Was macht man als Politiker, wenn man auf die Verwaltung wütend ist, die zu spät ihre Vorschläge zur Gestaltung der neuen Bahnhofsplatte vorlegt hat, und wenn man zweitens nicht weiß, ob man sich diese Platzgestaltung leisten kann? Antwort: Man verschiebt die Entscheidung.
Genauso haben es heute Abend auch die Ratsleute im zuständigen Planungsausschuss des Rates gehalten. In einer gemeinsamen Sitzung mit der Bezirksvertretung Mitte hatten es die Lokalpolitiker mit einer großen Tagesordnung zu tun: Neben mehr als 60 Punkten ging es unter anderem um den „Ausbau der A59 - Gestaltung der Bahnhofsplatte“.
Plädoyer für Qualität
Ralf Oehmke, Geschäftsführer der für die Innenstadtplanung federführenden Innenstadt-Entwicklungsgesellschaft (IDE), gab ein ebenso ausführliches wie leidenschaftliches Plädoyer für eine schnelle, anspruchsvolle Gestaltung der Betonplatte am Bahnhof ab. Doch nur die Mitglieder der Bezirksvertretung Mitte mochten sich zu einem zustimmenden Votum aufschwingen.
Die Mitglieder des Planungsausschusses wollten dem städtischen Vorhaben, die gewaltige neue Bahnhofsplatte mit einem Aufwand von drei Millionen Euro aus dem derzeit völlig ungedeckten Haushalt der Stadt zu gestalten, gestern – vermutlich noch – nicht zustimmen. SPD-Ratsherr Georg Berner: „Wir verlangen vom Kämmerer der Stadt eine schriftliche Auflistung all jener Ausgaben und Vorgaben, die aus der so genannten „Investitionspauschale“ bezahlt werden sollen. Wir wissen heute ja gar nicht, ob wir für den Bahnhofsvorplatz überhaupt genug Geld haben.“
Dieser Haltung konnte sich die CDU-Fraktion anschließen. Aber, so CDU-Ratsherr Thomas Susen: „Der GAU, dass nämlich die Bahnhofsplatte am Ende eine öde Fläche bleiben wird, den darf es nicht geben.“ Dass es vom Land NRW oder vom Bund im nächsten oder übernächsten Jahr dann tatsächlich einmal nachträglich einen heute noch nicht einmal beantragten Millionen-Zuschuss geben wird, daran glaubte gestern im Rathaus niemand so recht.
Selbst IDE-Chef Oehmke meinte: „Das steht in den Sternen!“ Dabei, so rechnete er vor, bringe der gestaltete Platz der Stadt deutlich mehr Geld, als er anfangs koste. Drei Millionen Euro braucht es, um diese Fläche mit neuen Themen-Inseln, mit Grün, Wasserflächen und Kieselwegen zu gestalten (die NRZ berichtete schon mehrfach); doch ein schöner Platz mache es dann möglich, zwei bislang unverkäufliche Grundstücke drumherum für beachtliche 3,6 Mio. Euro zu verkaufen.
Das eine an das Unternehmen MD, das dort seine neue Firmenzentrale errichten werde; das andere, dort wo heute noch der Fernbusbahnhof ist, an einen Hotelbetreiber, der bereits größtes Interesse signalisiert habe.
Die Bahn, so kündigte Oehmke, werde dann eine kostbarere Variante als Bahnsteigüberdachung machen. Primitiv-Model „Zwiesel“ ade“! Und auch für den Nordflügel des Bahnhofs, dort wo das „Medienhaus“ ist, gibt es, so der IDE-Chef, fürs Parterre konkrete Pläne für Shops und Handel. Dies alles aber nur, wenn der A-59-Betondeckel anspruchsvoll gestaltet werde. Am 6. Dezember wird sich der Rat wieder damit befassen.