Duisburg. .

Im Duisburger Johannes-Hospital wurden Zwillinge 16 Wochen zu früh geboren, also an der Grenze zur Lebensfähigkeit. Sie überlebten dank der Intensivmedizin

Die winzigen Händchen schaffen es kaum, Mamas kleinen Finger zu umschließen. So klein und zart Patrizia und Patrick jetzt sind - vor vier Monaten waren sie noch viel kleiner.

In der 24. Schwangerschaftswoche, also an der Grenze der Lebensfähigkeit, mussten die Zwillinge durch einen Not-Kaiserschnitt im St. Johannes-Hospital entbunden werden. Der Mutterkuchen hatte sich gelöst und das ist höchstdramatisch, weil das Kind ab dem Moment nicht mehr versorgt wird.

740 und 820 Gramm wogen die Winzlinge bei der Geburt, hatten noch verschlossene Augenlider, noch nicht ihre jetzige Hautfarbe, mussten beatmet, ernährt, rund um die Uhr umsorgt werden. Auch jetzt, vier Monate später, schaffen sie es nur mit Mühe, selbst zu trinken, haben eine Magensonde, brauchen Medikamente, ein Monitor überwacht Herz- und Atemfrequenz, die Sauerstoffsättigung, er piepst nervtötend bei jeder Unregelmäßigkeit, und sei es, dass sich die kleinen Babys inzwischen mehr recken und strecken, gähnen und gucken, ihre Mama anlächeln, leise schreien.

„Auf Kante genäht“

Chefarzt Dr. Peter Seiffert ist mit der Entwicklung zufrieden, auch wenn aktuell ein kleiner Infekt die Fortschritte hemmt - diese Woche hätte Patricks Leistenbruch operiert werden sollen, das muss jetzt warten, bis der Infekt verklungen, sich die fragilen Lungen erholt haben. „Da sieht man, wie knapp alles auf Kante genäht ist“, beschreibt Seiffert das große Glück, die zwei durch die schwierige Zeit bekommen zu haben.

Die Geburt hätte eigentlich unter Palmen in der Dominikanischen Republik stattfinden sollen. Mutter Felizia Santana hatte Familienvater Alejandro Brito-Castro, der in Duisburg arbeitet, noch einmal besuchen wollen und wurde dann von den Ereignissen überrollt. Die beiden großen Kinder, vier und 13 Jahre alt, sind derweil in der Karibik und hoffen auf eine Familienzusammenführung, denn bis ihre kleinen Geschwisterchen flugfähig sind, vergeht noch mindestens ein halbes Jahr, prognostiziert Oberärztin Elke Reutershahn.

Alles vorbereitet

Der stolze Papa hat daheim alles vorbereitet für die Entlassung. Und im Krankenhaus wird bald im Mutter-Kind-Zimmer die eigenverantwortliche Pflege der Babys geübt, der Umgang mit der Technik, den Medikamenten, ein Reanimationstraining.

Bei sprachlichen Hürden half der hauseigene Dolmetscherdienst, einige Kollegen sprechen ohnehin Spanisch. Das ist auch in Zukunft praktisch, denn die Frühchen werden weiterhin engmaschig überwacht, kommen künftig regelmäßig zur Kardio-, zur Lungen- und zur Frühchen-Sprechstunde. Den Kindern ist das alles leidlich egal. Während Patrizia entspannt in ihrem Wärmebettchen schläft, genießt Patrick die Streicheleinheiten von Mama und zieht genüsslich die Nase kraus.