Manchmal ist es das Laub, das im Herbst in den Garten des Nachbarn fällt, vielleicht zieht auch der Rauch vom Grill über den Zaun oder die Musik ist zu laut – es gibt tausend Anlässe, mit seinen Nachbarn Streit anzufangen.
Doch was ist, wenn die Konflikte irgendwann Überhand nehmen? Blumenbeete zu Schützengräben werden, Jägerzäune zu Frontlinien? Wenn man nur noch mit dem Nachbarn spricht, um ihn zu beleidigen. Nicht selten trifft man sich vor Gericht wieder. Oder man wendet sich an professionelle Streitschlichter wie Dieter Kersten und Maria Berning. Beide arbeiten als ehrenamtliche Schiedsleute.
Bevor es zu langen Verfahren kommt und ein unbeteiligter Amtsrichter einen schwelenden Nachbarschaftsstreit lösen muss, ist der Gang zum Schiedsrichter oft der bessere Weg. Denn: „Wir urteilen nicht. Nach unseren Verhandlungen gibt es keine Sieger und Verlierer”, beschreibt die 49-jährige Maria Berning aus Wehofen, sie betreut mehrere Bezirke im Norden der Stadt. So sieht's auch ihr Kollege Dieter Kersten aus Wanheimerort: „Wir hören uns beide Seiten an und versuchen eine Schlichtung auszuhandeln, mit der dann alle leben können.” Schließlich gibt es ja auch noch ein Leben nach dem Streit. „Wenn einer vor Gericht gegen seinen Nachbarn verliert, ist das Tischtuch doch für immer zerschnitten”, ergänzt Maria Berning.
Eben für kleinere Delikte, bei denen kein öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung herrscht, wurde das Schiedsamt geschaffen. Denn nur weil die Staatsanwaltschaft den Fall mit den gestohlenen Äpfeln aus Nachbars Garten unbearbeitet zu den Akten legt, sind die gemopsten Früchte ja nicht wieder da. In der Regel ist es sogar die Polizei, die zum Gang zum Schiedsmann rät. „Allerdings tun sie das heute immer seltener”, beklagt Kersten.
Darum kann auch ohne Empfehlung jeder zum Schiedsmann gehen und einen Antrag auf eine Schlichtung stellen. Dieter Kersten und Maria Berning vereinbaren gemeinsame Termine mit allen Beteiligten und dann ergibt sich die Lösung oft von selbst.
Manchmal ist dabei einfach Phantasie gefragt, wie etwa bei dem Klassiker mit den Äpfeln aus dem angrenzenden Garten, den Dieter Kersten tatsächlich schon erlebt hat. „Am Ende war es ganz einfach”, erinnert er sich schmunzelnd”, es hingen zehn Äpfel an dem Baum und die wurden einfach geteilt. Jeder bekam fünf und alle waren zufrieden.”