Beeck. .

Rudolf Kelbassa ist ein Entdecker. Das Hochwasser hat nicht nur Dosen und Dreck an Land gespült, sondern auch Flaschenpost. Bei Kilometer 782 – dort, wo sich der Rhein unter der Friedrich-Ebert-Brücke in die Kurve legt – hat er die ungewöhnliche Post gefunden.

„In den vergangenen Tagen waren es bestimmt acht bis zehn Flaschen“, erzählt der Rentner. In seiner Freizeit betreibt er mit Jugendlichen der Gustav-Stresemann-Realschule den Schulgarten – und beantwortet nun auch noch die Briefe aus der Flasche, damit sich die Absender freuen.

Die Schüler sind auf den Geschmack gekommen und wollen nun selbst eine Flaschenpost losschicken. Foto: Tanja Pickartz
Die Schüler sind auf den Geschmack gekommen und wollen nun selbst eine Flaschenpost losschicken. Foto: Tanja Pickartz

Romantische Dreizeiler haben die Kinder schon gelesen. Zugegebenermaßen waren die ein bisschen lieblos zusammenknüllt. Vergilbte, traurige Botschaften an den verstorbenen Opa sind angelandet. Genauso, wie Blödeleien. „Ich suche eine Freundin“, hat zum Beispiel ein Junge geschrieben – und seine Telefonnummer notiert. Wie alt der jetzt wohl ist?

„Hallo, wir sitzen hier in Düsseldorf am Rhein. Es ist sonnig“, grüßt ein Unbekannter und teilt zudem seine Adresse in Lüdenscheid mit, an die eine Antwort geschickt werden soll. Außerdem ist das Datum vermerkt: Am 16. April 2003 hat er die Flasche mit der Botschaft in den Fluss geworfen. Mehr als sieben Jahre hat die Post (ganz ohne Briefmarke) gebraucht, bis sie in Duisburg gefunden wurde.

„Es ist interessant, was die Leute mitteilen wollen“, sagt Rudolf Kelbassa – und die Realschüler nicken zustimmend. „Besonders traurig fand ich den Brief eines Jungen, der sich über seine Mutter beklagt hat, weil sie ihn nicht gut behandelt“, erzählt Denise (12). Aber auch Kinder, die den Mittagstisch von „Immersatt“ besuchen, schickten eine Flasche los. „An die Aktion kann ich mich erinnern“, fällt dem Rentner ein. „Die haben sie an der Mühlenweide in den Rhein geworfen.“ Endstation war schließlich Laar.

Inzwischen hat die Schülergruppe ein Standard-Schreiben formuliert, mit dem sie die Absender aus Duisburg grüßt. Und natürlich hat sie nun selbst das Flaschenpost-Fieber gepackt.

Demnächst wollen sie deshalb ein paar Grüße zu Wasser lassen. „Wer weiß, wo die einmal landen werden“, denkt Denise nach und malt sich schon aus, wie ihre Flasche durchs Meer treiben wird. Erst einmal muss sie aber den Rhein passieren.