Duisburg. .

Der Verein Lebenshilfe Duisburg feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Von sechs Elternpaaren gegründet, werden heute Menschen mit Behinderung und deren Familien in allen Bereichen unterstützt - von 130 hauptamtlichen Kräften.

Der Verein Lebenshilfe macht sich seit 50 Jahren für die Belange geistig behinderter Menschen stark. In den Wohnzimmern von sechs Elternpaaren fing sie an, die Geschichte der Duisburger „Lebenshilfe“. Dort wurden die geistig behinderten Kinder der Paare wechselseitig betreut. 50 Jahre liegt das nun zurück.

Heute beschäftigt die Lebenshilfe in der Stadt 130 hauptamtliche Kräfte, die sich dauerhaft kümmern um 350 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geistigen Behinderungen.

„Auch im Anschluss an das Dritte Reich und die furchtbaren Verbrechen der Nazis an Behinderten gab es viele Jahre lang praktisch gar keine Betreuung“, ruft Bernd ­Steingräber die Zeit rund um die Gründung in Erinnerung.

Mittlerweile 550 Ortsvereine bundesweit

„Bedürfnisse von Menschen mit Handicaps und deren Familien spielten im öffentlichen Leben keine Rolle“, so der heutige Vorsitzende der Lebenshilfe Duisburg. Als die Eltern im März 1961 – nach Marburger Vorbild – den Verein als eine Art Selbsthilfe unter dem Namen „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind“ ins Leben riefen, war es die siebte Gründung in NRW, die 19. in Deutschland. Heute nehmen sich bundesweit 550 Ortsvereine der Belange von behinderten Menschen an.

Interdisziplinäre Frühförderung bringt Kinder mit und ohne Behinderung zusammen.
Interdisziplinäre Frühförderung bringt Kinder mit und ohne Behinderung zusammen. © NRZ

Geistige und körperliche Förderung ab dem Baby- und Kindesalter, Betreutes Wohnen, Werkstätten, um Betroffenen das Arbeiten zu ermöglichen: Dass es solche Veränderungen mit den Jahren gab, dafür kämpfte die Lebenshilfe unermüdlich.

Gemeinsam mit anderen Organisationen ging es um eine verbesserte Infrastruktur für behinderte Menschen – einschließlich barrierefreier Zugänge zu Ämtern, abgesenkter Gehwegränder und Buseinstiege, Fahrstühle zu Parkhäusern und zur U-Bahn. Es war ein weiter und oft steiniger Weg. Und der ist noch lange nicht zu Ende.

Inklusion statt Integration

„Inklusion“ heißt das Wort, das gegenwärtig die Diskussion bestimmt. An diesem Freitag, 7. Januar, lädt die Lebenshilfe Duisburg ihre Mitarbeiter und Freunde zu einer Fortbildung ein. „Inklusion“ heißt das Thema der Zusammenkunft. Sie ist zugleich die erste von insgesamt acht Veranstaltungen im Jubiläumsjahr.

„Inklusion bedeutet mehr als Integration“, unterstreicht Petra Droll, ehrenamtliche Geschäftsführerin der Lebenshilfe, nach Namensänderungen aktuell „Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. Duisburg“. Petra Droll: „Inklusion beinhaltet den Grundsatz, dass behinderte und nicht behinderte Menschen die gleichen Rechte haben. Alle Menschen gehören überall ganz selbst verständlich dazu.“

Eine gemeinsame Schule

Als konkreten Schritt in diese Richtung nennt sie die geplante gemeinsame Schule für alle Kinder. Als Bernd Steingräber die Erreichbarkeit der hohen Ziele etwas skeptisch betrachtet, betont Petra Droll: „Wir müssen doch Visionen haben, so wie die Vereinsgründer auch.“

In der Rückschau stimmt Steingräber dann doch zu, dass sich vieles bewegen lässt. Als Beispiel nennt er seine eigene behinderte Tochter Antje (42), die seit acht Jahren selbstständig in einer Wohngruppe lebt. „Sie hat in dieser Umgebung unglaubliche Fortschritte gemacht, das hätte man früher nicht für möglich gehalten.“