Duisburg. .
Früher haben Menschen hier Schutz vor den Bomben der Alliierten gesucht. Heute suchen sie im Bunker am Johannismarkt in Marxloh nach kreativen Ideen. Kameramann Halil Özet und Fotograf Rainer Kzonsek riefen das Projekt „Medienbunker“ 2005 ins Leben.
Beide Männer verband, dass sie ursprünglich aus dem Ruhrgebiet kamen, weggingen und dann wieder zurückkehrten. Sie kamen heim, um hier Geld zu verdienen, eigene Projekte zu machen, aber auch, um etwas für den Stadtteil zu tun.
„Die Idee für den Bunker ist aber schon viel älter“, sagt Halil Özet. Als Kameramann tourte er sieben Tage die Woche durch Europa, filmte zwischen Marseille und Stockholm für verschiedene Auftraggeber. „Im Endeffekt merkt man, dass man als Deutsch-Türke in der Luft schwebt“, erinnert sich Özet an diese wilden Jahre. Kurzerhand besann er sich auf seine Wurzeln und kam wieder in das Ruhrgebiet. 2000 gründete er die Film- und Fernsehproduktion „P.Y.P“.
„Wir wollten kreative Leute zusammentrommeln“, erklärt Halil Özet die Motivation, die hinter dem ehrgeizigen Vorhaben stand. Das junge Unternehmen startete in Essen.
Lange blieben der gebürtige Marxloher Halil Özet und der Bottroper Rainer Kzonsek aber nicht in Essen. Sie wollten zurück an den Ort, an dem für sie Leidenschaft und Kreativität zusammenliefen – nämlich nach Marxloh.
Zwei Jahre verbrachten die Bunker-Macher in einer Garage an der Wilfriedstraße: 60 Quadratmeter, 50 Euro Warmmiete. „Das waren für mich zwei Jahre der Besinnung“, sagt der Kameramann mit Blick auf die Garagenzeit.
Während dieser Monate entwickelte sich die Idee des Medienbunkers immer weiter. Aus einer flüchtigen Träumerei entstand ein realisierbares Projekt. 2005 war es dann endlich geschafft. Der Medienbunker konnte eröffnen. Dass der große Erfolg, der sich danach einstellte, bloßer Zufall war, mag schwer zu glauben sein. Aber von Anfang an geplant war nur das Wenigste von dem, was später folgen sollte. „Wir sind einfach nur mit ganz viel Liebe an den Stadtteil herangegangen“, erklärt Mustafa Tazeoglu, der 2007 zum Medienbunker kam.
Mit einem Tag der offenen Tür feierte das Bunker-Team 2008 den ersten Erfolg. Das Interesse war groß. Über 1000 Menschen besichtigten an einem Wochenende die Räume am Johannismarkt. „Das hat uns Kraft gegeben“, so Tazeoglu.
Kurz danach starteten sie ihre Image-Kampagne „Made in Marxloh“. Sie ließen Taschen, T-Shirts und andere Artikel mit dem Slogan bedrucken, veranstalteten Führungen durch den Stadtteil, drehten Filme mit und über die Menschen, die in Marxloh leben und arbeiten. Ziel der Aktionen war es, den stigmatisierten Stadtteil in einem anderen, positiveren Licht zu zeigen. „Wir versuchen, unseren Stadtteil sexy zu machen“, drückt es Halil Özet ganz schlicht aus. Überregional wurde die Kampagne bei der Eröffnung der Merkez Moschee bekannt, als Jugendliche die „Made in Marxloh“-Schilder vor die Objektive unzähliger Pressefotografen hielten.
Während des Kulturhauptstadtjahres blies der Rückenwind für die Medienmacher, Soziologen, Stadtplaner und Wirtschaftsleute, die im „Bunker-Kollektiv“ zusammenarbeiten, noch stärker. Bei den Projekten „Melez“ und „Next-Generation“ beteiligten sie sich aktiv an Ruhr.2010. Mit den 100 Bräuten beim Stillleben auf der A40 sorgten die Macher erneut für Furore. Einmal mehr gab es positive Bilder aus Marxloh zu sehen, die zeigten, dass in dem Stadtteil eine Aufbrauchstimmung herrscht. Jüngst zeichnete die Initiative „Kreativ- und Kulturwirtschaft“ der Bundesregierung den Bunker mit dem Titel „Kultur und Kreativpiloten Deutschland“ aus.