Zentralbibliothek Duisburg zeigt Ausstellung zu Homosexualität in der Bravo
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Duisburg. . Unter dem Pseudonym Dr. Sommer beantwortet die Bravo seit 1969 Sex-Fragen ihrer Leser. Die Ausstellung “Aufklärung und Aufregung - 50 Jahre Schwule und Lesben in der Bravo“ zeigt in der Zentralbibliothek Duisburg wie aus einem Tabu Normalität wurde.
Wer kennt schon Martin Goldstein? Dabei ist es der Mann, der unter dem Pseudonym Dr. Jochen Sommer 15 Jahre lang Teens und Twens Fragen beantwortete, die sie ihren Eltern nicht zu stellen wagten. Mit „Dr. Sommer“ kehrte 1969 bei der „Bravo“ ein Professionalisierung ein; zuvor hatte die Schriftstellerin Marie-Luise Fischer das Thema nicht aufklärerisch, sondern eher unterhaltsam behandelt, sagt Erwin In het Panhuis. Er hat die Ausstellung „Aufklärung und Aufregung – 50 Jahre Schwule und Lesben in der Bravo“ zusammen gestellt, die in der Zentralbibliothek an der Düsseldorfer Straße zu sehen ist.
Bravo-Ausstellung
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Über 1000 Beiträge zu Homosexualität
Der Bibliothekar vom Centrum Schwule Geschichte, Köln, hat 2700 Bravo-Hefte aus 50 Jahren zu lesbisch-schwulen Themen durchforstet, dabei über 1000 Beiträge gefunden. In het Panhuis zeichnet den Weg nach von den 60er Jahren, als Homosexualität noch als krankhafte Abweichung vom Normalen galt, über die Abschaffung des Paragrafen 175 im Jahr 1969, der männliche Homosexualität unter Strafe gestellt hatte, bis hin zum Vermarktungsgag. Wurde doch zur Jahrtausendwende zum Beispiel das russische Mädchen-Duo „Tatu“ falsch, aber verkaufsfördernd als lesbisch ausgegeben.
„Bravo“ wiederum bewegte sich in 50 Jahren zwischen Tabuisierung und Tabu-Bruch, zwischen Aufklärung und bedenklichen Einlassungen. So hält In het Panhuis die Informationen über HIV-Infektion und Aids für „gefährlich“, wenn der Verzicht aufs Kondom vom „guten Gefühl“ gegenüber den Partner abhängig gemacht wird.
Der Mann, der bei Bravo Dr. Sommer war
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Zwei Hefte verboten
Mit „Dr. Sommer“ erlebte „Bravo“ große Auflagen. Er beantwortete in der Rubrik „Was Dich bewegt“ Fragen zur Sexualität und schilderte 1972 auch eigene gleichgeschlechtliche Erlebnisse. Im gleichen Jahr wurden zwei Hefte verboten, in denen jeweils nackte Mädchen und nackte Jungen beim Austausch von Zärtlichkeiten gezeigt wurden. Die Zeitschrift landete auf dem Index der jugendgefährdeten Schriften und stand kurz vor dem Aus. Doch Mitte der 70er Jahre erreichte sie dann eine Rekordauflage von 1,5 Millionen Exemplaren; heute seien es noch 350 000 bis 400 000, so In het Panhuis.
Der erste Beitrag über einen schwulen Sänger galt 1976 Bernd Clüver, dem Jungen mit der Mundharmonika, als erster schwuler Promi schaffte es 1992 Hape Kerkeling auf die Titelseite.
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