Duisburg. .
Die „Ruhrlights“ locken zu einem Rundgang durch den Innenhafen. Das goße Abschlussfest steigt am Sonntagabend.
Die Dämmerstunde, in der das Licht dem Dunkel weicht, hat wohl eine besondere Wirkung. Sie schafft Raum für ein Innenhalten, für Schweigen, Lauschen, Schauen. In dieser Art Schwebezustand entfalten die Lichtkunstwerke der mobilen Kulturhauptstadt-Ausstellung „Ruhrlights: Twilight Zone“ im Innenhafen ihre ganze Faszination (Bilder gibt es hier)
Zart wirken die Netz- und Gitterkonstruktionen aus Licht, die der Wiener Künstler und zweifache Documenta-Teilnehmer Peter Kogler für die 350 Meter lange Uferpromenade entwickelt hat. Die sich verzerrenden, verschiebenden ständig fließenden Muster spiegeln sich auf der stillen Oberfläche des Wassers im Hafenbecken. Bei aller Größe ist es eine meditative, die stillste aller „Twilight“-Arbeiten. Sehr schön zum Start des Rundgangs, der dann weiterführt zum jüdischen Gemeindezentrum. Dessen Architektur mit ihren Brüchen greift das Berliner Künstlertrio Heike Wiermann, Holger Mader und Alexander Stublic auf, die mit ihren geometrischen schwarz-weißen Projektionen die Struktur des Gebäudes optisch ganz verändern.
Ganz anders: Die Installation des Schweizer Künstlers Yves Netzhammer, die zwar auch mit Videos arbeitet, vor allem aber Skulptur ist. Das Labyrinth im Ludwigforum kombiniert hölzerne Fragmente von Rehen oder Vögeln, die an Wald und Natur denken lassen mit Kleiderbügeln, Spiegeln und dem Sound Bernd Schurer zu einer surrealen Umgebung, in der jeder seine Geschichte erfinden mag.
Und dann, schon auf dem Weg zum Johannes-Corputius-Platz, leuchtet das nächste Ziel mal intensiv rot, dann in kühlem Blau oder lichtem Grün: Modulorbeat (Jan Kampshoff und Marc Günnewig aus Münster) füllt große industrielle Plastikkanister mit Licht und baut aus ihnen eine Art Gebäude: Aus der Distanz eine leuchtende Skulptur, innen ein magischer Raum, der auf Bewegung und Klänge reagiert.
Am Ende des Rundgangs die Salvatorkirche, für deren Fassade Xavier de Richemont eine dramatische Geschichte aus Bildern und Klängen komponiert hat. Angefangen bei der Erschaffung der Welt, führt sie bis in die Gegenwart: Eine spektakuläre, auch ergreifende Komposition aus Formen und Farben und Musik, von der sich das Auge kaum lösen kann.
Etwa 25 000 Besucher hatte das Lichtkunstfestival bisher, das am 3. September in Hagen gestartet ist und sich entlang der Ruhr nach Duisburg vorgearbeitet hat, schätzt Kuratorin Dr. Söke Dinka, die Duisburger Kulturhauptstadt-Beauftragte. Bis einschließlich Sonntag leuchten die Werke im Innenhafen und locken zu einem faszinierend schönen Rundgang.
Höhepunkt des Abschlussfestes soll das Konzert werden, das das Ensemble Concerto Piccolino auf dem Wasser gibt: mit Werken von Bach, Corelli, Telemann, Händel und Gerhard Stäblers Komposition „Ferne/Nähe“ für Streicher und Schlagwerk.
Programm Samstag: um 20 Uhr werden die Projektionen angeschaltet (bis 24 Uhr, Salvatorkirche 23 Uhr). 21 Uhr: Führung mit Nina Hülsmeier (Treffpunkt Galerie DKM, Philosophenweg 17a). 21 bis 22 Uhr: Performance Manuel Schröder und Kunstakademie Vilnius im „Garten der Erinnerungen“. Abschlussfest am Sonntag: Projektionen und Führung wie Samstag. 20 Uhr: Performance „Kultur-Kanal“ der Philharmoniker, ab 21.45 Uhr Live DJ-Set bei Modulorbeat mit Sebastian Maier, 21.30 bis 22 Uhr: Performance im Garten