Duisburg. .

Einige Rektoren von Duisburger Gymnasien würden das Abitur nach zwölf Jahren nach der komplizierten Einführung nun beibehalten – allen anderen Ideen der neuen Landesregierung zum Trotz.

Neue Landesregierung, neue Schulreform: Das ist der Eindruck, den viele Duisburger Schüler, Lehrer und Eltern dieser Tage haben. Nicht nur die Gemeinschaftsschule will die rot-grüne Koalition in Düsseldorf in einem Modellversuch erproben. Das Turbo-Abitur, das CDU und FDP eingeführt haben, soll an einigen Gymnasien wieder dem alten Abitur Platz machen.

Eine vollständige Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren soll es nicht geben. Die Landesregierung plant stattdessen einen Schulversuch, der es einer begrenzten Zahl von Gymnasien erlaubt, zum alten Modell zurückzukehren oder beide Modelle parallel anzubieten.

Bei den Duisburger Gymnasien stoßen diese Pläne nicht auf viel Gegenliebe. In den vergangenen fünf Jahren haben sie das Abitur nach zwölf Jahren eingeführt. Das hat viel Kraft und Mühe gekostet. Mängel in der Planung der schwarz-gelben Landesregierung mussten die Gymnasien vor Ort auffangen.

„Wir mussten in irgendeiner Form mit diesen Problemen umgehen“, berichtet Lutz Peller, der Rektor des Marxloher Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums. Seine Schule versuchte, dem hohen Leistungsdruck, der auf die Schüler am Ende der Sekundarstufe I zukam, mit dem Ausbau des Nachmittagsunterrichts zu begegnen. So sind auch viele andere Schulen verfahren.

Aber mittlerweile haben sich die Duisburger Gymnasien mit dem Turbo-Abitur arrangiert. Der Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums, Karl-Heinz Weber, kann dem verkürzten Abitur sogar etwas Positives abgewinnen. „Es ist an unserer Schule ein Erfolg“, sagt der Rektor. Die Zahl der Schüler, die eine Klasse wiederholen mussten, ist gesunken. Und die Lernstandserhebungen bestätigten den Trend, dass sich Lernerfolg und Turbo-Abitur nicht ausschließen. Das kann auch Peter Jöckel, der Leiter des Krupp-Gymnasiums in Rheinhausen, bestätigen: „Es gibt an unserer Schule kein verstärktes Sitzenbleiben.“

Dass es aber keine Probleme mit dem neuen Modell geben soll, sieht Peter Jöckel allerdings nicht. „Die Belastung für die Schüler ist sehr hoch“, weiß der Schulleiter. Ob der Modellversuch der richtige Ansatz ist, bleibt für den Rektor hingegen fraglich. „Das ist nicht die einzige Option“, meint Jöckel. Weniger Stunden und nicht so straffe Lehrpläne wären aus Sicht des Schulleiters durchaus Möglichkeiten, um Schüler von zu großem Leistungsdruck zu entlasten.

Gewiss ist aber für die meisten Schulen, dass es noch zu früh ist, um eine abschließende Bewertung abzugeben. Die ersten Schüler, die das Gymnasium bereits nach zwölf Jahren verlassen, legen 2013 ihre Abiturprüfungen ab. Vorher ist der Erfolg oder Misserfolg des Turbo-Abiturs nur schwer abzuschätzen.

Generelle Bedenken an dem Modellversuch meldeten Gymnasien an, weil das alte und das neue Modell parallel nebeneinander bestehen bleiben soll. „Es ist schon etwas komisch, wenn die selbe Schulform das selbe Ergebnis in unterschiedlicher Zeit anbieten soll“, so Karl-Heinz Weber. Der organisatorische Aufwand, der zudem betrieben werden müsste, ist ein weiteres Problem. Wenn beide Abiturvarianten gleichzeitig angeboten werden müssten, ginge das nur zu Lasten der pädagogischen Arbeit.

Alternativen zum Turbo-Abitur seien ohnehin genügend in Duisburg zu finden. An Gesamtschulen, die in jedem Stadtbezirk vorhanden sind, können Schüler unverändert das Abitur nach 13 Jahren erwerben. „Wenn eine Schulform das alte Abitur anbietet, dann hat der Bürger die freie Wahl“, meint Weber.

Seiner Ansicht nach wird die Schulzeitverkürzung an Gymnasien bestand haben. Bislang hat keine Schule in Duisburg deutliches Interesse an dem Modellversuch signalisiert. Das letzte Wort haben die Schulkonferenzen.