Duisburg. .

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat mit einer Landessynode ihre Wurzeln gefeiert. Zur Feierstunde in der Duisburger Salvatorkirche kam auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

„Der Satz ,So war es, so ist es und so muss es bleiben’ eignet sich nicht als Glaubenszeugnis von Christenmenschen – vor 400 Jahren ebenso wenig wie heute.“ Klare Worte fand Präses Nikolaus Schneider in seiner Predigt zum Auftakt der außerordentlichen Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland am Samstag in der Salvatorkirche. Zu Beginn der Synode am historischen Ort in Duisburg gedachten die Mitglieder des obersten Leitungsgremiums der Evangelischen Kirche im Rheinland der Opfer des Love-Parade-Unglücks vor sechs Wochen.

Mit dieser Synode feiert die rheinische Kirche ihre Wurzeln: Vor 400 Jahren legte die 1. Reformierte Generalsynode am gleichen Ort die Grundlagen der heutigen Kirchenordnung. 28 Pfarrer und acht Laien hatten 1610 in der Salvatorkirche die noch heute gültige presbyterial-synodale Ordnung – also die Leitung der Kirche von unten nach oben – aus der Taufe gehoben.

„Es gibt eine gemeinsame Aufgabe von Staat und Kirche“

Dieses Prinzip des gemeinschaftlichen Leitens von Theologen und Nicht-Theologen hat noch heute in der rheinischen Kirche Gültigkeit. Vor 400 Jahren galt und für heute gelte: „Gottes Geist wirkt durch uns Menschen als rechter Zeitgeist“, unterstrich Präses Schneider.

Ministerpräsidentin Kraft betonte in ihrem Grußwort die gemeinsame Aufgabe von Staat und Kirche: „Es gibt eine gemeinsame Aufgabe von Staat und Kirche: das Wohl der Menschen, die Menschlichkeit.“ Sie sei dankbar, sagte die Regierungschefin, für „das Miteinander, das den Menschen zugute kommt“. Als Ausdruck dieses Miteinanders benannte Hannelore Kraft den Gedenkgottesdienst für die Toten der Loveparade, der von genau fünf Wochen am gleichen Ort stattfand.

Auch Oberbürgermeister Sauerland dankte der rheinischen Kirche für die Unterstützung in schwerer Zeit: „Sie, Präses Schneider, waren am Montag nach dem Unglück mit Bischof Overbeck der erste, der der Stadt seelsorgliche Hilfe angeboten hat.“ Angesichts der schweren vergangenen Wochen sei es gut, die Kirche an der Seite zu wissen.

„Skandalös ist der Zusammenhang von Armut und fehlender Bildung“

Mangelnde Bildungsgerechtigkeit und eine Sicht, die Bildung nur noch nach ihrem wirtschaftlichen Nutzen bewertet, hat der Leiter der Abteilung Bildung der Evangelischen Kirche im Rheinland, Oberkirchenrat Klaus Eberl, beklagt: „Bildungs- und Befähigungsgerechtigkeit werden heute schmerzlich vermisst. Skandalös ist der Zusammenhang von Armut und fehlender Bildung. Bildungsferne wird nach wie vor vererbt. In Stadtteilen mit armen Familien muss in Tageseinrichtungen für Kinder, in Schulen und der Kinder- und Jugendhilfe oft zuerst der nackte Hunger gestillt werden“, erklärte er.

Selbst dort, wo die materielle Versorgung gewährleistet sei, greife seelische Armut um sich, konstatierte der Bildungsfachmann.