbieten konnten, war in der Hauptsache brachial. „Blood, Fire, War, Hate” rumpelten Soulfly. Dann doch lieber die Bummsköpfe der Bloodhound Gang, die sich mit Jägermeister und das Publikum mit schön schlichtem Humor unterhielten. Aber musste Bassist Evil Jared unbedingt eine mit einer Kette an seinem Genital befestigte Kiste über die Bühne ziehen? Ja, er musste. Der Unsinn gefiel einigen ernsten Rockern nicht so sehr. Noch weniger gefiel aber die Situation an den Getränkeständen. Oft waren Bier und Wasser aus. Letzteres gab es an einem Eingang immerhin kostenlos, was erhitzte Gemüter und Körper kühlte. Die Organisatoren bekamen die Kurve noch. Überhaupt gab es wegen gutem Ton und guter Sicht kaum Grund zu meckern. Schon gar nicht über die DVG, die das machte, wofür sie da ist: die Besucher ohne Schwierigkeiten befördern – trotz verzögertem Ende.
Duisburg präsentierte sich dem Rock-Publikum gegenüber also gastfreundlich, fast immer. Am Nachmittag wurde in Meiderich jedoch ein betrunkener Besucher des Festivals von einem Mann niedergeschlagen und beraubt. In der Nacht wurde ein weiterer Gast in der Nähe des Veranstaltungsgeländes von vier Tätern überfallen. Kollateralschäden während des Festivals: 61 Personen mussten meist alkoholbedingt ärztlich behandelt werden, davon 30 stationär. Gegen zwei Personen erteilte die Polizei Platzverweise samt anschließender Ingewahrsamnahme sowie zwei Anzeigen wegen Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.