Mit den Resultaten des „Anti-Aggressivitätstrainings“ für jugendliche Intensivtäter waren die „Macher“ des Jugendamtes derart zufrieden, dass das Pilotprojekt in 2011 nun fortgeführt wird.
Sie waren bereits mehrmals durch brutale Gewaltverbrechen aufgefallen, ihre Prognosen hatten düsterste Dimensionen angenommen. Doch dann bekamen zwölf Duisburger Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, die in den Polizeiakten unter der Rubrik „Intensivtäter“ geführt werden, eine letzte Chance. Sie nahmen am „Anti-Aggressivitätstraining“ (AAT) teil, das federführend vom Jugendamt der Stadt angeboten wurde. Und weil sich das in den Jahren 2009/10 durchgeführte Pilotprojekt bewährt hat, soll es in 2011 fortgeführt werden, sogar in erweiterter Form. Das sagte Jugendamts-Leiter Thomas Krützberg der WAZ.
Von den zwölf im Vorfeld von Staatsanwaltschaft, Polizei, Jugendgerichtshilfe und Jugendamt ausgewählten Probanden ließen sich letztlich zehn auf das über sechs Monate laufende Training ein. Sechs von ihnen hielten bis zum Ende durch. „Und bei fünf von ihnen, da sind sich alle Trainer und Experten einig, ist die Wahrscheinlichkeit sehr, sehr hoch, dass sie in Zukunft strafrechtlich nicht mehr auffallen werden“, erklärte Krützberg, als er die Ergebnisse des AAT-Projektes bei der Sitzung des Arbeitskreises Kriminalitätsvorbeugung vorstellte.
Da diese jungen Männer mit normalpädagogischen Ansätzen nicht zu erreichen waren, wurde in Duisburg ein anderer Weg ausprobiert. Ein vergrößertes Trainerteam um die beiden durchführenden AAT-Coaches Reiner Gall und Benedikt Terrode sowie Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe trafen sich fortan mit den Teilnehmern zu festen Terminen in der Woche. Dort standen neben körperlichen Training stets auch Diskussion und Meinungsaustausch auf dem Programm. Wer unentschuldigt fehlte oder zu spät kam, der wurde nicht nur sofort vom Kurs ausgeschlossen. Es warteten schlimmere Konsequenzen: Denn die Abbrecher mussten umgehend vor einen Jugendrichter, der Beugearreste aussprach oder Bewährungen widerrief.
So sollte vermittelt werden, dass diejenigen, die gegen die Disziplin verstoßen, sofort mit Sanktionen konfrontiert werden. Doch neben der Disziplin gab es zwei weitere Säulen, auf denen das Projekt aufgebaut war: Respekt und Aufmerksamkeit. Und die verurteilten Straftäter wurden von den Trainern nicht nur mit ihrem illegalen Verhalten konfrontiert, es wurde auch Kontakt zwischen Opfern und Täter hergestellt. Damit letztere sehen, was ihre Tat bei den anderen bewirkt hat, wie sich deren Leben verändert hat.
„Bei denen, die durchgehalten haben, hat es im Kopf wirklich Klick gemacht. Sie sind nicht nur selbst zurück auf dem richtigen Weg, sondern treten in ihrer Gruppe nun auch als Vorbild, als Multiplikator auf“, berichtet Jugendamts-Leiter Krützberg. In der Gruppe, in der sie zuvor gewaltsam das Recht des Stärkeren vorlebten, zeigen sie nun ihren Freunden, dass Konflikte nicht nur mit Fäusten zu lösen sind.
Bislang wurde das AAT-Projekt aus Landesmitteln sowie Geldern vom Jugendförderungswerk, vom Verein für Kinderhilfe und Jugendarbeit sowie der Jugendhilfe Hamborn finanziert. „Es handelte sich um 12 000 Euro“, so Krützberg. Weil in 2011 statt einer nun zwei AAT-Gruppen ihre Arbeit aufnehmen sollen, werden rund 25 000 Euro benötigt. Die will das Jugendamt mit finanzieren. „Durch Umschichtungen innerhalb unseres Etats“, so Krützberg.