Stadtarchäologe Dr. Volker Herrmann schaut nicht in, sondern durch den Fokus, sein großes beleuchtetes Vergrößerungsglas.

Mit sachkundigem Blick begutachtet Duisburgs Stadtarchäologe Dinge, die ihm Bürger in den Wandelgang des Kultur- und Stadthistorischen Museums am Innenhafen gebracht haben. Ein paar prüfende Blicke und der Leiter der unteren Denkmalbehörde liefert seinen wissbegierigen Besuchern Fakten, Fakten, Fakten.

Bei der ersten Archäologischen Sprechstunde in der Geschichte Duisburgs gab es so manche Überraschungen: Ein älterer Herr hatte einen schmalen, länglichen, etwa ein Kilo schweren Steinkeil herbeigeschleppt, den der Rentner auf einem Acker in Huckingen gefunden hatte: Das eigenartige Objekt, das wie ein kleiner Hinkelstein im Spielzeugformat anmutet, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als ein Beil aus der Jungsteinzeit, dem späten Neolithikum von 5000-2000 v. Chr.

Erika Eckes aus Wanheimer­ort stellt Dr. Herrmann zwei kleine Tintenfässchen, wie sie in Schulen und Schreibstuben bis Anfang des 20. Jahrhunderts gebraucht wurden, auf seinen Untersuchungstisch. Die beiden Fässchen, das eine aus mattem grünen Glas, das andere aus weißem Porzellan, hatte der Mann der Seniorin vor Jahren in der Kleingartenanlage am Dickelsbach nahe der MSV-Arena ausgegraben. Wie die Tintenbehälter dort hingekommen sind, weiß niemand, auch nicht Experte Dr. Herrmann. Dafür kann der Historiker das Alter sicher schätzen: „Von 1850 bis 1900“. Außerdem versorgt Herrmann die Rentnerin mit jeder Menge archäologischem Fachwissen. Ausführlich und kostenlos.

„Nicht selten schlummern wahre Schätze im Keller, auf dem Dachboden oder im Wohnzimmerschrank, archäologische Fundstücke, die man einst auf dem Acker oder in einer Baugrube aufgelesen hat“, so Dr. Herrmann. „Oder aber ein altes Erbstück, das die Eltern oder Großeltern einst aufgesammelt haben und das ihnen über die Jahre hinweg ans Herz gewachsen ist.“ Wie die römische Goldmünze aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr., die ihm neulich ein Friemersheimer ins Amt an der Mercatorstraße brachte.

Zwar fanden bei der Premiere der archäologischen Sprechstunde am Sonntag nur vier Besucher den Weg ins Stadtmuseum. Aber es wird weitere Sprechstunden geben, betont Herrmann. Und ergänzt, dass alle Bürger ihre Fundstücke behalten können. „Wir lernen durch diese Sprechstunde neue Fundorte in Duisburg kennen“, sagte der oberste Denkmalschützer der Stadt. Der Fundort ist fast noch wichtiger als der Fund selbst. Denn ohne den Fundort ist der Fund relativ wenig wert. Denn dann ist der Fund geschichtslos.“ Eine gültige Maxime der Archäologie, stellt Herrmann fest.