Duisburg. .
Der Modellversuch Gemeinschaftsschule sorgte am Donnerstag für eine längere Debatte im Duisburger Schulausschuss. Unsere Übersicht beantwortet die wichtigsten Fragen zur Gemeinschaftsschule (in Duisburg).
Die Verwaltung sah sich durch die Grünen dem Vorwurf ausgesetzt, nicht genug zu unternehmen, um auch in Duisburg eine Gemeinschaftsschule innerhalb des Modellversuchs zu gründen. Auch mangele es an ausreichender Information für Eltern und Lehrerschaft.
Worum geht es?
Der starke Rückgang der Anmeldezahlen an den Hauptschulen und der grundsätzliche Rückgang der Schülerzahlen durch schrumpfende Bevölkerungszahlen machen nach Ansicht der rot-grünen Minderheitsregierung des Landes eine Schulreform notwendig. Mittlerweile scheint es auch in der CDU vermehrt Stimmen zu geben, die dem nicht abgeneigt sind.
Was ist der Modellversuch Gemeinschaftsschule?
Ziel, so das Schulministerium, „ist es, zu erproben, wie durch längeres gemeinsames Lernen in der Sekundarstufe I die Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit des Schulwesens erhöht werden kann und Kinder dadurch zu besseren Abschlüssen geführt werden können. Außerdem soll erprobt werden, wie im Hinblick auf die demografische Entwicklung und der sich wandelnden Abschlussorientierung der Eltern weiterhin ein wohnortnahes Schulangebot ermöglicht werden kann.“
Welche Voraussetzungen gelten für die Teilnahme?
Gedacht war der Modellversuch ursprünglich vor allem für den ländlichen Raum, um ein wohnortnahes umfassendes Schulangebot auch mit gymnasialen Standards vor Ort zu erhalten. Die Gemeinschaftsschule wird als „Schwester“ der Gesamtschule bezeichnet. Aus diesem Grund ist es nach Angaben von Ralf Hörsken von der Duisburger Bildungsholding auch schwierig, in Duisburg geeignete Standorte zu finden. „In Ballungsgebieten ist eine Gemeinschaftsschule nur bedingt genehmigungsfähig“. Es müssten schon besondere Konzepte auf den Tisch, um an dem Modellversuch teilnehmen zu können.
Welche Rahmenbedingungen müssen in der Regel vorliegen?
Nach Angaben von Ralf Hörsken ändern sich die Bedingungen fast täglich. Ein Problem für Duisburg: gemeinsame Einzugsgebiete von (bestehenden) Gesamt- und (neuen) Gemeinschaftsschulen. Laut Schulreferat kommen in Duisburg Gemeinschaftsschulen deshalb nur in den Bezirken Hamborn, Meiderich/Beeck und Süd in Frage. Dabei habe der Süden noch die besten Chancen, weil die A 59 den Einzugsbereich der Schulen teilt.
Außerdem müssen der Schulträger (=Stadt) und Eltern mitmachen. Neuerdings könne laut Hörsken auch der Schulträger die Gründung der Gemeinschaftsschule durchsetzen.
Was bietet eine Gemeinschaftsschule?
Es gibt folgende Eckpunkte: Die Gemeinschaftsschule ist (in der Regel) eine Schule der Sekundarstufe I im Ganztagsbetrieb, wird aus bestehenden Schulen geformt, gewährleistet gymnasiale Standards, hat integrierten Unterricht in den Klassen 5 und 6, garantiert anerkannte Abschlüsse für die Sekundarstufe I und bietet mindestens die Kooperation mit einer Schule der Sekundarstufe II mit der Möglichkeit der Allgemeinen Hochschulreife nach 9 Jahren (G9).
Gibt es eine Höchstgrenze für die Zahl der Schulen, die an dem Modellversuch teilnehmen können?
Ralf Hörsken sprach im Schulausschuss von 25, was Mustafa Arslan (Grüne) auf die Palme brachte, der von 50 sprach. Die Nachfrage beim Schulministerium brachte Klarheit. Pressesprecherin Barbara Löcherbach: „Es gibt keine zahlenmäßige Begrenzung der Anträge. Die Schulministerin sprach aber immer davon, dass bei mehr als 50 Anträgen eine Gesetzesänderung notwendig ist und der Landtag sich damit beschäftigen muss.“ Denn dann sei es kein Modellversuch mehr.
Was geschieht jetzt?
SPD, Linke und Grüne haben beantragt, dass eine Arbeitsgruppe aus Politik und Verwaltung die Arbeit der Runden Tische begleiten soll, die nun installiert werden, um die Anträge für die Gemeinschaftsschulen zu konkretisieren. Es gibt Schulen, die ihre Bereitschaft zur Teilnahme an dem Modellversuch bereits öffentlich signalisiert haben, andere zunächst nur informell. Die Anträge müssen bis zum 31.12. vorliegen. Danach tritt ein enger Zeitplan in Kraft, wenn die Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2011/12 ihre Arbeit aufnehmen soll. Das Anmeldeverfahren wäre im Februar.
Wie sehen die Mehrheit im Schulausschuss aus?
Die CDU steht der Gemeinschaftsschule nach wie vor negativ gegenüber. Ratsherr Peter Ibe: „Wir nehmen die Vorlage zur Kenntnis und werden auf das Urteil des Verfassungsgerichts warten.“ Die Mehrheit von SPD, Linken und Grünen forciert die Teilnahme am Modellversuch.