Duisburg..
Was hat Asterlagen, was keine anderer Duisburger Stadtteil aufweisen kann? Asterlagen hat’s den Künstlern angetan, Asterlagen ist eindeutig bühnenreif.
„Auf dem Autofriedhof in Asterlagen sitzen sie mit immer knurrendem Magen: Wotan und Wolf wachen übers Revier in einem ausgeschlachteten Renault R4. Zwei Diogenesse in ihrer Tonne blinzeln träg in die Duisburger Sonne“, singt der große Barde Reinhard Mey.
Und Heinrich von Asterlagen hieß eigentlich Hein Schlottmann, und der war immer wie aus dem Ei gepellt gekleidet, trug sogar ein Monokel und spielte bei Hein Lindemann an der Theke den großen Gönner, berichtete uns Hanns Dieter Hüsch, der nicht minder große Kabarettist vom Niederrhein.
Wobei Hein oder Heinrich es vergleichsweise gut angetroffen haben als Bühnenkunstfiguren, denn eine zünftige Kneipe findet sich im Asterlagen von heute nicht. Auch kein Geschäft, noch nicht einmal ein Kiosk, schildert mir Klaus Sefzig, Autor immerhin dreier Bücher über „seinen“ Stadtteil.
Wir starten unseren Rundgang am Röttgenweg, einer Siedlung aus den 30er Jahren, die Häuser seit Generationen erweitert, verschönert, und allesamt mit großen Gärten. Einen davon durchqueren wir und stehen an einer eingleisigen Bahnstrecke, zwei- bis dreimal täglich befahren von Güterzügen für Sachtleben. Der Blick über die Gleise geht in die Ferne, Felder, flaches Land, Niederrhein.
An den Gleisen entlang geht’s weiter, Ausblick ohne Ende hat Sefzig mir angekündigt. „Wir gehen gerade durch einen alten Rheinarm“, erklärt er mir, und wenn man sich Asterlagen auf dem Stadtplan ansieht, sieht man die Stromschlinge der Vergangenheit in der Topografie der Gegenwart.
Dann geht’s aufwärts, ein komfortabler Weg führt auf eine Halde, aufgeschüttet in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts mit Abraum der nahen Zeche Diergardt-Mevissen. Asterlagen liegt uns zu Füßen.
Sefzig zeigt mir die Buchsbaum-Siedlung aus den 80er Jahren, eine weitere aus den 50ern, landwirtschaftliche Flächen, denen man die Bergsenkungen ansieht und die unscheinbare Heckenstraße, die einst die Hauptstraße war und – wieder einmal – den alten Rheinlauf sichtbar macht. „Unsere Siedlungen entstanden immer schubweise“, erklärt mir Sefzig Asterlagens Wachstum. Nach dem Krieg habe der Quadratmeter 1,20 Mark gekostet, jetzt liege der Preis bei 400 Euro. Kein Wunder, dass die älteren Siedlungen die größten Gärten aufweisen. Aber das hatte andere Gründe: Die Bewohner sollten sich von ihrer Scholle ernähren können, Kleinviehhaltung inklusive.
Mit dem Wirtschaftswunder wuchsen Asterlagen und Winkelhausen über ihre bäuerlichen Ursprünge hinaus. Alte stattliche Höfe finden sich immer noch, etwa entlang der Winkelhauser Straße, aber mit den Neubauten änderte sich der Stadtteil. So wurde beispielsweise 1950 eine evangelische Kirche erforderlich. 2007 wurde sie abgerissen.
Schule und Kindergarten gibt’s aber noch am Rande Asterlagens, auch eine katholische Kirche. Die Neubauten der letzten Jahrzehnte, die den Stadtteil weitgehend prägen, haben sich überwiegend an der niederrheinischen Backstein-Bauart orientiert, alles ist überschaubar, zweigeschossige Häuser sind die Ausnahme. „Hier ist ruhig wohnen“, sagt Sefzig, der als gebürtiger Ostpreuße 1946 erstmals nach Asterlagen kam: „Da war hier alles noch leer.“
Jenseits der Gleise liegt Winkelhausen, und dort ist auch noch ein bisschen Bauernleben. Gänse und eine Schar sehr schöner Hühner erfreuen kurz vor der Moerser Grenze.
Und zu Asterlagen gehört auch noch der Businesspark, ein Gewerbegebiet mit viel Grün und Kunst, wo’s Gabelstapler gibt und moldawischen Wein, edelste Puppen und das Briefzentrum der Post, Kliniken für Mensch und Tier.