Duisburg.. Duisburg rätselt nach dem Fund eines toten Babys in Rheinhausen über die Motive der Mutter. Ihr standen zahlreiche Alternativen zur Verfügung, meinen Ärzte und gemeinnützige Organisationen. Als letzte Lösung hätte eine Babyklappe helfen können.
Der gewaltsame Tod des Neugeborenen, das am Sonntag in Rheinhausen von der Polizei gefunden wurde (wir berichteten), war vermeidbar. Zahlreiche Anlaufstellen hätten der Mutter anonyme Hilfe geboten. Doch stattdessen musste ein Säugling, geboren unter widrigen Umständen, wenige Stunden nach der Entbindung sterben.
Geburt ist ein Schock
Experten rätseln über die Beweggründe. „Man weiß, dass Frauen, die so etwas tun, in absoluter Panik sind“, meint Diplom-Pädagogin Ulla Beckers vom Verein Frauenwürde. Auch Chefarzt Dr. Peter Seiffert (Kinderklinik des St. Johannes-Hospitals) vermutet eine Paniksituation: „Manche Frauen wissen bis zum Ende der Schwangerschaft nicht, dass sie ein Kind bekommen, oder wollen es nicht wahr haben.“ Die Geburt sei dann ein Schock.
Fakt ist jedoch, dass der Frau hätte geholfen werden können. „In Duisburg gibt es genügend Unterstützung, man muss sie nur nutzen“, sagt Ruth Hombach, die Leiterin der städtischen Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle in Rheinhausen. Neben den städtischen Einrichtungen gäbe es viele weitere Institutionen der Kirche und des Kinderschutzbundes.
In der Regel hilft professionelle Beratung den Schwangeren, um mit ihrer Situation zurecht zu kommen. „In den mehr als 20 Jahren meiner Tätigkeit, habe ich nur einmal eine werdende Mutter an die Adoptionsvermittlung überweisen müssen“, meint Hombach. Von den Frauen, die sich an den Verein Frauenwürde wenden, denken rund die Hälfte bei dem Erstbesuch an einen Schwangerschaftsabbruch. „Wir unterstützen eigene Entscheidungen, versuchen aber, mehrere Lösungen aufzuzeigen“, sagt Beckers. Am aktuellen Fall sehe man, dass „Austragen nicht immer die richtige Entscheidung“ sei.
Babyklappe als letzter Ausweg
Gibt es keinen anderen Ausweg mehr, so steht im Hamborner St. Johannes-Hospital eine Babyklappe zur Verfügung. Hier können verzweifelte Mütter ihr Neugeborenes anonym abgeben. „Die Babyklappe ist ein Rettungsring“, so Chefarzt Dr. Seiffert. „In den zehn Jahren, seit es die Klappe gibt, wurden neun Neugeborene abgegeben.“ Er findet es sehr wichtig, Müttern in dramatischen Umständen, diese Möglichkeit zu bieten. Glücklich berichtet er, dass drei Babys mit ihren Eltern zusammengeführt wurden.
Gänzlich vermeiden lassen sich Kindstötungen wie diese dadurch aber nicht. „Vielleicht sollten die Menschen mehr aufeinander achtgeben“, rät Prof. Dr. Peer Abilgaard, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik des Marien-Hospitals. „Dadurch kann man mithelfen, um psychisches Leid wie in diesem Fall zu mindern.“