Duisburg. .

Das Baerler Truck-Trial-Team sichert sich in Frankreich den Europameistertitel. Auch der dritte Platz geht nach Duisburg.

600 Pferdestärken, 14,6 Liter Hubraum und eine maximale Tonnage von 35 Tonnen – für Kleinwagenfahrer recht imposante Zahlen.

Wenn solch eine Kombination auch noch auf acht gigantischen Reifen eines russischen Raketenschleppers durch die Landschaft rollt, kann einem schon angst und bange werden.

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Von DerWesten

Für Christian Müller ist der Mercedes Benz SK 3535 jedoch nichts anderes als ein Sportgerät, wenn auch eines mit martialischer Kraft und äußerst unhandlichen Ausmaßen. Zum Einsatz kommt der Lkw natürlich nicht auf schnödem Asphalt, sondern auf Kies- oder Sandböden, in Steinbrüchen oder knietiefen Schlammböden – fährt er dabei durch einen Stangenparcours nennt sich das Ganze „Truck Trial“.

„Die Faszination besteht darin, die Technik am Rande des physikalisch Möglichen zu beherrschen. Wir machen Sachen, die sonst nicht gehen“, erklärt Müller. Bei dem Versuch, die Schwerkraft auszutricksen und sein 12,5 Tonnen schweres Gefährt geschmeidig wie einen Kleinwagen zu bewegen, stellt sich Müller gemeinsam mit seinem Fahrer Patrick Töpfer derart geschickt an, dass beide sich seit wenigen Tagen sogar Europameister nennen dürfen. Den Triumph des Duisburger Teams, das von Hermann Kreyenberg gesponsert wird, machten Inga Budde, Katrin Bauch und Enrico Grätz perfekt, die auf dem dritten Platz landeten.

In halb Europa sorgte die Truck-Trial-Tour für Begeisterung – Zuschauer in Frankreich, Österreich, Deutschland, Ungarn und den Niederlanden konnten in diesem Jahr die Fähigkeiten der jungen Duisburger hautnah bestaunen.

Um mannshohe Hindernisse oder extreme Steilpassagen zu überwinden, braucht es nicht nur eine große Portion Mut, sondern auch eine sehr gute Feinabstimmung zwischen Fahrer und Beifahrer. „Bei uns wird der Beifahrer auch ‘sprechender Außenspiegel’ genannt. Er führt den Fahrer, das ist absolute Teamarbeit“, verrät Müller.

Infiziert wurde der 30-Jährige schon vor vielen Jahren mit dem Truck-Trial-Virus. Aus dem Zuschauer wurde wenig später der erfolgreiche Athlet. 2002 zog es den gelernten Zerspanungsmechaniker aus der heimischen Lausitz nach Duisburg. Dass sein Teamchef Hermann Kreyenberg zugleich sein Arbeitgeber ist, ist für Müller ein purer Glücksfall: „Wir sind ihm tierisch dankbar, er unterstützt uns total.“

Dass Kreyenbergs zweites Team ebenfalls aufs Treppchen kam, ist ein ganz besonderer Erfolg, denn mit Katrin Bauch und Inga Budde haben dort zwei Frauen die Zügel in der Hand. „Die meisten Leute glauben gar nicht, dass Frauen so einen Sport überhaupt machen. Wenn sie dann realisieren, dass eine Frau hinter dem Steuer sitzt, sind die Reaktionen total positiv“, sagt Bauch. Die 30-Jährige fühlt sich in der Männerdomäne pudelwohl und genießt vor allem das „familiäre Verhältnis“ in der Szene.

Bauch und Müller bleibt in den nächsten Monaten zunächst etwas Zeit zum Verschnaufen. Erst im Frühjahr setzt sich der Tross der Baerler wieder in Bewegung. Vor Tausenden Zuschauern peilen die Truck-Trial-Fanatiker den nächsten großen Wurf an. Doch nur mit ganz viel Gefühl kann der Traum vom Duisburger Doppelsieg wahr werden.