Duisburg. .

Wilhelm Eimers aus Baerl hat beim härtesten Ballon-Rennen der Welt den zweiten Platz belegt. In 83 Stunden flog er mit Ullrich Seel aus Essen non-stop mehr als 4000 Kilometer bis nach Moldawien.

Mehr als 4000 Kilometer in weniger als vier Tagen. Nach dieser Leistung darf sich der Baerler Ballonfahrer Wilhelm Eimers, zusammen mit seinem Essener Kompagnon Ullrich Seel, Vize-Weltmeister nennen. Beim Gordon-Bennett-Rennen, dem größten und härtesten seiner Art, konnten sich die beiden gegen 18 Teams aus aller Welt durchsetzen. Nach exakt 83 Stunden und drei Minuten landeten sie am Mittwochmittag sicher in Moldawien.

Gestartet waren Eimers (60) und Seel (62) am vergangenen Samstag mit ihrem Gasballon in der englischen Küstenstadt Bristol. Über England, den Ärmelkanal und die französische Bretagne ging die Fahrt über den Golf von Biskaya, vorbei an den Pyrenäen, über das Mittelmeer, Italien, die Adria, Ex-Jugoslawien und Rumänien bis nach Moldawien. Die letzte Hürde, die Karpaten, konnten die beiden auch noch nehmen. Dann neigte sich der Ballast dem Ende zu. „Ohne Ballast ist kein sichere Landung möglich“, sagt Eimers. Man müsse notfalls immer noch Hindernisse überwinden können. Einmal mit Gas befüllt, kann der Ballon nur über Ballast gesteuert werden. Ballast ist der Faktor, der über Sieg und Niederlage entscheidet.

Eingepackt wie für eine Nordpol-Expedition

In dem Korb in luftiger Höhe ist es tagsüber bis zu 30 Grad warm, nachts liegen die Temperaturen unter dem Nullpunkt.
In dem Korb in luftiger Höhe ist es tagsüber bis zu 30 Grad warm, nachts liegen die Temperaturen unter dem Nullpunkt.

Nicht das Team gewinnt das Rennen, das die meisten Kilometer zurück gelegt hat, sondern das am weitesten (Luftlinie) vom Startpunkt entfernt landet. Ein Team aus der Schweiz schaffte in diesem Jahr mit 2434 Kilometern nur 122 Kilometer mehr als Eimers und Seel.

Für die beiden Ballonfahrer bedeutet ein Rennen dieser Art Anstrengung pur. Tagsüber herrschen in dem kleinen Korb – mit eineinhalb Quadratmetern nicht viel größer als ein durchschnittlicher Schreibtisch – bis zu 30 Grad, nachts sind es minus vier. „Damit muss man erstmal fertig werden“, sagt Eimers, der im Winter eigens eine Tour gemacht hat, um sich an die Temperaturen zu gewöhnen. Sie seien wie bei einer Nordpol-Expedition eingepackt gewesen, sagt Eimers und zählt lange Unterhose, zwei Paar Socken, Daunenschuhe, Daunenoverall, Schal, Mütze und Handschuhe auf. Trotzdem wurde ihnen nachts kalt, wenn einer der beiden Abenteurer auf der kleinen Pritsche lag – die Füße durch ein Klappe in der Korbwand nach draußen gesteckt. „Wir haben uns dann noch den Sonnenschutz um die Füße gewickelt, um uns zu wärmen.“

Damit Seel und Eimers bei Kräften blieben, haben sie sich mit Fünf-Minuten-Terrinen, Obst und Broten gestärkt. Wer austreten muss, benutzt eine Tüte. „Das ist schließlich auch Ballast, den man später verwenden kann“, sagt Eimers und rechnet vor, dass der Pilot in fast vier Tagen mehr als drei Liter, der Co-Pilot sogar viereinhalb Liter Ballast produziert hat.

Sonnenuntergang auf dem Mittelmeer

Der eindruckvollste Moment der langen Reise war für den Baerler der Sonnenuntergang auf dem Mittelmeer. „Das erlebt man nicht alle Tage. Wir sind schließlich keine Seefahrer.“ Am nächsten Morgen überquerten sie Rom zur Rushhour. „Dass uns die Flugsicherheit da durchgelassen hat, obwohl zu dieser Zeit so viele Flugzeuge unterwegs sind, ist wirklich unglaublich“, schwärmt Eimers. Auch die Fahrt über die ehemaligen Jugoslawien-Staaten war seit 20 Jahren wieder etwas Besonderes.

Nach der Landung hinter den Karpaten in Moldawien machten sich die beiden Ballonfahrer mit ihrem Team gleich auf den Weg nach Hause. Den 83 Stunden im Ballonkorb folgten knapp 100 Stunden im Auto.

Am Samstag haben sie sich wieder hinters Steuer gesetzt und sind zurück nach Bristol gefahren. Zur Siegerehrung mit Prinz Philip, dem Herzog von Edinburgh. „Für uns war das Rennen erst am Sonntag wirklich zu Ende, als wir wieder zu Hause waren.“