Duisburg..
Eine Gedenkstele soll an die Opfer der Loveparade-Katastrophe erinnern. Der Entwurf des Künstlers Jürgen Meister hat jetzt von der Jury den Zuschlag erhalten. Der Standort steht noch nicht fest. Jedoch wird es nicht am Todestunnel aufgestellt.
Die Hände zum Himmel gereckt. Sie scheinen auf den ersten Blick nach oben gerissen. Einer Jubelpose gleich. Wie im Moment größter Freude und Ausgelassenheit. Doch bei genauerem Hinsehen sehnen sich dieselben, überproportional langen Arme und Hände auch nach einem helfenden Griff. Sie flehen um Rettung aus der Masse. Genau diese Doppeldeutigkeit ist es, die das Modell des Künstlers Jürgen Meister so besonders macht. Sein Entwurf einer Gedenkstele für die getöteten und verletzten Opfer der Loveparade-Katastrophe machte unter den 39 eingereichten Vorschlägen das Rennen. Das Urteil der Jury um Alt-OB Josef Krings fiel einstimmig aus.
Fröhlichkeit und Tod im Kunstwerk vereint
Für diese Gruppe saß Sabine Siebenlist in der Jury. Ihre Tochter Fenja war an jenem 24. Juli 2010 in der Masse erstickt. „Unsere Kinder haben zum Feiern das Haus verlassen, sie sind nicht wieder heimgekommen“, so begann die Erklärung, die Frau Siebenlist im Namen aller betroffenen Angehörigen verlas. Darin dankte sie den Bürgern der Stadt und der Initiative Spendentrauermarsch für ihre Anteilnahme und ihr Engagement. „Sie haben ein Zeichen gesetzt, dass diese Katastrophe nicht nur unsere Angelegenheit ist. Dieses Zeichen nehmen wir an.“ Das Sieger-Modell habe allen Hinterbliebenen am besten gefallen, so Siebenlist, „weil es das Fröhliche festgehalten, aber auch den Moment des Todes nicht ausgelassen hat“. Es sei eine Botschaft aus Stahl, die auf ewig die Nachwelt mahnt: Das Unglück darf nicht in Vergessenheit geraten. Und: So etwas darf nie wieder passieren.
Das Kunstwerk ist mehr ein Stahlrelief als eine Stele, geht es doch in seinen Ausmaßen von 6 x 2 Metern eher in die Breite als in die Höhe. Wichtig war allen Juroren, dass die Namen der 21 Todesopfer festgehalten sind. Diese will Künstler Jürgen Meister per Lasertechnik in den Stahl hineinschneiden lassen. Die Skulptur soll auf einem rund 50 Zentimeter hohen Betonsockel stehen. Dieser diene nicht nur als Fundament, darauf könnten Besucher sitzen, so Meister. Oder die Konstruktion könnte sogar als kleine Bühne für Veranstaltungen dienen. Der Künstler selbst bezeichnet ihn deshalb als „Ort des Verweilens“.
Standort der Gedenkstele noch unklar
Der genaue Standort, auf dem das Relief planmäßig im Frühjahr 2011 seinen festen Platz finden soll, steht noch nicht fest. Gerade die Hinterbliebenen der 21 Opfer hatten sich für die Unglücksrampe im Karl-Lehr-Tunnel stark gemacht. Dieser Wunsch wird aber nicht in Erfüllung gehen. Der Besitzer des Grundstücks (Betreiber einer Möbelhauskette) hatte erklärt, dass bei den bevorstehenden Bauarbeiten auf dem Grundstück die Rampe die zentrale Zufahrt für den Baustellenverkehr sei. Daher wäre die Sicherheit aller Trauernden an dieser Stelle bald nicht mehr gewährleistet, so die Argumentation des Besitzers. Losgelöst von dieser Stele soll später auf dem Gelände noch eine weitere Gedenkstätte entstehen – ein städtische, wohlgemerkt.
Für den Relief-Standort stehen noch zwei Alternativen zur Auswahl: Dabei handelt es sich um städtische Grünflächen, die sich in unmittelbarer Nähe des östlichen Tunneleingangs (Neudorfer Seite) befinden. Auf der einen steht bislang der Glaskubus, in dem einige Trauerbeigaben aus dem Tunnel aufgehoben werden. Dieser Glaskubus wird nach den Entwürfen des Künstlers übrigens unter sein Stahlrelief im Boden versenkt. Das Kunstwerk dient dann quasi als Deckel für den unterirdischen, nicht mehr sichtbaren Glaskubus.