Duisburg. .

Als die Duisburger Philharmoniker sich nach vier Stunden verbeugten, feierte das Publikum sie mit Jubelstürmen. „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss in der Inszenierung von Guy Joosten wartete mit kräftigen Stimmen und großartiger Musik auf.

Seit 69 Jahren war „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss in Duisburg nicht mehr zu sehen. Nun ließ Intendant Christoph Meyer die vor zwei Jahren entstandene Inszenierung des Belgiers Guy Joosten nach Duisburg übernehmen.

Das Publikum erlebte ein hochkarätiges Sängerfest. Joosten siedelt das Werk in seiner Entstehungszeit während des Ersten Weltkriegs an, setzt sein Konzept aber szenisch nicht konsequent und teilweise sogar unlogisch um.

Auch wenn die Regie nicht zu überzeugen weiß, musikalisch ist diese „Frau ohne Schatten“ ein mitreißendes Erlebnis, das auch weite Anfahrten lohnt. Diese Oper besitzt die Leidenschaft der „Salome“, die in das große Format von „Der Rosenkavalier“ gesteigert wird. Trotz ihrer vier Stunden Aufführungsdauer ist die märchenhafte Geschichte um zwei Paare auf der Suche nach Glück und Kindern ein kurzweiliges Vergnügen.

Mitreißende Klänge

Die Duisburger Philharmoniker bewältigen diesen wahren Strauss-Marathon und zeigen beste Kondition. Generalmusikdirektor Axel Kober lässt die Philharmoniker sensibel und reich an Klangfarben aufspielen. Kober geht sehr genau auf die Sänger ein, und spornt die Musiker zu einer großartigen Leistung an. Die Orchesterzwischenspiele wie den „Erdenflug“ des ersten Aktes spielen die Philharmoniker mit mitreißender Wucht und Feuer.

Großartig sind auch die Sänger: Wann kann man schon einmal solch einen Kaiser wie Roberto Sacca erleben? Der Tenor betört mit lyrischem Schöngesang, verfügt aber auch über die heldische Kraft, an der viele Interpreten dieser Rolle scheitern. Hingegen wird die Kaiserin wahrscheinlich keine der Referenz-Partien von Morenike Fadayomi werden, dafür klingt sie in der Höhe zu bedeckt. Dennoch gestaltet sie den Weg vom verspielten Kind zu wissenden und reifen Frau sehr überzeugend, wobei ihre Mittellage am stärksten ist. Die Szene am „Wasser des Lebens“ interpretiert sie eindringlich und schön wie ein Kunstlied.

Gesangliche und darstellerische Meisterleistungen

Sopranistin Linda Watson, die vor zwölf Jahren in Duisburg ihre erste Isolde sang und sieben Jahre zum Ensemble der Rheinoper gehörte, bestätigt erneut ihren Ruf als herausragende Interpretin im Deutschen Fach. Ihre Stimme klingt rund und besitzt enorme Durchschlagskraft, die ihr besonders dann zu Gute kommt, wenn sie die hysterisch-zickigen Seiten der Färberin zeigt. In ihren verletzlichen Momenten nimmt sie sich dann aber ganz zurück.

Tomasz Konieczny als ihr Mann, der Färber Barak, hat einen knorrigen Bariton, der durch Mark und Bein geht. Auch in den Ensembles hört man sein durchdringendes Organ immer heraus. Den Barak gestaltet er sehr liebe- und verständnisvoll, zeigt dabei auch feinen Humor. Eine Amme wie aus dem Bilderbuch ist Susan MacLean. Ein Höchstmaß an Textverständlichkeit ist bei ihr mit einer kraftvollen Stimme und hoher darstellerischer Präsenz vereinigt.

Das Publikum zeigte sich begeistert: Waren Axel Kober und die Philharmoniker bereits nach den Pausen mit Beifall überschüttet worden, so wurden die Solisten mit Jubelstürmen gefeiert.