Duisburg. Seit 40 Jahren rollen Autos über das Autobahnkreuz Kaiserberg. Bis heute ist der so genannte Spaghetti-Knoten eine einmalige Kontruktion. Norbert Tschinke hat sie maßgeblich geplant.

Wer das Autobahnkreuz Kaiserberg auf einer Straßenkarte betrachtet, sieht vor allem eines: ein recht unübersichtliches Gewirr von Auf- und Abfahrten, von Über- und Unterführungen. Und es fällt nicht gerade schwer zu erraten, warum diese Konstruktion als Spaghetti-Knoten bezeichnet wird. Seit 40 Jahren kreuzen sich A3 und A40 an der Grenze zu Mülheim. Und noch immer hält der Knoten dem Verkehrsaufkommen stand.

Darauf ist Norbert Tschinke schon ein wenig stolz. Der heute 77-Jährige war damals einer der beiden Ingenieure, die den Spaghetti-Knoten geplant haben. Deshalb weiß er auch: „Der Name hat sich erst im Anschluss daran entwickelt, als das fertige Kreuz auf Luftbildern zu sehen war.”

Nicht nur die besonderen Umstände vor Ort – spitze Winkel, Bahnstrecken, Ruhr und Tierparkgelände – machten es damals notwendig, dass sich Norbert Tschinke und sein Vorgesetzter Alfred Hötzel etwas völlig Neues überlegen mussten. Auch die Verkehrsprognosen für die folgenden Jahrzehnte spielten eine Rolle. „Dafür waren die Kleeblätter nicht mehr ausreichend”, betont Tschinke. Nach diesem Modell nämlich waren bislang die meisten Autobahnkreuze gebaut worden.

Vorbild Autobahnkreuz Darmstadt

Überhaupt kam der Autobahnbau in Deutschland erst Anfang der 1960er Jahre richtig in Fahrt. Norbert Tschinke konnte da bereits seine ersten Erfahrungen sammeln – mit den Planungen der A7 im Baudezernat Hannover. Als Vorbild für das Kreuz Kaiserberg stand aber ein anderes Projekt Pate: das Darmstädter Kreuz. Denn auch dort war Tschinkes Rat gefragt. Ein richtiger Spaghetti-Knoten war das zwar noch nicht. „Aber da hatten wir schon eine Vorahnung, wie so etwas aussehen könnte”, erinnert sich der Essener.

Was dann einige Jahre später mit den ersten Skizzen begann, endete 1969 mit der Fertigstellung des Autobahnkreuzes Kaiserberg. Tschinke ist überzeugt: „Von der Leistungsfähigkeit ist das ein Optimum.” Zudem habe der Spaghetti-Knoten den Durchbruch gebracht für viele andere Knoten.

Nicht alle Projekte wurden verwirklicht

Und davon hat der Ingenieur noch etliche entworfen – das Kreuz Duisburg- Nord etwa oder das Kreuz Oberhausen-West. Ein weiteres Projekt, das ihm besonders am Herzen liegt, kam allerdings nicht zustande: die Weiterführung der A31 durch das Ruhrgebiet. Die Trassen waren bereits erdacht, drei komplizierte Autobahnkreuze entworfen. Letztlich aber scheiterte der Bau an zahlreichen Bürgerinitiativen. Für Tschinke eine Enttäuschung: „Natürlich hat man gerne, wenn die überlegten Sachen nachher Realität werden.”

Doch für Norbert Tschinke gehörte es eben dazu, dass nicht alle Planungen verwirklicht werden konnten. „Ich habe über drei Milliarden D-Mark bearbeitet”, sagt er. Umgesetzt worden sei davon letztlich nur ein kleiner Teil. Er selbst war übrigens nur selten mit dem Auto unterwegs. Wenn er aber zum ersten Mal seine „eigenen” Straßen befuhr, „dann hat man schon ein zufriedenes Gefühl.”