Duisburg. Zwei Mal stimmte der Stadtrat gegen Yüncel Güngör, Duisburgs vom Integrationsrat gewählten Migrantenvertreter auf Landesebene. Nun lehnten mehrere Fraktionen im Rat ein klärendes Gespräch ab. Güngör vermutet einen Racheakt seiner Ex-Partei SPD.
Die Auseinandersetzungen zwischen dem Rat der Stadt Duisburg und dem Integrationsrat gehen in die nächste Runde. Nach dem in der vergangenen Woche die Ratsfraktionsvorsitzenden der SPD, Grünen und der Linken der Einladung des Integrationsratsvorsitzenden Sevket Avci zu „einem klärenden Gespräch“ nicht nachgekommen sind, wurden Äußerungen laut, der SPD gehe es nur um „persönliche Rache“.
Hintergrund: Der Integrationsrat hat seit seiner Konstitution vor einem Jahr bereits zweimal mehrheitlich Yüncel Güngör (MTB - Bund türkischer Muslime) als Duisburgs Mirgantenvertreter auf Landesebene vorgeschlagen. Zwei Mal wurde der Entscheid vom Stadtrat abgeblockt. Ohne offizielle Begründung.
Güngör vermutet "Racheversuch" der SPD
Güngör, Sympathisant des verstorbenen rechten Politikers und MHP-Gründers Alparslan Türkes, vermutet eine persönliche Fehde gegen seine Person. Bislang schien es so, als sei es den Vertretern der SPD, der Grünen und der Linken ein Dorn im Auge, dass ausgerechnet der Anhänger eines türkischen Nationalisten die Stadt Duisburg auf Landesebene vertreten soll. Dabei nahm Yücel Güngör Jahre lang diese Funktion im Landesintegrationsrat wahr. Für Güngör sind das scheinheilige Gründe. Er geht vielmehr von einem „Racheversuch“ der SPD aus.
„Ich habe zehn Jahre lang mit der SPD in Duisburg zusammengearbeitet. Zuerst habe ich in den Jahren von 2000 bis 2005 mit meiner eigenen und der Stimme meiner Freunde Niyazi Sahin (SPD) zum Vorsitzenden des Integrationsrates gewählt. 2005 sind die Sozialdemokraten auf mich zugekommen und haben mir angeboten auf ihrer Liste für die neue Legislaturperiode im Integrationsrat zu kandidieren. Die Konservativen Gruppierungen in diesem Gremium, die eine klare Mehrheit stellen, haben mir seinerzeit signalisiert, dass sie mich zum neuen Vorsitzenden des Integrationsrates wählen wollen“, sagt Güngör.
Bruch mit seiner ehemaligen Partei
Schon damals habe es in der SPD Auseinandersetzungen um seine Person gegeben. „Und deshalb wurde mir gesagt, dass nur der Spitzenkandidat der Partei, also Niyazi Sahin, zum Vorsitzenden gewählt werden dürfe. Dieses merkwürdige Demokratieverständnis fand ich nicht in Ordnung.“, ärgert sich Güngör, der fortan Sevket Avci (MTB) unterstütze. Den eigentlichen Knackpunkt für den Bruch zwischen ihm und seiner ehemaligen Partei sieht Güngör aber woanders. Im April 2010 war Güngör an der Organisation und Durchführung einer Totenmesse für Alparslan Türkes in der Merkez-Moschee mitbeteiligt.
Nach dem es Protest an dieser Veranstaltung hagelte, rechtfertigte Güngör in einer E-Mail die Totenmesse und griff die SPD-Duisburg an. Wörtlich heißt es in der Mail: „Ferner möchte ich zu bedenken geben, ob die nachfolgenden Äußerungen nicht auch ausländerfeindlich bzw. rassistische Tendenzen vermuten lassen können. 1996 wurde ein Zuzugsstop für Ausländer in Marxloh gefordert, durch Herrn Pflug MdB und damaliger Vorsitzender der Duisburger SPD und insbesondere die Ereignisse um den Immobilienverkauf im Stadtteil Röttgersbach im Jahre 2004, bei denen Deutsche mit Migrationshintergrund am Erwerb von Immobilieneigentum gehindert wurden und die damalige Ortsvorsitzende Zülfiye Kaykin (SPD) keinerlei Bemühungen gegen das offensichtliche Unrecht unternommen hat.“
Diese Zeilen sind aus Güngörs Sicht ausschlaggebend für den Boykott der SPD gegen seine Person.