Bozat Bünyamin will nicht aufgeben. Er hat weit über 50 Bewerbungen geschrieben, meistens Absagen bekommen. Gestern machte der 19-Jährige beim Tag der Ausbildung im Berufsinformationszentrum einen neuen Anlauf.
„Ich habe leider zweimal eine Lehre abgebrochen, da wird es schwer, einen Platz zu bekommen”, weiß der 19-Jährige. Mancher Arbeitgeber habe ihn für überqualifiziert gehalten. Bozat Bünyamin schloss die 10 mit der Qualifikation „Fachoberschulreife” ab.
Die Bundesagentur hatte für den Tag der Ausbildung vor allem Bewerber mit Migrationshintergrund ins Visier genommen. Die haben es oft besonders schwer, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten. Agentur-Geschäftsführerin Christiane Artz glaubt, dass das Thema Ausbildung im Umfeld von Migranten noch zu wenig beachtet werde. Viele bekämen nicht die erforderliche Unterstützung.
Bei Vertreter von Betrieben, in Diskussionsrunden konnten die jungen Leute erfahren, was von ihnen neben sprachlicher Sicherheit erwartet wird. Kreishandwerksmeister Lothar Hellmann, der in seinem Betrieb schon 200 Jugendliche ausgebildet hat, hält neben Leistungsbereitschaft auch die Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit und Fleiß für wichtige Einstellungskriterien: „Wille und Motivation müssen schon beim Test zu erkennen sein. Und wer nicht auf sein Äußeres und Umgangsformen achtet, der hat bei vielen Arbeitgebern schlechte Karten.” Die jungen Leute müssten bereit sein, in sich zu investieren und manchmal auch die Freizeit dafür zu opfern.
Im letzten Jahr konnten am Tag der Ausbildung 180 Stellen besetzt werden. Noch sind bei 1700 unvermittelten Bewerbern 1200 Stellen unbesetzt. Die letzte Runde wird erst im September eingeläutet. Handwerksbetriebe wie auch Arbeitsvermittler hoffen noch auf ein Umdenken vieler Bewerber. 60 bis 70 Prozent der Jugendlichen konzentrieren sich auf nur zehn Berufe. Sie wollen Friseurin, Bürokauffrau oder Kfz-Mechatroniker werden. Bankkaufleute oder Elektroniker zählen nicht zu den Wunschberufen. Info unter 01801/555 111. Arbeitgeber können Stellen unter 01801/66 44 66 melden.