Duisburg..
Für die Nutzung nicht mehr benötigter Gotteshäuser in Duisburg gibt es viele Ideen, aber die Realisierung ist eine Frage des Geldes. Oft spingen soziale Träger ein. Etwa die Caritas, die in Kaßlerfeld nach dem Kirchenabriss ein Seniorenzentrum baute.
Als vor einigen Jahren das rückläufige Steueraufkommen die Kirchen zu teils drastischen Sparmaßnahmen zwang, traf es viele Gemeinden wie ein Schock: Ihre Kirche sollte geschlossen, abgerissen oder einer neuen Nutzung „zugeführt“ werden. Doch das ist bislang nur zum Teil umgesetzt: Noch immer stehen in Duisburg Kirchengebäude leer und warten auf einen Abriss oder eine alternative Nutzung. Dabei fehlt es kaum an Ideen, in der Regel aber immer am Geld.
Während die zu den betroffenen Kirchen gehörenden Gemeinderäume zumeist schon anderweitig genutzt werden, stehen die Sakralbauten selbst leer. So die Kirche St. Anna in Neudorf, wo der benachbarte Kindergarten einen neuen Träger gefunden hat. Oder die Mariä Himmelfahrt in Hüttenheim: Dort existiert jetzt in den Gemeinderäumen ein Begegnungs- und Beratungszentrum, doch für das Kirchengebäude gibt es noch keine Nutzung. Herbert Fendrich, bischöflicher Beauftrager für Kirche und Kunst und zuständig für diese „weitere Kirchen“: „Es gibt zwar eine Machbarkeitsstudie, aber wer die Ideen realisiert, ist eine offene Frage. Alles ist möglich – und teuer.“ Die Palette der Ideen reicht vom betreuten Wohnen bis zum Tanzstudio.
Da die Kirchen unter Sparzwang gehandelt haben, sind die Gemeinden meist nicht in der Lage, selbst in neue Projekte zu investieren. Da springt eher die Caritas ein, die im Falle der Kirche St. Klemens in Kaßlerfeld nach deren Abriss ein neues Seniorenzentrum gebaut hat.
Auch der Verlust sozialer Infrastruktur droht
Die Nutzung kirchlicher Gebäude für soziale Zwecke liegt auch Jörg Beste am Herzen. Sein Unternehmen „Synergon“ (Köln) begleitete im Auftrag des NRW-Bauministeriums die Machbarkeitsstudien zur Umnutzung kirchlicher Räume in Nordrhein-Westfalen konzeptionell. „Man darf nicht vergessen, dass Kirchen auch immer halböffentliche Räume sind, wo sich auch Initiativen aus dem sozialen oder kulturellen Bereich ansiedeln. Fallen die Kirchen weg.“ Es drohe neben dem Verlust „baukultureller Zeugen“ ein Verlust von sozialer Infrastruktur. Dem wird aber auch – wie in Hochfeld – begegnet: Dort entwickelte sich aus der Kirche St. Peter ein Sozialzentrum, in dem die Duisburger Tafel und Solwodi ein neues Domizil fanden.
Die Liebfrauen-Kirche in der Innenstadt, die zum Veranstaltungs- und Kulturzentrum der Stiftung „Brennender Dornenbusch“ umgebaut wird, ist ein Vorzeigeobjekt. Neben der neuen Nutzung, bietet die Unterkirche künftig auch weiterhin einen Ort pastoralen Lebens. Eine gelungene Symbiose gibt es auch für die Heilig Kreuz Kirche in Neuenkamp, deren Pfarrzentrum an den Kindergarten „Zaubersterne“ vermietet wurde. Durch den Erlös ist die Gemeinde in der Lage, den Gottesdienstraum zu erhalten, erklärt Herbert Fendrich.
Probleme bereiten dem Bistum einige „Dome“ im Norden. Sie sind zum Teil so groß, dass allein die Regenwassergebühr für versiegelte Flächen bis zu 10 000 Euro im Jahr kostet. „Winterdienst, Laubdienst im Herbst und Verkehrssicherung der Gebäude kosten dann schnell 20 000 bis 25 000 Euro im Jahr.“
In Ruhrort wurde das Gemeindehaus an Haniel verkauft
Auch die Evangelischen Kirchengemeinden haben sich in den letzten Jahren von Gebäuden getrennt oder suchen weiter nach neuen Nutzungsmöglichkeiten. Zur oben erwähnten Machbarkeitsstudie des Bauministeriums gehört auch die Kirche an der Wintgensstraße in Duissern. Zwei Architektenbüros haben sich daran gesetzt, um Alternativen zu finden. Die eine sieht eine dichte Neubebauung und Bau eines Bürogebäudes/Gesundheitszentrums unter Einbeziehung der Kirche vor, die andere eine Weiterentwicklung und Ergänzung des bestehenden Gemeindezentrums mit den Nutzungsmöglichkeiten Büro, Wohnen und Kreativwirtschaft.
In Ruhrort wurde das altehrwürdige Gemeindehaus an Haniel verkauft, die Friedenskirche in Hochfeld ist an die griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde vermietet worden. Das Gemeindehaus an der Wrangelstraße wurde verkauft und abgerissen, die Kirche Trinitatis in Bissingheim kommt als Standort für ein Pflegeheim in Frage.
Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: In Vierlinden, das zum Ev. Kirchenkreis Dinslaken gehört, gelang es, durch die Aufgabe verschiedener Häuser der Gemeinde eine neue Kirche zu bauen: die Johannes-Kirche am Franz-Lenze-Platz. „Ein neues starkes Zentrum“, wie Wolfgang Röhl vom Kirchenkreis betont.
Die Katholischen Gemeinden westlich des Rheins und Walsum, die zum Bistum Münster gehören, warten mit Spannung auf die Kreisdekanatsversammlung am 21. Februar, in der es um künftige pastorale Strukturen gehen wird.
Die Dokumentation über die Machbarkeitsstudie Kirchenumnutzungen ist auf den Seiten des nordrhein-westfälischen Bauministeriums als Download als PDF-Datei zu finden.