Duisburg. .

Eine offizielle Eröffnung der Sparausgabe der Internationalen Kinderbuchausstellung (Ikibu) gab es nicht. Dennoch wurde gestern eine Ausstellungseröffnung in der Zentralbibliothek gefeiert: „Biografische Lebenskoffer der Generationen“.

So der Titel, hinter dem sich ein Projekt des an der Börsenstraße benachbarten Awo-Mehrgenerationenhauses verbirgt. Menschen zwischen acht und 93 Jahren haben ihre „Lebenskoffer“ gepackt. Wobei die „Pappkoffer“ der Kinder etwas schmaler ausfallen als das Gepäck der älteren Generation.

Drei Schulklassen der Hebbel-Schule haben sich beteiligt. Ausgestellt sind 28 „Pappkoffer“ – zusammen gefaltete Kartons, bei denen Öffnen erlaubt ist. Darin haben die Kinder Zeichnungen geklebt, auf denen zu sehen ist, was ihnen wichtig ist. Außerdem haben die Kinder die Frage nach ihrem Traumberuf beantwortet. Melina (9): „Früher wollte ich Nageldesignerin werden, aber das ist viel zu viel Arbeit... Jetzt will ich entweder Tierärztin oder Friseurin werden.“

Altersmäßig auf der anderen Seite des Spektrums steht „Die bärenstarke Flurallee“: 16 Frauen zwischen 76 und 93 Jahren, die auf einem Flur unterm Dach des Awo-Hauses Im Schlenk jeweils eigene Appartements bewohnen, als Nachbarinnen aber fest zusammen halten. Was sie unter anderem in den gemeinsamen Koffer gepackt haben: Lockenstab und Zahnbürsten, die erste selbst gebastelte Puppe und ein Rezept für rheinischen Sauerbraten, einen Krimi und einen Gymnastikball.

Die 71-jährige Ingeborg Krause „erzählt“ in ihrem Koffer von ihren ungewöhnlich vielen Hobbys und Vorlieben: Sie gärtnert im Kleingarten (ein Gartenbuch); sie reist gern „vor allem nach Potsdam, Stockholm und Wiesbaden“ (Wanderstiefel); sie ist im Karneval aktiv (Hütchen); sie bastelt Schmuck (Brosche), sie gibt Töpferkurse, ist „Grüne Dame“ – und liebt natürlich ihre Familie, wie Fotos zeigen. An die schlimmen Zeiten in ihrem Leben erinnert Ingeborg Krause schriftlich: Als Kind war sie mit ihrer Familie in Potsdam ausgebombt; der Hunger war so groß, dass ihre Mutter eine reich bestickte Tischdecke gegen ein Ei tauschte. Ingeborg Krause war als Siebenjährige so unterernährt, dass ihre Mutter sie mit dem Handwagen zur Schule fahren musste.

Von Stationen, Weggefährten und Erfahrungen der „Lebensreise“ erzählten die Koffer, so Lisa Müller-Arnold, Leiterin der Mehrgenerationenhauses. Als „Gedächtnisort“ sei die Bibliothek genau der richtige Ort für die Ausstellung, so Dr. Jan-Pieter Barbian.

Sie bleibt bis 20. November. Täglich jeweils um 15 Uhr laden Zeitzeugen zu einer Führung ein, und Kinder ab acht Jahren können „Lebenskofferdetektive“ werden.