Duisburg. .

Das Erkundungsteam der Duisburger Hilfsorganisation ISAR reist nach Deutschland zurück. Auch zwei Tage nach dem Erdbeben habe es kein Hilfeersuchen der japanischen Behörden gegeben, begründet Präsidentin Daniela Lesermeister die Entscheidung.

Die Organisation

I.S.A.R. Germany ist eine gemeinnützige Hilfsorganisationm die internationale Hilfe nach Naturkatastrophen leitest. Neben dem THW ist I.S.A.R. die einzige deutsche Hilfsorganisation, die von der UNO-Unterorganisation INSARAG zertifiziert. Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, finanziert wird die Arbeit durch Spenden. Im Einsatz war I.S.A.R. unter anderem nach den schweren Erdbeben in Pakistan (2005), Peru (2007), Indonesien (2009) und Haiti (2010). Für das Engagement in Haiti wurde die Organisation 2010 mit dem „Bambi“ ausgezeichnet. I.S.A.R.-Präsidentin Dr. Daniela Lesmeister nahm den Preis stellvertretend für die gesamte Hilfsorganisation entgegen.

Das Erkundungsteam der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany kehrt aus Japan nach Deutschland zurück. „Auch zwei Tage nach dem Erdbeben gibt es noch kein internationales Hilfeersuchen der japanischen Regierung“, begründet I.S.A.R. Präsidentin Daniela Lesmeister die Rückkehr der Helfer.

Lediglich aus den USA, Neuseeland, Australien, Korea und aus Staaten mit denen bilaterale Vereinbarungen getroffen wurden, seien Rettungsteams angefordert worden. Außerdem setzt Japan tausende Soldaten in der Katastrophenregion ein, heißt es in einer Mitteilung des Einsatz- und Lagezentrums. Nach Erkenntnissen des Erkundungsteams habe sich Japan offenbar dafür entschieden, mit Hilfsteams aus der Region und eigenen Kräften die Katastrophe zu bewältigen.

Aufgabe des Erkundungsteams war es, die Lage in Japan zu beurteilen und in enger Abstimmung mit den japanischen Behörden, einen möglichen Einsatz weiterer Spezialisten vorzubereiten. Dabei ging es um eine Einheit zur Suche, Rettung und medizinischen Versorgung von verschütteten Menschen. Im Gegensatz zum Erkundungsteam, kann eine solche Spezialeinheit aber nur auf ausdrücklichen Wunsch der jeweiligen Regierung in ein Katastrophengebiet reisen. „I.S.A.R. ist eine durch die Vereinten Nationen für Search and Rescue-Einsätze zertifizierte Organisation. Dies bedeutet, dass sich strikt an die internationalen Regeln im Katastrophenfall gehalten werden muss. Dazu zählt auch, dass die Vorgaben der japanischen Regierung bindend sind“, erklärt Lesmeister. „Ohne Hilfeersuchen ist es deshalb auch nicht möglich, eine Search and Rescue-Einheit nach Japan zu entsenden.“ Auch wenn ihr die Entscheidung für den Rückzug schwer gefallen ist, auf eine Rettungsaktion in Japan zu verzichten und daran nun Kritik laut wird: „Klar werden wir jetzt auch öffentlich angeschossen“, ärgert sich die 33-Jährige, „wenn wir aber die Spielregeln missachten, verlieren wir unsere Zertifizierung.“

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    Abwehr atomarer Gefahren stehe erst einmal im Vordergrund

    Eine wichtige Rolle für die Entscheidung zur Rückkehr des Erkundungsteams habe auch der Zeitfaktor gespielt. In Anbetracht der benötigten Zeit zwischen Alarmierung, Flug und Transport in die Katastrophenregion, wäre es inzwischen kaum mehr möglich, eine entsprechende Spezialeinheit schnell genug von Europa aus in das Erdbebengebiet zu bringen. Unabhängig davon, spitze sich die Lage im Atomkraftwerk Fukushima weiter zu. In den kommenden Tagen werde deshalb die Abwehr atomarer Gefahren für die Bevölkerung im Mittelpunkt der Rettungsarbeiten stehen. Dies ist Aufgabe anderer Spezialeinheiten, für die alle zur Verfügung stehenden Ressourcen, etwa für den Transport der Teams, freigehalten werden sollten.

    Die drei Fachleute der Hilfsorganisation aus Duisburg waren am Samstagmorgen in Tokio eingetroffen. Hier sollten der Notarzt, ein Intensivkrankenpfleger und ein Rettungsassistent die Einsatzmöglichkeiten und Transportkapazitäten für um die 30 Helfer organisieren. Erst vergangene Woche hatten die Einsatzkräfte der Hilfsorganisation ihren letzten Einsatz im Flüchtlingslager an der libysch-tunesischen Grenze beendet. In Nordafrika hatten die Einsatzkräfte aus NRW, Hessen und Thüringen auf Anforderung der UN eine Tonne medizinische Hilfsgüter in das Krisengebiet transportiert. Damit können 30.000 Menschen einen Monat lang medizinisch versorgt werden.