Duisburg. .
Das „unumstrittene Alphatier“ der Jüdischen Gemeinde Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Jacques Marx, wurde Montag Abend beim Neujahrsempfang zum ersten Ehrenvorsitzenden ernannt.
„Wir lieben dich alle“, erklärte Geschäftsführer Michael Rubinstein in einer emotionalen Rede, in der er Marx für sein seit 40 Jahren andauerndes Engagement für die Gemeinde lobte, frotzelte aber auch, dass „die Zeit der demokratisch gewählten Diktatur“ nun vorbei sei. Die Entwicklung von 160 zu aktuell 2800 Gemeinde-Mitgliedern, der Bau der Synagoge und im letzten Jahr die Eröffnung des Kindergartens - Jacques Marx kann auf eine beeindruckende Lebensleistung zurückblicken, was viele Würdenträger und Wegbegleiter aus Politik und Verwaltung mit ihm feierten.
Für seinen Nachfolger im Amt, Dr. Henry Hornstein, gilt es nun, die vor allem durch Zuwanderer aus Russland gewachsene Gemeinde zu einem „Zuhause für alle Juden zu machen“. Er selbst als „alter Neu-Zuwanderer mit hörbarem Akzent“ sei mit offenen Armen empfangen worden und nun sei er es, der die Arme öffne.
Als Gastredner unterhielt in diesem Jahr Michel Friedman, der als Moderator, Politiker und ehemaliger Stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland bekannt ist. Schlagfertig nahm er die Äußerungen Sarrazins aufs Korn, der die Existenz eines jüdischen Gens verbreitet habe, womit verbunden sei, dass Friedman nun 15 % klüger sei als alle anderen. Also mache es gar keinen Sinn, sich mit ihm zu streiten. Pointiert und energisch beschrieb er seine Sicht der Dinge. Unabhängig davon, ob ein Anzug oder ein Springerstiefel Rassismus und Antisemitismus äußere, der Unterschied liege lediglich im Wortschatz, nicht in den Gedankengängen. Friedman nannte es unerträglich, wenn man Menschen kollektive Eigenschaften andichten wolle und betonte die Schönheit der Vielfalt, auch wenn sie anstrengender sei als die Einfalt: „Aus vielen Ichs ein Wir erblühen lassen, ohne die Ichs zu zerstören, das ist die Leistung einer humanitären Gesellschaft.“ Diesen Rat gab er auch der Gemeinde: den neuen Mitgliedern als Menschen zu begegnen.