Schulbuch, Hefte, Federmäppchen und Butterbrotdose sind einzeln nicht schwer. Gebündelt in einem Schulrucksack werden sie jedoch für einen Fünftklässler zur Kraftprobe. Viele Schulen versuchen, die Last azu verringern.

Mindestens fünf bis sechs Kilogramm müssen Jonas (11), Vincent (11), Hannah (10) und Alina (10) schultern, wenn sie sich morgens auf den Weg zur Schule machen – das Sportzeug kommt an manchen Tagen noch dazu. Laut einer jetzt veröffentlichen Studie (die NRZ berichtete) sind schwere Schultaschen einer von vielen Gründen, warum immer mehr Kinder über Rückenschmerzen klagen. Nach Schätzungen der Verfasser des Heilmittelreports behandeln Ärzte in Deutschland etwa 300 000 Kinder wegen Rückenbeschwerden. Laut Duisburger Gesundheitsamt treten die Probleme erst nach der Einschulung auf.

Während Jonas, Vincent, Hannah und Alina ihre Schulranzen auf die Waage stellen, erzählen sie, dass sie ihre Tasche jeden Abend neu für den nächsten Tag packen. Trotzdem drücken die knapp sechs Kilo Gewicht auf den Schultern. Als Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums in Rumeln-Kaldenhausen müssen sie viel weniger als andere Gleichaltrige schleppen, denn an ihrer Schule wurde das Doppelstunden-System eingeführt. Statt für sechs haben die Kinder nur noch Bücher für maximal drei Fächer pro Tag dabei. Laut Schulleiter Karl-Heinz Weber waren die schweren Ranzen ein Grund für die regelmäßigen Doppelstunden.

Ranzen-Rikscha für Grundschüler

Wem der Rucksack trotzdem zu schwer wird, kann an vielen Schulen, wie am Albert-Einstein-Gymnasium und am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium, einen Spind mieten. Der Rucksack von Anna de Vries aus der siebten Klasse wiegt zwar immer noch gute fünf Kilogramm, aber sie hat noch einmal so viel in ihrem Schrank gelagert, den sie sich mit ihrem kleinen Bruder Jonathan teilt.

An der Theißelmannschule in Walsum prägen die Lehrer den Kindern ein, ihren Rucksack jeden Tag neu zu packen. Unnötige Bücher und Hefte können sie entweder zu Hause lassen oder in einem Regal im Klassenraum. „Leider achten viele Eltern nicht darauf, dass ihre Kinder nicht mit unnötigem Ballast auf dem Rücken zur Schule kommen,“ sagt Schulleiterin Barbara Bader. Karl-Heinz Weber fügt hinzu: „Ein aufgeräumtes Kinderzimmer, darf nicht dadurch entstehen, dass alle Bücher im Rucksack sind.“

Mit dem Problem der schweren Rucksäcke seiner Kinder hat sich auch Familienvater Michael Fabritius beschäftigt und kurzer Hand eine „Ranzen-Rikscha“ entworfen, die er selbst anfertigt und vertreibt. Der große Durchbruch ist ihm bislang noch nicht gelungen. Knapp 300 dieser rollenden Packesel für Grundschüler hat er bislang verkauft.