Es brodelt schon wieder bei den Stahlkochern: In der letzten Woche legte die Belegschaft des Grobblechwerkes in Hüttenheim die Arbeit nieder, gestern waren es die Mitarbeiter der beiden Bandbeschichtungsanlage in Beeckerwerth.

Eine Sorge verbindet diverse Thyssen-Krupp-Anlagen und -Standorte: die Sorge vor einer Ausgliederung.

Rund 150 Stahlbeschäftigte, Arbeiter wie Angestellte, egal ob im Dienst oder gerade auf Freischicht, versammelten sich gestern mittag vor Tor 1 in Bruckhausen, fordern klare Informationen über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Und sie machten unmissverständlich deutlich, dass es bei Bedarf massiven Widerstand aus der Belegschaft geben wird: „Wir lassen uns nicht filetieren”, stellte Bernd Kruse von der Vertrauensleuteleitung der IG Metall bei Thyssen-Krupp Steel klar.

„Die Ängste sind da”, beschrieb Betriebsrat Olaf Vopel die Stimmung seiner Kollegen, die Bleche mit farbigen Oberflächen produzieren, überwiegend für die Baubranche. Als klaren Verstoß gegen geltende Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmervertretung und Unternehmensleitung wies Betriebsratsvorsitzender Willi Segerath gestern alle Pläne von GmbH-Ausgründungen kategorisch zurück: „Das muss vom Tisch. Ansonsten haben wir ein Problem!”

Zunächst einmal hat die Arbeitnehmervertretung alle laufenden Gespräche mit der Konzernleitung abgebrochen. Und Wilfried Müller, Vorsitzender der gewerkschaftlichen Vertrauensleute bei Thyssen im Norden der Stadt redete gestern Klartext, was die weitere Auseinandersetzung angeht: „Wir machen diese Spielchen nicht mit. Die Herren sollen sich warm anziehen!” Auch eine krisenbedingt geringe Produktion könne man stoppen: „Wir haben den längeren Arm.” Reinhard Täger, Leiter der Beschichtungsanlagen, versuchte zu besänftigen: „Es ist nichts entschieden. Man ist in Gesprächen.”

Damit wollen sich die Arbeitnehmer allerdings nicht abfinden. Größere Protestaktionen, zusammen mit den Kollegen aus Hüttenheim, Bochum und dem Siegerland wurden bereits angekündigt. Heute wird es einen Runden Tisch mit Vertretern des Stahl-Vorstandes und des Betriebsrates geben – und weitere Proteste.

Die Bildung einer GmbH, erläuterte Segerath zudem, sei ohne Zustimmung des Aufsichtsrates nicht möglich, und ein „Nein” der Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium zu solchen Plänen stehe fest.

Die Betriebsräte des Stahlkonzerns befürchten, dass eine Neuorganisation mit kleineren Einheiten in der Form selbstständiger Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) auch zu Lasten der Mitbestimmung gehen würde. Bei Thyssen-Krupp Steel gilt derzeit die Montanmitbestimmung. Neugründungen könnten unter die sogenannte 76er-Mitbestimmung fallen, die den Arbeitnehmern deutlich weniger Rechte einräumt.