Duisburg..
Der Duisburger Heinz Schweer tritt in vielen Produktionen als Komparse auf. Der rüstige Rentner (70) - weiße Haare, weißer Spitzbart, ein Gesicht voller Lebenserfahrung - sieht nicht nur aus wie ein seriöser, älterer Herr. Er kann ihn auch spielen.
Wenn Barbara Schweer aus Neudorf wissen will, wo ihr Mann mal wieder gesteckt hat, muss sie nur zur Fernbedienung greifen und den Fernseher einschalten. Dann sieht sie ihren Gatten auf der Mattscheibe. In historischen Filmen wie „Die Krupps“ oder „Die Hindenburg“, Komödien wie „London – Liebe – Taubenschlag“ oder bei „Richterin Barbara Salesch“. Und auch schon mal im Werbefilm. Denn Heinz Schweer ist gefragter Filmstatist. Der rüstige Rentner (70) - weiße Haare, weißer Spitzbart, ein Gesicht voller Lebenserfahrung - sieht nicht nur aus wie ein seriöser, älterer Herr. Er kann ihn auch spielen, mit seiner markanten Stimme. So einer wird immer am Set gebraucht…
„Ich habe nie gedacht, dass ich mal schauspielern werde“, sagt Heinz Schweer. „Nein, ich auch nicht, nie im Leben!“, stimmt Ehefrau Barbara (65) zu. „Aber ich bin nicht der Typ, der sich zu Hause den ganzen Tag mit einer Flasche Bier vor den Fernseher setzt“, sagt der umtriebige Rentner, der rund 30 Jahre als IT-Spezialist in Düsseldorf und Frankfurt arbeitete.
Die zweite Karriere des Heinz Schweer fing ganz harmlos an. Kaum war der Familienvater im Ruhestand, moderierte er zwei Jahre lang den Bürgerfunk im Stadtteil. 2005 sein erster Einsatz als Laienschauspieler: Er stellte Kaiser Wilhelm II. dar. 2006 das nächste Engagement: als Senior im Video „Watt’n herrlichet Ruhrgebiet“. Sein Talent sprach sich herum.
2007 überzeugte Schweer beim Casting für den ZDF-Dreiteiler „Die Krupps“. Er trat auf als General mit Pickelhaube, Oberbefehlshaber der Wehrmacht, in Szenen, in denen Kaiser Wilhelm II. 1917 das Krupp-Werk und die Villa Hügel besucht. Gedreht wurde freilich im Schloss Nordkirchen, im Sauerland, in Essen und Münster. Beim Drehen lernte Schweer prominente Schauspiel-Profis persönlich kennen: Michael Schenk, Iris Berben, Heino Ferch. „Wir haben uns unterhalten in den Pausen. Es macht Freude, solche Leute kennen zu lernen. Beim Drehen geht es mir nur um den Spaß.“ Denn reich kann man als Statist nicht werden. Nur für Sprechrollen gibt es eine kleine Gage. Wer stumm bleiben muss, erhält allenfalls die Fahrtkosten und ein warmes Mittagessen.
Beim nächsten Mal stand Schweer sogar mit Ehefrau Barbara vor der Kamera, in einer Begräbnis-Szene des ansonsten eher heiteren ZDF-Zweiteilers „London – Liebe – Taubenschlag“.
Dann wirkte er in einer Nebenrolle in der deutsch-amerikanischen Koproduktion „Die Hindenburg“ mit. „Ich spielte einen reichen Juden, der seiner Familie eine Reise mit der Hindenburg nach New York finanziert.“ Am Set lernte er Stars wie Heiner Lauterbach, Greta Scacchi, Stacy Keach und Hannes Jaenicke kennen.
Beim Absturz eines deutschen Luftfahrtschiffes ging es wieder um einen historischen Stoff. „Das liegt mir“, so Schweer. „Ich interessiere mich sehr für Geschichte und Geographie.“
In der Sat.1-Gerichtsserie „Barbara Salesch“ hatte Schweer seine erste Sprechrolle: den Zeugen Hermann Könitz, „einen ganz fiesen Großvater“.
Im wahren Leben sind die Kinder der Familie Schweer längst aus dem Haus. Zeit genug für Heinz und Barbara Schweer, um viel zu reisen. Sie waren lange unterwegs, auch in den USA, Kanada, Hongkong, Neuseeland. Aber nicht zu lange: Denn daheim in Neudorf könnte ja wieder das Telefon klingeln – und die nächste Filmrolle winken.