In der Mercatorhalle läuft der Einbau der Konzerorgel
Schön sieht es in der Mercatorhalle gerade nicht aus. Die Bestuhlung ist ausgeräumt, an der Stirnwand steht ein riesiges Gerüst, Holz liegt herum. Es ist das Holz, das aus einem lang gehegten Wunsch Wirklichkeit macht: Die Konzertorgel, für die zwar schon beim Bau Platz gelassen wurde, die aber erst nach der Spendenzusage der Krupp-Stiftung über 1,5 Millionen Euro in Auftrag gegeben werden konnte.
Kein Zweifel, dass sie die Zierde der Halle wird: Nach der Einweihung am 14. November können sich alle Duisburger bei einem Tag der offenen Tür, bei der die Orgel den ganzen Tag im Einsatz ist, davon überzeugen. Freien Eintritt kündigte Intendant Dr. Alfred Wendel auch für die ersten Konzerte der Orgelreihe „Toccata” an (für die weiteren werden noch Sponsoren gesucht), in der unter anderem die drei Mitglieder der Orgelkommission spielen: Roland Maria Stangier, Marcus Strümpe und Peter Bartetzky. Sie hatten auch beschlossen, dass die Duisburger „Königin der Instrumente” einen ganz besonderen Klang haben wird.
Als „Konzertorgel im englisch-spätromantischen Stil” verfügt sie über ein außergewöhnliches Klangkonzept. „Englische Orgeln sind sehr grundtönig”, sagt Strümpe. Wie Stangier erläutert, kann die „Tuba sonora 8'”, die mit einem größeren Winddruck betrieben wird als andere Pfeifen und deswegen mächtig braust, jedem Werk zugeschaltet werden. „Cornopean” hat einen speziellen Trompetenklang, „Carillon” klingt wie ein Glockengeläut, und der Name „Mercator Trumpet” ist ein Tribut an den Standort.
Angesichts der „einmaligen Dichte an Konzertsaalorgeln” sollte sich der Duisburger Klang abheben, so Stangier, der an der Folkwang-Hochschule in Essen unterrichtet. Wie genau, sei so schwierig zu beschreiben wie der Geschmack eines Gewürzes. Mit ihr könne man jedenfalls auch Kino- oder Jazzeffekte erzielen. Während in England fast alle Säle mit „Townhall-Orgeln” ausgestattet sind, die eben auch bei Filmen oder Theateraufführungen effektvoll eingesetzt wurden, sei das Instrument „auf dem Kontinent einzigartig”, so Dr. Wendel. „Es soll Organisten auch aus der Ferne anlocken.”
Neben den Stars der Szene – so spielt beim Eröffnungskonzert unter anderem die lettische Organistin Iveta Apkalna – steht die Orgel aber auch der heimischen Musikszene oder etwa Stangiers Studenten zur Verfügung. Doch bis dahin muss noch viel Holz aus Eiche, Kiefer, Buche, Fichte und amerikanischer Kirsche, müssen die rund 5000 Pfeifen aus Holz oder Blei und Zinn von acht Millimeter bis fünf Meter, die jede einzeln hergestellt wurden, verbaut werden; das soll bis zum 17. Juli abgeschlossen sein. Die anschließenden Intonations-Arbeiten dauern rund zwölf Wochen.
„Das wird ein ganz neues Erlebnis der Halle”, sagte OB Adolf Sauerland gestern bei einem Besuch. Er nannte es rückblickend eine „wagemutige Entscheidung”, beim Hallenbau die Orgel berücksichtigt zu haben – noch ohne Geldgeber.