Duisburg. .
Drei neue Notfall-Seelsorger unterstützen das Team der katholischen und evangelischen Kirche. Gefragt sind vor allem offene Ohren am Unfallort.
Wenn morgen, am Sonntag in der St.-Josephs-Kirche am Dellplatz drei neue Notfall-Seelsorger in ihr Amt eingeführt werden, verdoppelt sich die katholische Seite der Notfall-Seelsorge in Duisburg. Zwar ist das gesamte Angebot ökumenisch ausgerichtet und wird von der Evangelischen Kirche koordiniert, doch kann sich besonders Frater Michael von der Abtei Hamborn auf die Unterstützung freuen.
Der 37-Jährige ist seit knapp acht Jahren als Notfall-Seelsorger tätig und wird regelmäßig von der Feuerwehr zu Einsätzen gerufen. Was ihn am Unfallort erwartet, weiß der Prämonstratenser der Abtei vorher nie genau. Er muss sich auf die Betroffenen einlassen, muss ihnen zuhören. „Die Leute wollen sich die Trauer von der Seele sprechen, manchmal sprudelt es nur so aus ihnen heraus, manchmal nicht. Emotionale Entlastung ist immer der erste Schritt“, sagt Frater Michael.„Ich versuche herauszufinden, was die Leute wollen, was ihnen gerade wichtig ist.“
Einsatz auf der Loveparade
Die Konfession spielt dabei überhaupt keine Rolle, die Duisburger Notfall-Seelsorger sind für alle da. „Manche Angehörigen oder Betroffene wollen beten, andere schimpfen auf Gott.“ Die Kunst der Notfall-Seelsorge liege darin, sich emotional auf die Gesprächspartner einzulassen und gleichzeitig eine möglichst große Distanz zu den schrecklichen Bildern aufzubauen, die Einsatzkräfte und Seelsorger bei Unfällen oft zu sehen bekommen. „Wenn es geht, vermeide ich allzu heftige Bilder. Mich lassen diese Eindrücke nicht mehr los. Die bleiben immer im Kopf.“ In unzähligen Lehrgängen hat er gelernt, mit seinen Erlebnissen umzugehen.
Einer seiner heftigsten Einsätze war die Katastrophe auf der Loveparade. Durch Zufall landete er während eines anderen Einsatzes vor dem Karl-Lehr-Tunnel, als ihm die ersten Rettungskräfte entgegen kamen, die vor den Geschehen davongelaufen sind. „Sie waren völlig überfordert mit der Situation, mit ihrer Hilflosigkeit.“ Unzählige Verletzte hätten im Tunnel um Hilfe gefleht und an den Rettungskräften gezerrt, die jedoch nicht allen gleichzeitig helfen konnten. Für Frater Michael endete der Einsatz erst spät in der Nacht, gleich am nächsten Tag ging es früh morgens weiter. Die Telefone der Hotline für Einsatzkräfte, die in der Abtei Hamborn geschaltet worden ist, standen in den ersten Tagen nicht still. Noch heute kümmert sich Frater Michael um einige, die immer noch mit den Bildern zu kämpfen haben. Er selbst kann sie auch nicht vergessen.