Es geht gleich gut los: weißblonder Haarschopf, rotes Jackett, schwarze Sonnenbrille – da steht der Heino im Foyer des Theaters am Marientor.

Erst beim näheren Hinsehen fällt auf, dass die Haut etwas zu straff ist, der Schlagersänger erstaunlich jung aussieht. „Meine Haarfarbe ist echt”, schiebt er gleich nach der Begrüßung hinterher – es kann sich also nicht um das Original handeln. Unter dem Namen Carlo Caroll hat der Heino-Interpret sich in der Schlagerszene schon einen Namen gemacht, nun also tritt er beim Casting für die RTL-Show „Das Supertalent” an – um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Doch er wird keine Heino-Songs schmettern, sondern selbst geschriebene „Party-Hits”.

Sandy Oke hat ihre Familie in Duisburg und trommelte beim Casting. Foto : Stephan Eickershoff
Sandy Oke hat ihre Familie in Duisburg und trommelte beim Casting. Foto : Stephan Eickershoff © WAZ

Es ist ziemlich ruhig im TaM. Hysterisches Gekreische? Fehlanzeige. Die meisten Bewerber machen einen recht gelassenen Eindruck. Da freundet sich der falsche Heino schon mal mit einem anderen Schlagersänger an. Der heißt Markus Stein, trägt ein rosafarbenes Polohemd und kommt aus Duisburg. Sein Sohn hat ihn für das Casting angemeldet, schließlich ist er Texter, Produzent und Sänger zugleich. „Fast wie Dieter Bohlen”, sagt er grinsend, dann muss er los. Runter in die Katakomben, dort stehen die Kandidaten Schlange für ihren Auftritt. Angespannte Stille umgibt die Wartenden, jetzt wird's ernst. Manche tragen Jeans und T-Shirt, andere haben sich in extravagante Outfits geschmissen. Künstlerisch ist so ziemlich alles erlaubt, es wird getrommelt, gesungen oder in der Reihe getanzt.

„Line Dance” nennt sich das, was fünf Mädels aus Moers machen. Ihren Auftritt haben sie schon hinter sich. „Wir haben uns erst vor zwei Wochen spontan zum Mitmachen entschlossen.” In der Halle ist die nächste Gruppe an der Reihe, die Mitglieder der Band „G” kennen sich aus der Schule und scheinen sich länger vorbereitet zu haben. Auch nach der Präsentation ihrer Songs geht es ganz harmonisch zu. Pampige Sprüche oder gar Beleidigungen à la Dieter Bohlen müssen die Kandidaten nicht fürchten, hier sind alle nett. Vielleicht ändert sich das in der nächsten Runde, dann nämlich dürfen sich die Kandidaten vor dem berühmten Jury-Mitglied beweisen.

Ob Manfred Ritter sich bald als neues „Supertalent” feiern lassen darf? Der 54-Jährige besitzt gewissermaßen Exotenstatus. Tanzen und Singen ist nicht seine Sache, er braucht nur ein langes, von innen ausgehöhltes Stück Eukalyptusholz – sein Didgeridoo. Seit zehn Jahren spielt er das Blasinstrument der australischen Ureinwohner, als „Mr. Dingo” tritt er gerne an den Wochenenden auf. Dafür wirft er sich in Schale, zur buntbestickten Kleidung baumelt eine Känguru-Kette um den Hals. Durch einen Volkshochschulkurs begann die Leidenschaft. „Ein Instrument spielen, ohne Noten lesen zu müssen – das fand' ich super.” Auch wenn der Australien-Liebhaber es nicht bis ins Fernsehen schaffen sollte, haben die Duisburger Gelegenheit, seine musikalischen Fähigkeiten zu bewundern: Am 30. August gibt er wieder ein Didgeridoo-Konzert: im Duisburger Zoo, gleich neben dem Koala-Haus.