Duisburg. .
Mit „How to Make a Book with Steidl“ ist am Montagabend die 34. Duisburger Filmwoche im Filmforum am Dellplatz eröffnet worden.
In Katar verhandelt Gerhard Steidl aus Göttingen mit Beduinen. Sie wohnen nicht mehr in Zelten, sondern in riesigen, komfortabel ausgestatteten Containern. Der Dieselmotor brummt für die Klimaanlage. Und drum herum liegen sorgfältig eingedeckte Dromedare wie ein Wagenpark. In der öden Wüste hat Steidl Steine und Zweige gefunden – vielleicht die richtigen Farben für ein Fotobuch von Khalid Bin Hamad Bin Ahmad Al-Thani.
Das Publikum spendete den Machern Gereon Wetzel und Jörg Adolph sowie dem Mann, den sie mit der Kamera begleitet haben, großen Beifall. Steidl war angereist, um diesen beeindruckenden, charmanten Film über ihn zu sehen, einen – im positiven Sinn – besessenen Verleger. Er spricht von Büchern wie von Geliebten, an deren Perfektion er allerdings intensiv arbeitet. Papier, Drucktechnik, Layout, Lichtnuancen, Bindung, der Geruch der Farben: Steidl kümmert sich um alles. Selbstverständlich auch um die Künstler, die die Gunst genießen, von ihm verlegt zu werden. Steidl reist ungern, aber viel: Zu glamourösen Haute-Couture-Modenschauen nach Paris, um Karl Lagerfeld zu treffen; oder ins kanadische Nova Scotia, wo der berühmte Fotograf und Filmer Robert Frank in seinem Holzhaus seine Schätze in Cellophantüten hortet; oder zu Günther Grass, der beim Titel für die Jubiläumsausgabe seiner „Blechtrommel“ selbst den Pinsel führt.
Die filmische Reise beginnt und endet mit Joel Sternfeld aus New York. Die Entstehung seines Fotobuchs „I-Dubai“ bildet den roten Faden, zeigt das Ringen um ein Buch, das maßgeschneidert wird auf die mit dem I-Phone in einer Shopping Mall in Dubai entstandenen Fotos über den Konsumwahn. Künstler und Verleger zwischen Entnervung und Erleichterung.
Zur Eröffnung hatte Bürgermeister Benno Lensdorf daran erinnert, dass es das Filmforum seit 40 Jahren gibt, es seit 30 Jahren am Dellplatz arbeitet und die Filmwoche seit 20 Jahren Österreich und die Schweiz einbezieht. Staatssekretar Klaus Schäfer aus dem NRW-Kulturministerium hob die Bedeutung des Kinder- und Jugendprogramms „doxs!“ für die Medienkompetenz hervor. „Das sollten wir uns leisten“, so Schäfer übers Festival. Diese Andeutung von Großzügigkeit griff Festivalleiter Werner Ruzicka gern auf – für alle Revier-Filmfestivals.