Nach einer Studie des Pestel-Institutes aus Hannover werden im Jahr 2025 in Duisburg 11 730 altengerechte Wohnungen benötigt. Die Statistiker warnen vor einen „grauen Wohnungsnot.“ Wie viele barrierefreie Wohnungen es derzeit in der Stadt gibt ist nicht bekannt. Eine Sprecherin der Stadt versichert aber, dass alle geförderten Sozialwohnungen, die in den vergangenen Jahren gebaut wurden den Standards entsprechen.
Ganz neu oder gar überraschend ist die Erkenntnis nicht, dass in Städten wie Duisburg mit zunehmenden Altersdurchschnitt und zugleich schrumpfender Bevölkerung der Bedarf an barrierefreien Wohnungen ansteigen wird. Das Institut hat dies nur in seiner Studie „Wohnsituation im Alter“ statistisch erfasst und hochgerechnet. Demnach wird es in 15 Jahren rund neun Prozent mehr Haushalte mit einem Über-70-Jährigen geben als heute. „Wenn man davon ausgeht, dass nur jeder Fünfte der dann 58 600 Senioren-Haushalte auf eine Wohnung ohne Barrieren angewiesen sein wird, muss dringend saniert und neu gebaut werden – mit Türen, durch die ein Rollator oder Rollstuhl passt und mit schwellenfreien Duschen. Es kann nicht sein, dass ältere Menschen nur deswegen ins Heim müssen, weil sie zu Hause keine altengerecht ausgebaute Wohnung haben“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Allein mit Umbauten im Bestand sei der Bedarf aber nicht zu decken. Ein Teil der Altbausubstanz ließe sich nicht mehr barrierefrei umbauen, wenn etwa ein Aufzug nicht nachträglich eingebaut werden könne.
Auftraggeber der Studie sind Verbände der Bau- und Immobilienwirtschaft und der Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt. Und dahinter steckt auch das Lobby-Ziel, die Kürzungen von wohnungspolitischen Förderprogrammen durch den Bund zu verhindern. Das sei ein „falsches Signal und kontraproduktiv“, erklärt der Koordinator der Kampagne „Impulse für die Wohnungswirtschaft“, Ronald Rast.
Lobby oder nicht, der Vorsitzende des Duisburger Seniorenbeirats Wilhelm Hamacher, begrüßt den Vorstoß der Wohnungswirtschaft. Obwohl die Bemühungen des Amts für Soziales und Wohnen lobenswert seien, gäbe es angesichts des demografischen Wandels noch viel Nachholbedarf.
Um Menschen, die auf eine barrierefreie Wohnung angewiesen sind, bei der Suche nach entsprechenden Objekten zu helfen, hat die Stadt im vergangenen Jahr eine Broschüre (Wohnen in Duisburg) veröffentlicht. Der Bericht enthält auch ein Verzeichnis mit Seniorenwohungen im ganzen Stadtgebiet und Kontakten verschiedenen Wohnberatungsstellen. Diese sollen bei Bedarf über Möglichkeiten des barrierefreien Wohnens und über aktuelle Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten Auskunft erteilen. Die Beratung, zu der gegebenenfalls auch ein Experte in bautechnischen Fragen von der Stadt gestellt werden kann ist kostenlos und unverbindlich.