Duisburg. .

Seit Beginn des Schuljahres ist Duisburg um ein neues Schulangebot reicher – zumindest für drei Monate: Im Gebäude der vor den Ferien geschlossenen (Haupt-)Schule im Angerbogen residiert seitdem die erste Waldorfschule.

Sie war 2007 in Düsseldorf-Angermund ge­gründet worden, gilt als die erste Ganztags-Waldorfschule in Deutschland.

Fünf Tage vor Schulbeginn hatte die dortige Bauaufsicht die Schließung des Gebäudes verfügt – wegen Gefahr für Leib und Leben der Kinder. Tei­le der Fassade lösten sich und fielen zu Boden. Seit 2008 wurde über das Problem diskutiert. Der Vermieter des Ge­bäudes, für dessen Kauf der Waldorf-Trägerverein sparte, sei Sicherungsauflagen nicht nachgekommen, so heißt es.

Kurzfristig bot die Stadt Duisburg als vorübergehende Bleibe die Räume in Ungelsheim an. „Toll, wie schnell und unkompliziert Duisburg rea­giert hat“, freut sich Bernhard Melchers, ein Vorstandsmitglied des Trägervereins. Schließlich habe die Existenz der Schule auf dem Spiel gestanden. Sie zählt zurzeit 130 Schüler in acht Jahrgangsstufen, erweitert in den nächsten Jahren aber noch bis zur zwölften Klasse.

In Ungelsheim wird sie wohl nicht bleiben können. Denn bereits vor den Ferien hat der Rat der Stadt der Verpachtung des Geländes an die bislang in Wanheimerort ansässige private „St. Georg’s School“ zugestimmt. Wie Waldorf-Vorstandsmitglied Evelyn Stifter erklärte, ist man wegen der zentralen Lage zwischen Düsseldorf, Ratingen und Krefeld am dauernden Verbleib im Duisburger Süden interessiert. Erste Gespräche mit dem Im­mobilienmanagement seien po­­sitiv verlaufen.

Waldorfschulen berufen sich auf die Reformpädagogik Ru­dolf Steiners (1861 bis 1925). Sie sind als Privatschulen staat­lich anerkannt und vermitteln die allgemeinen Ab­schlüsse. Es handelt sich um Gesamtschulen, die sich eine gleichwertige ganzheitliche Förderung aller Begabungen der Kinder – auch im handwerklich-künstlerischen Be­reich — auf die Fahnen geschrieben haben. Die Eltern zahlen ein einkommensabhängiges Schulgeld. Die staatliche Schul­aufsicht prüft lediglich die Gleichwertigkeit der dortigen Schulabschlüsse gegenüber öffentlichen Schulen, hat ansonsten kein Weisungsrecht. Unabhängig vom angestrebten Schulabschluss be­trägt die Schulzeit insgesamt zwölf Jahre.

2008 gab es in Deutschland 5000 Absolventen, von denen 48 % das Abi­tur, 8 % Fachabitur, 33 % den Realschulabschluss und 7 % den Hauptschulabschluss erreichten.