Was geschieht, wenn 2013 zwei Jahrgangsstufen gleichzeitig das Abitur ablegen? Hinzu kommt die Abschaffung der Wehrpflicht, was zu einem zusätzlichen Ansturm auf die Studienplätze führen wird. Prognosen zufolge soll die Anzahl der Studienplatzbewerber 2013 auf 111 000 steigen. Das sind 23 400 Bewerber mehr als im Jahr 2008.
Um trotzdem allen Bewerbern einen Studienplatz zu ermöglichen, müssen die Kapazitäten an allen Hochschulen erweitert werden. Aus diesem Grund haben Bund und Länder ein milliardenschweres Sonderprogramm, den „Hochschulpakt 2020“ abgeschlossen. Für Fachhochschulen und Universitäten in NRW beinhaltet diese Vereinbarung die Schaffung von 90 000 zusätzlichen Studienplätzen in den Jahren 2011 bis 2015.
Die Universität Duisburg-Essen (UDE) bereitet sich schon seit 2007 intensiv auf den erwarteten Studienansturm vor. Mit den Mitteln des Hochschulpaktes wurden in einem ersten Schritt für den Zeitraum bis 2010 1 300 zusätzliche Studienplätze geschaffen. Insbesondere in den stark nachgefragten Numerus Clausus-Fächern, wie zum Beispiel den betriebswirtschaftlichen Studiengängen.
Gefördert wurden ebenso neue Studienschwerpunkte wie die Kognitions- und Medienwissenschaften oder die Kulturwissenschaften. Auch im Lehramt sind viele neue Studienplätze eingerichtet worden. Im Zeitraum von 2011 bis 2015 können sich nochmals 3 000 zusätzliche Erstsemester an der UDE einschreiben. Studienprorektor Prof. Franz Bosbach teilte mit, dass „weitere 2 000 Studienplätze geschaffen werden könnten, wenn das Wissenschaftsministerium die Mitfinanzierung sicherstellt.“ Um die große Anzahl von Studierenden zu lehren und unterzubringen, hat die Universität zudem 30 zusätzliche Professuren eingerichtet und weitere Räumlichkeiten angemietet.
Das Landfermann Gymnasium ist eines von zwei Duisburger Gymnasien, das bereits 2012 seinen ersten doppelten Abiturjahrgang entlassen wird. Bei einer Umfrage in den aktuellen Jahrgangsstufen elf und zwölf zeigten die Schüler sich zuversichtlich, was ihre Chancen auf einen Studienplatz betrifft. „Wir sind besser dran, da unser erster doppelter Abiturjahrgang ein Jahr vorher entlassen wird“, betont der 17-jährige Jan Betzen.
Allerdings gebe es jetzt schon „oftmals an vielen Universitäten doppelt so viele Bewerber, wie Studienplätze“, weiß Oliver Kadenge (16). Er glaubt, dass dies auch in Zukunft ein großes Problem sein wird. „Der Konkurrenzkampf unter den Mitschülern um die Studienplätze wird steigen“, vermutet Sophie Maxim (18). Javier Luciani Frieros (16) würde eigentlich gerne ein freiwilliges soziales Jahr machen, befürchtet aber, dass sich seine Chancen auf einen Studienplatz dadurch stark reduzieren, da er sein Studium dann mit allen doppelten Abiturjahrgängen im Jahr 2013 aufnehmen würde. Einige der zukünftigen Abiturienten sehen als Alternativmöglichkeit zum erwarteten Studienansturm ein Auslandsstudium. Stefan Lach (18) interessiert sich für ein ingenieurwissenschaftliches Studium und würde dafür auch nach Spanien gehen, falls er in Deutschland keinen Studienplatz bekommt. Auch Moritz Roggentin (16), der Gesang studieren möchte, könnte sich ein Studium in den Niederlanden oder in London vorstellen. Lieber würde er aber in Deutschland bleiben. Diese Auffassung vertreten auch Oliver Großgebauer (16), der Sprachen oder Politik studieren möchte und Esther Pasquay, die gerne Architektin werden möchte. „Am liebsten würde ich in Deutschland studieren, um in der Nähe meiner Familie bleiben zu können“, so die 18-Jährige.